0934 - Der Arm des Monsters
angenommen. Auch die Augen leben. Sie bewegen sich. Sie können sich öffnen und schließen. Sie sind nicht abgestoßen worden.«
Angela schnappte nach Luft, um eine Frage stellen zu können. »Wer tut so etwas?«
»Ich sagte dir schon, ein guter Freund.«
»Kenne ich ihn?«
»Nein.«
»Hat er einen Namen?«
»Sicher.«
»Wie heißt er denn?«
Dorian Maitland lachte. »Glaubst du denn, daß ich so dumm bin, ihn dir zu nennen? Nein, mein Freund wird im Hintergrund bleiben. Er wird sich erst dann zeigen, wenn er es für richtig hält. Er ist jemand, den man als Genie bezeichnen kann. Ja, ein einmaliges Genie. Und er wird weitermachen. Er fing mit einer anderen Frau an, die ihm nicht so gut gelang, aber du bist schon ein Fortschritt. Irgendwann wird er einen Menschen aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt haben. Dann ist ihm die perfekte Mischung gelungen, und dann wird ihm auch die Welt zu Füßen liegen, darauf kannst du dich verlassen.«
Angela schwieg. Sie konnte nicht mehr reden. Was man ihr da gesagt hatte, war einfach zuviel für sie gewesen, und sie merkte auch, wie stark sie zitterte. »Glaubst du mir?«
»Ja, ich glaube dir, Dorian. Ich glaube dir leider, aber ich muß zugeben, daß ich mich in dir getäuscht habe.«
»Du hast mich geheiratet.«
»Obwohl man mir abriet.«
»Dein Problem.«
»Aber du hast schon damals gedacht, mich zu opfern, wie? Mich als Versuchsperson zu benutzen?«
»Nicht direkt. Da hatte ich noch keinen intensiven Kontakt zu meinem Freund. Das ist auch egal. Wir werden uns um die Zukunft kümmern müssen, meine Liebe.«
»Und wie sieht die aus, wenn ich fragen darf?«
»Für mich gut.«
»Dann bleibe ich noch übrig.«
»In der Tat.«
Sie holte tief Atem und gab dabei ein schlürfendes Geräusch von sich.
»Wie sieht sie aus, Dorian? Was hast du für mich vorgesehen, verdammt noch mal?«
»Ich weiß es noch nicht.«
»Du lügst.«
»Nein, ich weiß es wirklich nicht, aber ich denke, daß ich dir nicht trauen kann.«
»Bitte?«
»Ich traue dir nicht. Du spielst gegen mich. Du hättest dich freuen müssen, zur neuen Generation zu gehören. Du bist eine, die den Anfang macht. Ich habe meinem Freund versprochen, den Test abzuwarten, aber das ist jetzt vorbei.«
»Wieso denn?«
Jane Collins hörte zu. Die Stimme der Frau hatte unmerklich gezittert.
Sie ahnte, daß ihr eigener Mann reinen Tisch machen wollte. Er war schon zu sehr aufgefallen, und für Jane wurde es Zeit, sich eingreifbereit zu machen.
»Nun ja«, wiegelte er ab. »Uns ist leider einiges aus dem Ruder gelaufen. Das hat nicht nur mit dir zu tun. Ich denke auch an unseren Freund hier. Wir dachten, daß er damit zufrieden wäre, einen Arm und seine Augen verloren zu haben. Aber er machte sich auf den Weg, um beides zurückzuholen. Dabei kann er nicht denken, aber da muß ein Trieb in ihm stecken, den wir noch nicht herausgefunden haben. Es ist viel zu tun, und wir wollen im Anfangsstadium auch nicht unbedingt auffallen. Die beiden Chinesen dort draußen sind schon zuviel gewesen. Dich werde ich wahrscheinlich mit zu meinem Freund nehmen können, aber zuvor muß ich hier klar Schiff machen. Ich werde diesen Mann hier vernichten müssen. Er ist ja schon tot. Man kann ihn in den Schädel schießen, man kann ihm den Kopf abhacken, es gibt da einige Möglichkeiten. Aber die beiden dort draußen muß ich aus dem Weg schaffen. Die Frau hat mir gesagt, daß sie dich kennt. Jetzt frage ich dich, Angela. Wer ist sie?«
»Keine Ahnung.«
»Ohhh!« Maitland dehnte das Wort voller Spott. »Das willst du mir doch nicht weißmachen. Du bist doch nicht so starrköpfig wie diese Chinesin da draußen. Sie hat mir nämlich das gleiche erzählt.«
»Ich kenne sie nicht, Dorian.«
»Ich gebe dir noch eine Chance. Denk daran. Ein Leben, wie du es jetzt führst, ist immer noch besser als der Tod…«
Jane Collins hatte lange genug zugehört. Auch wenn das Rätsel noch nicht gelöst war, es fehlten einfach zu viele Steine des Mosaiks, so mußte sie doch eingreifen.
Mit einem langen Schritt hatte sie ihre Deckung verlassen und wandte sich nach links. »Sie irren, Maitland. Ihre Frau kennt die beiden tatsächlich nicht. Aber ich kenne sie…«
Maitland stand starr. Er war geschockt, und er schaute in die Mündung der Pistole…
***
Das Bein! Das verdammte Bein!
Shao hatte es nicht verloren, aber es brannte noch immer unter einem unsäglichen Schmerz. Sie mutete sich einiges zu, als sie auf der Suche nach Suko über
Weitere Kostenlose Bücher