0937 - Belials Mordhaus
Reaktion ist nicht normal.«
»Stimmt.«
Er ging auf sie zu. Als er neben ihr stehenblieb, hörte er ihre schnuppernden Geräusche. »Riechst du etwas?«
»Du nicht?«
»Nein, das ist…«
»Psst!« sagte sie. »Konzentriere dich, Horace. Hier stimmt was nicht, das weiß ich genau. Einen derartigen Geruch habe ich hier im Haus noch nie wahrgenommen. Er ist für mich so schrecklich fremd.«
Sinclair kam noch immer nicht damit zurecht. »Kannst du ihn mir nicht beschreiben?«
»Nein«, murmelte sie. »Das ist zu schwer. Aber ich weiß genau, was ich rieche.«
Er wollte es genau wissen, streckte den Arm aus und öffnete die Tür noch weiter. Horace blieb vor der Schwelle stehen, und es war seinem Gesicht anzusehen, daß auch er den Geruch jetzt wahrnahm.
»Was sagst du jetzt?«
»Da ist tatsächlich was, Mary. Komisch, ein ungewöhnlicher Geruch. Den kenne ich gar nicht.«
»Ich auch nicht. Aber kannst du nicht herausfinden, wonach es hier im Haus riecht?«
Er schüttelte den Kopf »Nein, leider nicht.«
Mary Sinclair schauderte zusammen. »Unheimlich ist mir schon, Horace. Wir leben hier in unseren eigenen vier Wänden und wissen nicht, was hier vorgeht. Es ist so, als hätte jemand von unserem Haus Besitz ergriffen. Einer, den wir nicht kennen, ein Dämon. Der gleiche, der auch den Kopf in den Kühlschrank gelegt hat.«
Sinclair nickte nur.
»Wir können ja verschwinden und uns verstecken.«
»Wo denn?«
»Draußen?«
»Das bringt nichts, Mary.« Er hatte sich wieder gefangen. »Außerdem möchte ich wirklich mal wissen, wonach es hier riecht. Ich weiß nicht, ob du recht hast, wenn du von einem Dämon sprichst. Der riecht sicherlich anders.«
»Wie denn?«
»Weiß ich auch nicht«, flüsterte sie. »Man sagt doch immer, daß sie stinken. Nach Schwefeldämpfen und Moder.«
Ihr Mann winkte ab. »Das sind doch Märchen. Nein, nein, hier riecht es auch nicht schlecht. Mehr klar, als hätte sich die Luft verändert, denke ich.«
»Fast wie bei oder nach einem Gewitter.«
Horace F. blieb stehen und drehte sich so heftig um, daß er beinahe eine Vase von einem Tisch gestoßen hätte, der ziemlich dicht an der Wand stand. Die Vase wackelte schon. Er legte rasch seine Hand dagegen, um sie zu stützen. »Du hast recht, Mary, das riecht so klar wie bei einem Gewitter. Ozongeruch«, murmelte er und nickte sich selbst zu. »Ja, das ist wie Ozongeruch.«
»Sagte ich doch.«
Horace ging weiter. Schnüffelnd jetzt. Mary folgte ihrem Mann auf dem Fuß. Auch sie schnüffelte, und beide irrten sich nicht in der Richtung. Sie wußten nur zu gut, wo sie hinzugeben hatten, denn der Geruch wehte ihnen von der Küche her entgegen.
»Da kocht doch nichts, oder?«
»Nein, nein, nichts.«
»Gut.« Sinclair ging weiter. Er sah auch den Waffenschrank. Die Gewehre standen hinter Glas, und Horace überlegte, ob er sich nicht bewaffnen sollte, bevor er die Küche betrat. Es kam ihm leicht lächerlich vor, sich nur aufgrund eines Geruchs mit einem Gewehr auszurüsten und ins Leere zu zielen.
Die Küchentür war ebenfalls nicht ganz geschlossen. Allerdings konnten die beiden auch nicht in den Raum hineinschauen, weil die Tür beinahe schon ins Schloß gefallen war. Sie lehnte schwach dagegen.
Vor der Tür blieben sie stehen. Horace F. Sinclair drängte seine Frau etwas zurück und wisperte ihr dabei zu, daß er zuerst die Küche betreten wollte.
»Ja, aber sei vorsichtig.«
»Das werde ich schon.« Den Geruch nahmen beide so deutlich wahr, wie nie zuvor. In der Küche schien ein Gerät diesen abzugeben.
Sinclair streckte den Arm aus, faßte gegen das Holz, gab einen leichten Druck und ließ die Tür nach innen schwingen. Sie war schwer, bewegte sich entsprechend langsam, und der Mann bekam Zeit, alles genau zu beobachten.
Sein Blick fiel in die Küche. Immer besser wurde es für ihn. Er überblickte jetzt den Arbeitsbereich.
Die linke Hälfte des Tisches war ebenfalls zu sehen, auch die beiden Stühle - und plötzlich flatterte sein Herz. Er sah etwas, aber er hatte damit auf keinen Fall gerechnet, denn am Tisch saß jemand.
Eine düstere Gestalt, die ihn angrinste.
Es war Belial!
***
Horace F. Sinclair rührte sich nicht vom Fleck. Von einer Sekunde zur anderen kam er sich in seinem eigenen Haus wie ein Fremder vor. Dabei war es der andere Fremde, der dafür gesorgt hatte, daß in diesem Haus die Angst Einzug gehalten hatte. Es ging auch nicht so sehr um die düstere Gestalt. Horace F. Sinclair machte vielmehr
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