0932 - Grausame Zeit
Hacken ein und fing an zu zerren.
Es klappte, denn es war nicht verschlossen.
Das Quietschen ließ sich ertragen. Um diese Zeit trieb sich sowieso niemand herum, er war ganz allein.
Es ging leichter, als er gedacht hatte, und bald war er in dem Hof. Im Dauerregen.
Die Wagen standen in Reih und Glied. Große, mittlere und auch kleine Fahrzeuge.
Keine Alarmanlage störte ihn, es bellte kein Hund, und es patroullierte auch kein Wachtposten.
Alfons Buzea war zufrieden. Er entschied sich für einen Pritschenwagen mit Zeltplane.
Man war hier wirklich leichtsinnig, denn als er am Griff der Fahrertür zog, fand er sie offen. Es lief eben alles wie geschmiert für ihn. »Wahnsinn«, flüsterte er. »Wahnsinn…«
Buzea stieg in den Wagen. Das Kurzschließen war zu einer seiner Lieblingsbeschäftigungen geworden. Er freute sich darüber, daß es auch hier so gut klappte.
Alfons war ein guter Fahrer. Er steuerte den Wagen durch das Tor und machte sich nicht mal die Mühe, es zu schließen. Der Diebstahl würde sowieso entdeckt werden, allerdings erst am nächsten Tag, und da hatte er den gestohlenen Wagen längst abgestellt. Er brauchte ihn nur während der Nacht. Er wollte etwas stehlen.
Weiße Särge!
***
Ein trüber, wolkiger Morgen hatte mich von London verabschiedet, und ein ebenfalls trüber, regnerischer Himmel empfing mich in Frankfurt.
Trotzdem klappte die Landung gut und alles weitere auch. Nur als ich Harry Stahl sah, da blieb ich stehen und zog die Augenbrauen zusammen. »Du siehst schlecht aus«, sagte ich zu ihm.
»Ist das ein Wunder?«
»Ich weiß es nicht.«
Wir reichten uns die Hände und klopften uns gegenseitig auf die Schultern.
Harry fragte: »Wie sieht es mit einem Frühstück aus?«
Ich stellte die Gegenfrage. »Hast du Hunger?«
»Ja.«
Ich verdrehte die Augen. »Klar, Harry, aber was machst du es heute wieder spannend.«
»Ich wollte dich ins Sheraton einladen, da brauchen wir nur ein paar Schritte zu gehen, und dort habe ich auch meinen Wagen untergestellt.«
»Ist es noch immer der Opel?«
»Der läuft wie eine Nähmaschine.«
»Ich bin einverstanden.«
Hotels dieser Preisklasse bieten auch ein dementsprechendes Frühstück, das natürlich auf den Geschmack der internationalen Gäste abgestimmt ist. So konnten man europäisch, amerikanisch und auch asiatisch frühstücken, wobei mir die kleinen Frühlingsrollen ins Auge stachen, die sehr gut schmeckten.
Der Kaffee war ebenfalls nicht schlecht, und während wir aßen und sich das Wetter draußen nicht besserte, erklärte mir Harry, um was es in diesem Fall überhaupt ging.
Dieser Alfons Buzea hatte vor mehr als acht Jahren mehrere Kinder entführt, sie in ein Versteck geschleppt, um sie dem Satan zu opfern. Das hatte im letzten Augenblick durch die Aufmerksamkeit eines Geistlichen verhindert werden können.
Man hatte Buzea eingebuchtet, aber bei dem Prozeß hatte sich herausgestellt, wie wenig einsichtig er war. Er lebte voll und ganz in seiner eigenen Welt, in der sich bestimmte Heilige und seltsame Gestalten tummelten.
»Heilige?« fragte ich kauend.
Harry Stahl nickte mir über den Tisch hinweg zu. »Ja, du hast richtig gehört.« Er zeigte mit der Gabel auf mich.
»Aber keine Heiligen, wie wir sie kennen. Sie rekrutierten sich aus dem Umfeld dieser Geschöpfe. Er hat es immer wieder betont und auch von einer Gegenwelt gesprochen.«
»Nannte er Namen?«
»Das mußt wohl so gewesen sein, doch in den Prozeßpaketen waren diese Namen nicht aufgeführt. Immer nur der Satan.«
»Und was wollte er mit den Kindern? Ich meine, wie brachte er sie in einen Zusammenhang mit seinen Heiligen?«
»Das ist die Frage, die nicht beantwortet werden konnte. Er hat sich nie dazu geäußert.«
»Schade.«
»Aber er wird weitermachen«, sagte Harry, und seine Stimme klang sehr ernst. »Er hat bereits weitergemacht. Die beiden Toten lassen sich leider nicht verschweigen.«
»Wie macht er wohl weiter?«
Harry hob die Schulter. »Es ist schon pervers, beim Frühstück davon zu reden, aber ich denke da an die Kinder. Dieser Buzea hat die Höchststrafe erhalten, und man hätte ihn zudem noch in Sicherungsverwahrung genommen, aber er hat sich während der gesamten Zeit im Knast nichts zuschulden kommen lassen.«
»Trotzdem hat man ihn nicht vergessen.«
»Zumindest meine Firma nicht«, sagte Harry und legte die rechte Hand um das Glas mit Orangensaft. »Da haben sie einen guten Computer, in dem sie Daten speichern, die dann zu
Weitere Kostenlose Bücher