0934 - Der Arm des Monsters
zuckten wieder, als wollten sie ihr durch diese Bewegung eine Botschaft übermitteln. Irgendwo bewunderte sie auch Jane Collins, die ihren »Schützling« in eine bestimmte Ecke des Zimmers dirigierte, wo sie ihn wie eine Puppe in den Sessel drückte.
Da blieb er sitzen.
Jane drehte sich. Bevor sie auf Angela Maitland zuging, warf sie dem Wesen noch einen Blick zu.
Der Mann rührte sich nicht. Sein Gesicht war fahl. Es war auf irgendeine nicht zu erklärende Weise leer. Leben existierte darin nicht mehr.
»Er wird dir nichts tun, Angela.«
Die dunkelhaarige Frau sagte nichts. Sie verneinte nicht und bestätigte auch nicht. Sie saß einfach nur da und mußte sich damit abfinden, daß ihr Gehirn leer war.
Jane konnte sich gut vorstellen, was diese Person durchmachte.
Tröstend legte sie eine Hand auf den Arm, ohne die Augen zu verdecken, da sie deren Reaktion mitbekommen wollte.
Nichts passierte, sie blieben starr. Keine Bewegung. Sie sahen aus wie gemalt.
»Kannst du reden, Angela?«
Sie hob nur die Schultern.
»Versuch es - bitte!« drängte Jane.
Ein Nicken. Eine erste Reaktion. »Wer ist das?« hauchte sie. »Wer ist dieser Mann?«
»Ich kenne ihn nicht.«
»Ich habe seinen Arm und seine Augen.«
»Es deutete einiges darauf hin.«
»Wer hat es getan?«
Diesmal hob Jane die Schultern.
Angela schaute auf ihre Knie. »Es ist alles so fremd und schrecklich für mich. Ich komme nicht zurecht. Da ist etwas passiert, etwas Grauenvolles und…«
»Bitte, es ist jetzt nicht die Zeit, um darüber nachzudenken. Dieser Blinde ist aus bestimmten Gründen hierhergekommen. Er hat es sicherlich nicht aus eigenem Antrieb getan. Jemand wird ihn geschickt haben. Es muß zumindest einen geben, der hinter ihm steckt. Das sollte dir klar sein. Wir müssen diesen Mann finden. Ich gehe davon aus, daß es sich um einen Mann handelt.«
»Ich kenne ihn nicht, Jane-. Ich weiß überhaupt nichts mehr. Es war alles nur der Unfall, bei dem ich meinen Arm verlor. Alles ging so schnell. Man hat mich…« Sie hob die Schultern. »Ich bin erst wieder richtig im Krankenhaus erwacht, und zwar mit seinem Arm. O Gott!« Sie hob die rechte Hand an und schlug sie vor ihr Gesicht, als wollte sie die Tränen zurückhalten, was sie aber nicht schaffte.
Angela hat recht, dachte Jane. Sie hat völlig recht. Hier ist etwas mit ihr geschehen, auf das sie keinen Einfluß haben konnte. Und Jane fragte sich längst, ob dieser Unfall nicht bewußt herbeigeführt und Teil eines großen Plans gewesen war.
Wer konnte ihr darüber Auskunft erteilen?
Sie wußte es nicht. Aber nicht weit entfernt saß eine Gestalt, die möglicherweise mehr wußte.
Nur - würde sie reden können?
Jane glaubte nicht daran. Sie hatte ihn erlebt. Er atmete nicht. Er war ein Zombie, er war eine lebende Leiche. Man hatte ihn als Leiche sicherlich geraubt und angezogen, aber nicht aus einem Grab, denn - dann hätte er anders gerochen. Wahrscheinlich aus dem Sarg gestohlen, der in einer Leichenhalle stand.
Angela war mit sich selbst beschäftigt, so daß Jane sie im Sessel sitzenlassen konnte. Sie stand wieder auf und näherte sich dem namenlosen Zombie. Inzwischen wußte sie, was sie zu tun hatte, denn sie wollte etwas Bestimmtes herausfinden. Um diesen Vorsatz zu erreichen, hatte sie sich wieder mit der Vergangenheit beschäftigt - und mit einer Person namens Lucy, dem U-Bahn-Phantom.
Der Fremde registrierte nicht, daß sich Janes Gedanken um ihn drehten.
Er saß da, wo man ihn hingesetzt hatte. Einfach so. Wie ein aus Ton geformtes Modell. Im Lampenlicht hatte sein Gesicht eine gelbe, eierartige Farbe bekommen. Er tat auch nichts, als Jane Collins auf ihn zukam. Er griff nicht an, wich auch nicht zurück. Bekleidet war er mit einem alten Mantel. Ob der Stoff grau war oder nur schmutzig, konnte Jane nicht erkennen. Wahrscheinlich traf beides zu.
Der Stoff roch auch alt. Unter dem Mantel trug er ein Hemd, das Ähnlichkeit mit einem alten Putzlappen aufwies. Die Hand hatte der Mann auf die Lehne gelegt, um Halt zu finden. Noch immer dachte Jane an den Begriff Zombie, und sie war dementsprechend vorsichtig. Aber der andere tat nichts, um sie anzugreifen. Er blieb ruhig. Er ließ alles mit sich machen, das hoffte Jane zumindest.
Sehr gespannt begann sie damit, die Knöpfe des Hemds zu öffnen. Sie hingen kaum noch in den Fäden und rissen ab, als Jane sie öffnete.
Unter dem Hemd sah sie die nackte Brust des Mannes, eine ungewöhnlich graue Haut.
Jane suchte die
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