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0936 - Schattentheater

0936 - Schattentheater

Titel: 0936 - Schattentheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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ein paar ominöse Andeutungen und verschwand dann wieder! Nun, sie würde nach dieser Sache mit Ieyasu-san selbst die Initiative ergreifen und Kontakt mit ihm aufnehmen. Irgendwo in dieser Stadt, da war sie sicher, gab es bestimmt einen Schrein oder Tempel, in dem sie etwas über den Shinigami erfahren konnte. Sie griff nach ihrem Reiseführer und blätterte bei einem Schluck Tee darin herum.
    Doch sie war zu müde, die Buchstaben verschwammen von ihren Augen. Nicole warf das Buch nach einigen vergeblichen Versuchen, sich darauf zu konzentrieren, beiseite und beschloss, zu schlafen. Sie tastete nach dem Schalter, der die kleine Leselampe neben dem Bettzeug löschen sollte, da nahm sie aus den Augenwinkeln eine rauchgraue Nebelschwade wahr. Sie fuhr herum.
    In einer Ecke des Zimmers saß eine in aschgraue Seide gekleidete Gestalt mit einer leicht nach vorn geneigten Maske. Sie schwebte darüber, als gebe es hinter ihr kein Gesicht, das sie bedeckte. Nicole konnte im Halbdunkel nicht erkennen, ob die Seide der Kleidung gemustert war, und wenn ja, ob sich diese Muster bewegten oder das vielleicht doch nur ein Spiel des Lichtes war, das von der kleinen Lampe ausging.
    Der Shinigami.
    Sie setzte sich auf und nickte der Gestalt kurz zu.
    »Du hast dich also entschlossen, mich hier aufzusuchen«, sagte sie möglichst leise. Sie hatte kein Interesse daran, Madame Ichiko oder ihren Enkel Yunichiro zu wecken oder auf sich aufmerksam zu machen.
    »Verzeiht mir, verehrte Weißmagierin, wenn ich euch erschreckt habe.«
    »Willst du nicht weiter ins Licht kommen?«, fragte Nicole. »Ich finde es irritierend, dass ich dich nicht genau sehen kann. In Paris hatte ich diese Schwierigkeit nicht. Wie kommt das?«
    »Hier bin ich in meinem Land, geehrte Weißmagierin, im yashima-no-kuni . Deutlichkeit ist hier nicht so wichtig wie in Eurem Land. - Als wir uns heute Abend trafen, habe ich die verehrte Weißmagierin nur unzureichend begrüßt.« Der Shinigami legte die Hände auf den Boden, sodass sich seine Fingerspitzen berührten, und verneigte sich vor Nicole. »Ich grüße Euch hiermit mit allen Euch gebührenden Ehren. Mein Herr hat mir befohlen, Euch erneut aufzusuchen und zu sagen, wie dankbar er und ich sind, dass Ihr Euch entschlossen habt, Euch uns bei der Jagd auf das Wesen CHAVACH anzuschließen.«
    »Habe ich das?«, sagte Nicole absichtlich kühl. »Was, wenn ich sage, dass ich nicht deswegen gekommen bin?«
    »Alles hat einen vorbestimmten Sinn, so auch die Tatsache, dass Ihr hier seid, Verehrte.«
    »Ja, ich bin hier«, sagte Nicole, so höflich sie konnte. »Und mich würde jetzt nach allem, was in Paris geschehen ist und nach all deinen Andeutungen interessieren, wer CHAVACH ist. Ich bin schon hinter vielen Dämonen hergewesen, aber ich habe noch keinen erlebt, der so mächtig war. Und von dem man vorher noch nie gehört hat. Er muss erst kürzlich neu entstanden sein.«
    Der Shinigami antwortete nicht sofort, hob aber sein Gesicht auf halbe Höhe, sodass es jetzt schien, als sei das Lächeln einem etwas ernsteren Ausdruck gewichen. »Ihr habt recht, Verehrte, so viel kann ich sagen. Es ist wichtig, dass CHAVACH vor meinem Herrn erscheint.«
    »Wer ist dein Herr?«, fragte Nicole neugierig.
    »Ich kann Euch sagen, dass mein Herr ein mir übergeordneter Geist ist«, sagte der Shinigami.
    »Ach was! Das habe ich mir auch schon gedacht! Aber das reicht mir nicht«, meinte Nicole ungeduldig. »Dein übergeordneter Geist will schließlich etwas von mir, ich denke, da ist er mir ein paar Erklärungen schuldig. Du könntest mir wenigstens seinen Namen sagen, findest du nicht?«
    Wieder antwortete der Shinigami nicht sofort. Er hob wieder ein wenig das Gesicht. Jetzt sah es ernst und beinahe etwas grimmig aus. »Verehrte, es wurden Euch diesbezüglich bereits viele Hinweise an die Hand gegeben. Nicht erst, seit Ihr hierhergekommen seid, aber auch hier.« Er schien in sich hineinzuhorchen. »Mehr, geehrte Weißmagierin, ist mir nicht erlaubt zu enthüllen. Ich bitte Euch deshalb, nicht weiter in mich zu dringen«, sagte er dann.
    »Das Mosaik ist immer nur so gut wie der Mörtel, der es zusammenhält«, sagte Nicole ein wenig erbost. »Wenn ich das Bild nicht kenne, dann weiß ich nicht, wie die Stücke zusammengehören, und kann sie nicht verbinden! Und nicht einmal, was überhaupt Teile des Bildes sind und was nicht!«
    »Das, Verehrte, ist das Schicksal von uns dienenden Geistern. Wir können uns nur trösten, dass die uns

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