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0936 - Schattentheater

0936 - Schattentheater

Titel: 0936 - Schattentheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Nationalmuseum entschieden. Ich hatte das Gefühl, als sei es das Richtige. Besser als der Kaiserpalast, die Burg Edo oder die Einkaufsmeilen in Shinjuku oder Shibuya.
    »Ich habe Nachbildungen dieser Reichsinsignien heute Morgen im Nationalmuseum gesehen«, sagte sie nach einer Pause. »Es sind ein Schwert, ein Juwel und ein Spiegel. Sie stehen für Heldentum, das rechte Denken und Weisheit.«
    »Korrekt«, sagte Minamoto zufrieden wie ein Lehrer, der mit seiner Lieblingsschülerin sprach. »Sie werden noch zu denken lernen wie eine echte Japanerin, Madame!«
    Nicole lächelte nur zur Antwort. In Wahrheit war sie mit ihren Gedanken weit weg. Der Shinigami hatte gesagt, dass sie bereits ausreichend Hinweise auf CHAVACH und seinen Herrn erhalten hatte. Sie hatte sich schon den ganzen Morgen den Kopf darüber zerbrochen, was das wohl für Hinweise waren. Sie hatte vorher nie etwas von Reichsinsignien des japanischen Kaiserhauses gehört, und jetzt? Sie war gerade mal 24 Stunden in diesem Land und war bereits zweimal mit der Nase drauf gestoßen worden. Gehörte das Schwert auch zu diesen Hinweisen? Immerhin war sie, Nicole Duval, eine Dämonenjägerin, die sich vorgenommen hatte, CHAVACH zu jagen.
    Aber wie passte das alles zusammen? Immerhin gab es drei Insignien.
    Die Gedanken in Nicoles Kopf wirbelten durcheinander. Es muss in Paris begonnen haben mit den Hinweisen, bei der Sache mit Alphonsine und Yasmina. Als mir das erste Mal bewusst wurde, dass es CHAVACH ist, den ich jagen muss, ja, der eine Gefahr für die Welt ist.
    Wann hatte sie das erste Mal etwas von CHAVACH erfahren?
    Im Traum. Es ist dieser Zwerg, der an der Felswand über dem Lavameer hängt und die Blitze in sich aufsaugt. Nicole war sich jetzt sicher, dass es seine schreckliche Präsenz gewesen war, die sie in ihren Albträumen immer wieder gespürt hatte und die sie bis auf den Grund ihrer Seele erschüttert hatte. Das Wesen saugte Energie in Form von Blitzen in sich auf. Es wuchs also. Es brauchte diese Energie als Nahrung.
    Natürlich , dachte sie. CHAVACH hat Alphonsine ausgesaugt wie ein Vampir sein Opfer. Der Traum ist ein Sinnbild dafür, dass ein Dämon neu entstanden ist und die Welt bedroht, so wie wir sie kennen. Vielleicht bedroht er sogar die Hölle. Auch die Schwefelklüfte sind nicht unangreifbar, das haben die weißen Städte gezeigt.
    Nur - warum war in ihrem letzten Traum diese komische Landbrücke aufgetaucht? Die dieser angeblichen Landschaft in Japan so ähnlich sah? Wenn das mal kein Hinweis ist! Es war eine Brücke zwischen der Erde und der Anderswelt, so viel stand fest. Auch eine Verbindung in den Himmel? Das allein war es sicher nicht. Immerhin hatte sie diese Verbindung das erste Mal in einer höllischen Landschaft gesehen.
    Noch so ein Teil des Puzzles, das Nicole nicht einordnen konnte. Sie sah wieder auf die Bühne. Insignien, die an den Herrscher - oder anders, den Beschützer - der Menschen weitergegeben wurden. Das erinnert mich an Merlin und Zamorra. Und an Merlins Stern. Sie musste lächeln beim Gedanken daran. Zamorra besaß das Amulett und einen Dhyarra. Wenn man großzügig war, konnte man sagen, das Amulett sei das Schwert, immerhin war sein Hauptzweck der einer Waffe. Der Kristall war der Dhyarra. Er hat also so etwas wie das Schwert und das Juwel. Aber was ist mit dem Spiegel? Der Spiegel der Wahrheit. Ich war es immer, der Zamorra die Wahrheit sagen konnte. Er meinte oft, ich sei so etwas wie sein Gewissen und sein Korrektiv. Bin ich also der Spiegel der Wahrheit? Muss ich vielleicht erst ins Château zurück?
    Sie horchte in sich hinein. So sehr sie das Schloss vermisste, die Rückkehr ins Team schien irgendwie nicht die Antwort zu sein.
    Das alles schien nicht so recht zu passen, aber es war Nicole, als sei sie auf dem richtigen Weg. Irgendetwas Wichtiges übersehe ich aber nach wie vor. Nicole hatte zwar das erste Mal das Gefühl, dass die Mosaiksteinchen ein Bild ergeben konnten, aber wie es aussah und wie die Teile zusammengehörten - von dieser Erkenntnis war sie noch weit entfernt.
    Plötzlich hatte sie das dringende Bedürfnis, sich Ieyasus Garten noch einmal anzusehen. Sie flüsterte Minamoto zu, dass sie gleich wieder da sei, und schlich sich leise hinaus.
    ***
    Das ist nur ein Traum.
    Nur ein böser Traum. Einer, aus dem ich bald aufwachen werde.
    Ieyasu versuchte, deutlicher zu sehen, wo er sich befand. Was er gerade tat. Warum nur fiel ihm die Konzentration so schwer? Lag das an dem Schlafmittel,

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