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0932 - Das 14. Siegel

0932 - Das 14. Siegel

Titel: 0932 - Das 14. Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Vielleicht weil der Erschaffer des Buches glaubte, spätere Erbfolger seien zu stark, als dass man sie in ihrer Zeit töten könne?«
    Da wurde Zamorra aus seinen Gedanken gerissen, denn in den körperlichen Merlin kam Bewegung. Er stand auf, marschierte mit den Händen hinter dem Rücken in der Hütte auf und ab. Einmal stapfte er sogar direkt durch Zamorra hindurch. Dabei murmelte er ständig: »Ich kann diese Reise nicht unternehmen! Ich kann es nicht.«
    Dann blieb er plötzlich stehen und schrie das Buch an. »Wer auch immer dich geschickt hat, ich kann es nicht tun! Verstehst du? Ich habe die Gefahr durch den Erbfolger gebannt! Vor langen, langen Jahren schon, als ich die Erbfolge vom Bösen gereinigt habe. Die Zukunft, die du gesehen hast, wird so nicht mehr eintreten. Der Erbfolger braucht nicht zu sterben! Er muss leben!« Merlins Stimme überschlug sich beinahe. Feine Speicheltröpfchen regneten auf das Buch herab. »Außerdem wäre es Wahnsinn, in die Vergangenheit zu reisen und die Erbfolge zu stoppen. Ein riesiges Zeitparadoxon wäre die Folge. All die Unsterblichen hätten niemals gelebt! O nein, dieses Risiko kann und werde ich niemals eingehen. Sollte die Erbfolge doch jemals Gefahr laufen, wieder böse zu werden, so werde ich sie noch einmal reinigen oder den Erbfolger in meiner Zeit töten. Hörst du, Unbekannter? Ich werde nicht in deine Zeit reisen! Niemals!«
    »Genau meine Worte!«, sagte Zamorra. »Wobei er später keine Skrupel mehr hatte, ein Zeitparadoxon zu verursachen.« Damit spielte er darauf an, dass Merlin vor Jahren zur Rettung des Silbermondes ein Zeitparadoxon herbeigeführt und dadurch versehentlich die Entstehung der Spiegelwelten verursacht hatte.
    »Kannst du dich bitte endlich einmal konzentrieren?«, fragte eine deutlich pikierte Stimme in seinem Kopf. »Ich weiß nicht, wie lange ich die Erinnerungen noch aufrecht erhalten kann! Also schweig endlich und erfahre den Rest!«
    ***
    Rhett stand in den Weiten der schottischen Highlands unter einem sternenklaren Nachthimmel, von dem der Vollmond auf ihn herabglotzte und ihm zuflüsterte: »Unternimm etwas! Hilf ihr!«
    Der Junge blickte auf die Szenerie vor ihm: Krychnak pumpte seine Magie in die arme Kathryne. Rhett beobachtete, wie ihr Körper zerriss, wie ein zweiter Leib daraus entstand und wie sie sich schließlich wieder zu einem zusammenfügten. Anka war geboren.
    Wie gerne hätte er ihr geholfen, aber er wusste, dass er das nicht konnte. Dies war nichts weiter als ein Traum. Er saß im Sessel von Ankas Krankenzimmer und träumte ihre Vergangenheit.
    »Da hast du recht!«, erklang plötzlich eine heisere Stimme. »Es ist ein Traum. Und doch auch wieder nicht!«
    Wer hatte das gesagt? Rhett fuhr herum, drehte sich einmal im Kreis, aber da war niemand! Er war alleine mit Anka und Krychnak, die…
    ... sich nicht mehr bewegten! Rhett zuckte zusammen, als er es bemerkte.
    Aus Krychnaks Fingern schoss eine weißglühende Feuerlohe, die in der Luft eingefroren zu sein schien. Ankas Körper hingegen wirkte faserig und durchscheinend, als sei er gerade dabei, sich aufzulösen.
    Und plötzlich bewegte sich Krychnak doch. So, wie in manchen Filmen das Lösen der Seele aus einem toten Körper dargestellt wird, so trat der Dämon aus sich selbst heraus. Er machte einen Schritt zur Seite, genauso faserig und durchscheinend wie Anka, während sein fester Körper regungslos hinter ihm stehen blieb. Dann wandte er sich Rhett zu und grinste ihn an - sofern man die Grimasse mit der gespaltenen Lippe überhaupt als Grinsen interpretieren konnte.
    Das war der Unterschied! Krychnaks Lippe war in Ankas Erinnerung noch immer intakt, wohingegen die des transparenten Dämons bis zum Kinn gespalten war.
    »Hallo, Erbfolger .« Krychnak drehte sich zu der eingefrorenen Szene um und lachte meckernd. »Oh, du hast gerade beobachtet, wie ich dein Liebchen erschaffen habe. Aber das hast du doch sicher schon gewusst, oder?«
    Rhett biss die Zähne zusammen und sagte nichts.
    »Nein? Du hast es gerade erst erfahren? Das ist bitter! Hat sie dir so wenig Vertrauen entgegengebracht?«
    Obwohl er nur schlief und in Wirklichkeit nicht im schottischen Hochland stand, schmerzten seine Kiefer, so fest presste er sie aufeinander. Keinesfalls wollte er mit dem Dämon sprechen.
    »Nun, dann kannst du ja froh sein, dass du sie los bist! Wer braucht schon ein Flittchen mit Geheimnissen?«
    Da konnte sich Rhett nicht mehr beherrschen. »Halt dein verfluchtes Maul, du

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