0933 - Der erste Erbfolger
des Anzugs, in die Asmodis Merlins Stern gesteckt hatte. »Ist die Reparatur abgeschlossen? Lässt du es mir hier? Das wäre wenigstens ein kleiner Lichtblick!«
»Da muss ich dich enttäuschen. Es ist noch nicht so weit! Allzu lange wirst du dich aber nicht mehr gedulden müssen. Vielleicht kann ich es dir schon…«
Eine Salve von Blitzen zuckte vor dem Fenster des Kaminzimmers auf und überschwemmte den Raum mit weißglühendem Licht. Ein Donnerteppich unterstrich die theatralische Wirkung.
Zamorra und Asmodis sprangen auf und rannten aus dem Château.
Außerhalb der M-Abwehr vor der heruntergelassenen Zugbrücke stand Krychnak.
»Wenn du deinen jungen Freund noch einmal lebend sehen willst, Zamorra, solltest du dich beeilen!«
***
Ein eiskalter Schauder rann über Zamorras Rücken.
Was wollte der Dämon hier? Sich an ihrem Leid ergötzen? Sie verspotten? Und was sollte das heißen: wenn du deinen jungen Freund noch einmal lebend sehen willst?
Der Professor sprang die Stufen der Treppe hinunter und hastete über den Schlosshof. Hinter sich hörte er Sids Schritte.
Noch innerhalb der M-Abwehr, aber nur wenige Meter von Krychnak entfernt, blieb er stehen.
»Was willst du?«
»Mach den Zauber rückgängig, der die Verschmelzung verhindert!«
Wovon zum Teufel redete der Kerl? »Und wenn nicht?«
»Dann wird dein junger Freund sterben!«
Er zeigte nach rechts. Zamorra ging noch einen Schritt nach vorne, und ein Wesen geriet in sein Blickfeld, dessen Anblick ihm den Magen umdrehte.
Rhett! Oder Xuuhl?
Aber etwas war mit ihm erkennbar nicht in Ordnung. In seiner Haut, seinem Körper steckte ein Fremder: Aktanur. Und er wollte heraus! Rhett war nackt. Aus seiner Brust stülpte sich ein Arm hervor, drehte und wand sich, als wolle er die Haut zerreißen. Dann zog er sich zurück und aus dem Oberschenkelfleisch formte sich ein Gesicht.
Rhetts Körper war eine einzige pulsierende Masse sich ausbildender und zurückentwickelnder Glieder. Seine Miene war schmerzverzerrt.
Als er den Dämonenjäger erkannte, hob er in einer flehentlichen Geste die Hand.
»Zamorra«, keuchte er. »Hilf mir!«
Über ihm am Himmel zuckten erneut unzählige Blitze auf. Die Llewellyn-Magie, völlig außer Kontrolle! Sie konnten von Glück reden, dass Rhett nur über einen Bruchteil verfügte, weil Matlock McCain ihm sehr viel davon gestohlen hatte. Mit der vollen, ungebändigten Kraft hätte er ein Inferno verursachen können.
Donnergrollen rollte über Zamorra hinweg.
Die Verschmelzung lief offenbar nicht so reibungslos ab, wie Krychnak das geplant hatte - und der Dämon gab ihm daran die Schuld.
Der Meister des Übersinnlichen fuhr zu Sid Amos herum. »Das Amulett! Gib es mir!«, schrie er über den Donner hinweg.
»Nein!«
Was? Aber warum nicht? Nur so konnte er Rhett helfen und Krychnak besiegen.
Der Dhyarra lag auf dem Schreibtisch seines Arbeitszimmers, weil Zamorra nach der Rückkehr in seinen Körper versäumt hatte, ihn einzustecken.
»Sid!«, zischte er. »Gib es mir!«
Doch der Ex-Teufel schüttelte nur den Kopf.
Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, rief Zamorra das Amulett. Er wusste nicht, ob es überhaupt funktionierte, aber es musste es versuchen! Für Rhett!
Es vergingen einige Augenblicke, doch dann erschien tatsächlich die Silberscheibe in seiner Hand.
Er triumphierte!
Zu früh!
Gerade als er Krychnak die Waffe entgegenstrecken wollte, traf Sids Hieb seinen Unterarm und schleuderte ihm Merlins Stern aus der Hand.
»Was tust du da?«
Zamorra konnte es nicht glauben! Noch vorhin hatte Sid seine Vertrauenswürdigkeit bewiesen und plötzlich kämpfte er doch gegen ihn? Was ging hier vor?
»Lass mich das machen!«, hörte er die Stimme des Ex-Teufels.
Unvermittelt stand nicht mehr Sid Amos in seiner menschlichen Gestalt neben ihm, sondern der große Gehörnte mit dem langen, roten Schwanz. Er stieß ein fürchterliches Gebrüll aus, stampfte auf, drehte sich dreimal im Kreis und verschwand.
Krychnak hatte von der Zwistigkeit seiner Gegner offenbar die nicht vorhandene Nase voll. »Ich sage es zum letzten Mal, Zamorra. Nimm den Zauber von ihm oder er wird sterben!«
Hinter sich hörte er Schritte im Kies. Aus dem Augenwinkel sah er Dylan und Anka herbeieilen. Der Donner musste sie geweckt und hergelockt haben.
»Zamorra! Um Himmels willen! Tu, was er sagt!« Ankas Stimme.
»Ich kann nicht! Es gibt keinen Zauber. Ich weiß selbst nicht, was mit Rhett los ist.«
»WAS?«, kreischte
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