0937 - Die Rückkehr des Amuletts
sie sowieso auf dem Kieker, das hat er gesagt. Außerdem wollen sie das Schiff sprengen, wenn sie nicht kriegen, was sie wollen. Das hat der Anführer auch gesagt.«
»Hm. Was wollen die denn?«
»Keine Ahnung.«
Mabboux schaute Rhett nachdenklich an. »So wie ich unsere Regierung kenne, werden die sich nicht erpressen lassen. Wenn also tatsächlich Sprengstoff an Bord ist, kann das böse für uns alle ausgehen. Möglicherweise hast du recht, Junge. Dann sollten wir tatsächlich etwas tun.«
»Aber was?«
»Zuerst mal werden wir die Lage sondieren. Wir müssen sehr, sehr vorsichtig dabei sein.«
»Natürlich, Monsieur.« Rhett atmete erleichtert auf. Er brauchte Mabboux, dass der ihn ungesehen bis an die Entführer heranbrachte. Waren die erst in Sichtweite, würde er es schon hinbekommen, sie mit seiner Magie auszuschalten.
Wenn sie ihn nicht mehr direkt bedrohten, würde er auch diese Angst nicht mehr haben.
***
Marseille / Lyon
»Dieser verfluchte Mistkerl«, murmelte Robin erschüttert, als die junge Frau tot auf dem Deck lag. Andererseits war er froh, dass sich Rossi nicht den Jungen geschnappt hatte. War das wirklich Rhett Saris ap Llewellyn auf dem Schiff? Oder gab es da lediglich eine große Ähnlichkeit? Und was war das für ein seltsamer Schatten, der sich plötzlich über das Deck schob und einen Moment auf der Leiche zu verharren schien? Der Schatten einer Wolke? Robin schaute zum Fenster hinaus, aber am strahlend blauen Himmel zeigte sich weit und breit nicht mal der Ansatz einer Wolke.
Hm. Der Chefinspektor suchte sich einen ruhigen Raum und griff zum Handy. Er rief auf Château Montagne an. Butler William nahm ab. Er bestätigte Robin, dass Rhett und seine Mutter momentan mit unbekanntem Ziel verreist seien. Das Ziel von Professor Zamorra sei hingegen wohl bekannt. Er halte sich gerade auf Burg Caermardhin auf und sei deswegen auch nicht zu sprechen.
»Scheiße«, murmelte Robin, nachdem er das Gespräch beendet hatte. Er fühlte sich elend und so verschwitzt wie nach einem zehnstündigen Gewaltmarsch. Dann ist das wohl doch der Llewellyn-Junge auf der Fähre. Was geht da wirklich ab? Ist das Ganze vielleicht ein Angriff auf ihn und seine Mutter?
Er versuchte Nicole Duval alias Julie Deneuve in Paris bei der deBlaussec-Stiftung zu erreichen. Zu seinem Erstaunen erzählte ihm der Leiter, Professor Landru, dass sich Nicole auf ihren eigenen Wunsch hin zur Recherche in Japan befinde.
Robin paffte wie eine Lokomotive. Na toll. Was will die jetzt so plötzlich im Land des Lächelns? Möglichst weit weg von Zamorra sein? Das will ich nicht hoffen. Aber weiß man's? Also gut, selbst ist der Polizist.
Mit seinem nächsten Anruf landete er bei seinem Assistenten.
»Guten Morgen, Chef«, begrüßte ihn Joel »Jo« Wisslaire. »Da sind Sie ja endlich. Man hat mir erzählt, dass Sie mit dem Hubschrauber abgeholt worden seien. Ich dachte ja zuerst, die verwechseln den Hubschrauber mit der kleinen grünen Minna…«
»Jetzt ist keine Zeit für Ihre respektlosen schrägen Witze auf Kosten eines alten Mannes, der sich nicht wehren kann. Dazu ist die Lage viel zu ernst. Verstanden, Wisslaire?«
»Aber natürlich, Chef. Wo sind Sie denn nun wirklich? Im Kampfeinsatz mit der Fremdenlegion?«
»So ähnlich. Und wenn Sie nicht umgehend gefeuert werden wollen, dann sperren Sie jetzt Ihre Lauscher mal ganz weit auf, Wisslaire, ja? Es geht um die gekaperte Fähre. Gerard Rossi hat das gemacht.«
Wisslaire, der sich bis gerade eben bequem in seinem Schreibtischstuhl gelümmelt hatte, stand urplötzlich unter Anspannung. »Rossi? Unser Rossi aus Lyon?«
»Ja, unser Rossi, in der Tat. Ich kann's so wenig glauben wie Sie. Was ich allerdings glauben muss, ist, dass ausgerechnet Rhett Saris ap Llewellyn auf der Fähre mitschippert.«
»Llewellyn, so. Ist das nicht dieser Zamorra-Junge?«
»Er ist nicht von Zamorra. Herr Professor haben nie Kinder in die Welt gesetzt.« Robin schnaubte. »Aber ja, er ist es. Und seine Mutter ist wohl auch auf dem Schiff. Und nun kommt schon wieder was, was ich nicht glauben kann. Nämlich, dass das ein purer Zufall sein soll. Ich hab da wieder mal so ein blödes Bauchgefühl. Vor allem, weil es heute schattiger ist, als die Polizei erlaubt.«
»Hä?«
»Das heißt ›Wie bitte‹. Mann, wer hat Sie denn erzogen? Ach, vergessen Sie's. Der Schatten war ein Insiderwitz. Aber weil ich eben so ein blödes Gefühl habe, werden wir jetzt mal versuchen abzuklären, ob es auf der
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