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0935 - Tochter der Dunkelheit

0935 - Tochter der Dunkelheit

Titel: 0935 - Tochter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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Regenbogenblumen verraten, die Professor Zamorra im Stadtpark von Lyon gepflanzt hatte. Zuerst hatte Avenge sich einige Monate auf dem Planeten K'oandar herumgetrieben, wo er der Hexe Seanzaara und ihrer Helferin Keanor half. Doch nach einiger Zeit trieb es ihn wieder zur Erde zurück.
    Um seinen inneren Frieden wiederzufinden, besuchte er die Silbermonddruiden Gryf ap Llandrysgryf und Teri Rheken auf der Insel Anglesey im Norden von Wales sowie den in der Ukraine lebenden Druiden Sergej, der seit hunderten von Jahren die Gesellschaft der Menschen mied - seit ihn die Hexe Baba Yaga zu einem psychischen Wrack gemacht hatte. Mit seinen Artgenossen diskutierte er nächtelang über den Silbermond und über den Sinn des Lebens. Dabei wuchs seine Sehnsucht nach dem Silbermond immer mehr.
    Lange hatte er das innere Drängen unterdrückt, zu dem Ort zu gelangen, von dem aus er zum Leben wiedererweckt wurde. Doch nun hatte Luc Avenge zum ersten Mal seinen Lebensbaum besucht. Er war noch total aufgewühlt von diesem einmaligen Erlebnis und hatte sich vorgenommen, dem Silbermond bald wieder einen Besuch abzustatten.
    Doch zuvor wollte er ein Experiment zu Ende führen, mit dem er sich schon einige Jahre befasste. Er hatte ein Geschenk von der Hexe Seanzaara erhalten, das er genau untersuchen wollte.
    Ein tödliches Geschenk…
    ***
    Damals und heute
    Es war auf eine kaum zu beschreibende Weise bizarr, in dieser lebensfeindlichen Welt Musik zu hören und nicht ständig nur den Schmerzenslauten der Opfer und den gebrüllten Befehlen ihrer Peiniger zu lauschen. Schöne Stimmen, ins Ohr gehende Melodien oder perfekt gestimmte und gespielte Instrumente gab es normalerweise nicht in den sieben Kreisen der Hölle. Vassagos Privathöhlen, deren Wände gemauert und mit Säulen und Stelen verziert waren, sozusagen das Unheiligste des Dämons, bildeten hier die große Ausnahme. Vassago legte Wert auf Stil, nackte Felswände als Behausung waren ihm ein Gräuel.
    Eine sehr schlanke Frau mit schulterlangen braunen Haaren kniete auf dem harten Steinboden und summte leise vor sich hin. Sie trug ein zerfetztes Oberteil, das sie notdürftig als BH verwendete, dazu hatte sie ein extrem schmales Höschen gleicher Farbe und gleichen Stoffes an. Sie wiegte sich langsam von rechts nach links, gerade so, als würde sie sich in Trance befinden, und setzte mit dem Text des Liedes ein:
    »Baby, Take-off your coat, real slow. Take-off your shoes…«
    Mit brüchiger Stimme sang Carrie Ann Boulder »You can leave your hat on« , ein Lied von Randy Newman, das 1986 in der Version von Joe Cocker ein Welthit war. Nachdem Carrie das Lied im Film »9½ Wochen« gehört hatte, verwendete sie es für ihre Striptease-Darbietungen im billigen Striplokal Wet Blue Oyster .
    Bis vor genau zwei Jahren hatte sie im Wet Blue Oyster als Stripperin gearbeitet. Sie war die Hauptattraktion des Ladens gewesen, bis Vassago sie während ihres letzten Auftritts gestört hatte. Sie hatte eine Vereinbarung mit dem Dämon nicht eingehalten und er pochte natürlich auf sein Recht. Damals war ihr die ganze Sache nur lästig gewesen, doch heute wusste sie, dass sie seinem Drängen besser sofort nachgegeben hätte. Dann hätte sie sich die letzten zwei Jahre mit ihren ganzen Grausamkeiten erspart. Seitdem hatte sie mehr Schreckliches miterleben müssen als andere Menschen in mehr als einhundert Jahren.
    »Baby, Take-off your dress. Yes, yes, yes…«
    Carrie wiegte den Kopf im Takt des Liedes mit. Die schulterlangen Haare peitschten dabei gegen ihre Wangen. Ihre Stimme wurde immer brüchiger, schon waren die ersten Worte nicht mehr zu hören. Der hier vorherrschende Gestank nach Moder, Fäulnis und Verwesung konnte nicht daran schuld sein, denn Carrie registrierte ihn schon lange nicht mehr.
    »You can leave your hat on« war ihr Lieblingslied gewesen, nicht umsonst hatte sie es als Anheizer für den Höhepunkt ihrer Darstellung genommen. Sie hatte dann einen Hut auf, sowie einen BH und einen Slip an, die beide kaum so breit wie ein Gürtel waren, dabei schloss sie immer die Augen und tanzte um die Stange herum. Dann wurden ihre Bewegungen zuckender, fordernder, bis der Beifall, das Grölen und die Pfiffe in den Ohren wehtaten. Sie wusste genau, was den lüsternen Kerlen unten im Saal gefiel. Und ihr wiederum gefiel es, sie so richtig heißzumachen.
    Aber das war einmal und würde nie mehr wieder zurückkommen. Zwar war ihre momentane Kleidung nicht sehr viel breiter als das damalige

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