0932 - Grausame Zeit
Buzea zu behaupten. Der Sträfling hatte ihn brutal getötet.
Er beeilte sich, obwohl er wußte, daß diesem Mann nicht mehr zu helfen war. Aber Harry dachte auch an die Frau, von der er weder etwas gehört noch gesehen hatte.
Es war nicht einfach für ihn, die Tür aufzuschieben, weil die Leiche davorlag. Er drückte sie deshalb ein Stück zurück. Erst dann konnte er sich in das Haus schieben und spürte, daß sich dort noch ein unsichtbarer Gast aufhielt, der Tod.
Stahl schluckte den bitteren Gallengeschmack. Er hörte sich selbst stöhnend atmen, als er in die Knie ging, um den Mann zu untersuchen. Beim ersten Hinsehen hatte er sich nicht geirrt. Der Gefängniswärter lebte nicht mehr.
Der rote Blutrand an der Kehle zeigte Harry, wie er ums Leben gekommen war.
Er stand auf. Eingepackt in eine Gänsehaut ging er weiter. Stahl nahm sich das Wohnzimmer vor, aus dem ein dünner Lichtschein in den Flur floß. Dort lag eine Lampe am Boden, aber das Licht war hell genug, um auch den langen Tisch zu erreichen, wo sich unter einer hellen Decke oder einem Laken ein Körper abzeichnete.
Harry wollte es genau wissen. Er zitterte schon, als er das Tuch etwas anhob.
Ein starres Frauengesicht lag vor ihm. Er sah auch das Blut auf dem Gesicht. Es war längst geronnen, und in seinem Körper setzte sich die Kälte fest.
Harry ließ das Tuch wieder zurückfallen und drehte sich auf der Stelle um. Dabei holte er seine Waffe hervor, sein Blick war so starr, daß er dem der beiden Toten glich. Er dachte daran, daß der Killer noch im Haus sein konnte, und Harry Wollte auf Nummer Sicher gehen. So machte er sich an die Durchsuchung. Er fing mit dem muffigen Keller an, ging anschließend in die erste Etage und mußte feststellen, daß es außer ihm keinen anderen mehr in diesem Haus gab, der lebte.
Buzea hatte Zeit genug gehabt, das Weite zü suchen, und Harry kam sich wieder wie ein Verlierer vor.
Er wußte jetzt, was er tun mußte. Anrufe tätigen, auch bei seiner Dienststelle, um sich Rückendeckung zu holen. Mit dem Zuchthausdirektor mußte er ebenfalls sprechen. Das Schrillen des Telefons traf ihn wie ein optischer Messerstich.
Er hatte es nicht weit bis zum Apparat. Harry hob ab. Bevor er sich melden konnte, hörte er die ihm bekannte Stimme des Direktors. »Sind Sie es, Cichon?«
»Nein.«
Müller schwieg. Nach dieser kurzen Antwort ahnte er schon, daß ihn keine freudige Meldung erreichte. »Sind Sie es, Stahl?«
»Sicher.«
»Muß ich noch fragen?«
Harry wartete den tiefen Atemzug des anderen ab, bevor er eine Antwort gab. »Das brauchen Sie nicht, Herr Müller. Ich bin im Haus der Cichons, aber nicht allein, denn mich umgeben zwei Tote. Buzea hat es geschafft, das Ehepaar umzubringen.«
Schweigen. Danach das Stöhnen. Dann die rauhe Flüsterstimme. »Verdammt noch mal!«
»Ich kam zu spät.«
»Lange?«
»Nein, das glaube ich nicht. Aber es spielt keine Rolle. Ich bin zu spät gekommen. Ich werde jetzt die Mordkommission alarmieren, überlassen Sie alles mir, Herr Müller, und ich werde auch mit meiner Dienststelle reden.«
»Wissen Sie auch, was dann passiert?«
»Ich bin kein Hellseher, aber wir werden unsere Kräfte verstärken um diese Bestie zu fangen.«
»Das hätten Sie schon vorher machen können.«
»Das weiß ich alles, aber keiner hat wohl damit gerechnet, wie brutal und gefährlich dieser Mann ist.«
»Gut, ich warte in meinem Büro.«
Harry Stahl telefonierte jetzt selbst. Nicht mit der Mordkommission, er rief eine geheime Nummer an, bei der sich nur eine Computerstimme meldete, die Harry dazu aufforderte, sich zu identifizieren. Er gab ein Codewort durch und wußte nun, daß auf elektronischem Weg seine Stimmfrequenzen verglichen wurden.
»Codewort okay - warten!«
Er wartete und hörte dann keine Computerstimme, sondern die seines Einsatzleiters. »Ja, was ist?«
»Zwei Tote.«
»Oh, wie…?«
»Ich erkläre es Ihnen.« Namen wurden nicht genannt. Harry wußte, daß sein Bericht aufgezeichnet werden würde, was ihn jedoch nicht störte.
Hier waren persönliche Dinge nicht von Bedeutung.
»Fertig?«
»Ja.«
Harry hörte ein Räuspern. »Sie werden den Tatort jetzt verlassen. Der Mordkommission geben wir Bescheid. Für Sie, Stahl, geht die Arbeit natürlich weiter.«
»Das ist klar.«
»Haben Sie schon einen Plan?«
»Ich muß ihn fangen.«
»Das hoffen wir.« Die Antwort klang amüsiert. »Können Sie nicht konkreter werden?«
Stahl ärgerte sich über den Tonfall, aber er
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