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0938 - Die Blutgasse

0938 - Die Blutgasse

Titel: 0938 - Die Blutgasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Oder ich müßte noch mal in die Küche gehen und Tee holen.«
    Wir lehnten freundlich ab. Angeblich sollte Apfel-Anni einen leichten geistigen Defekt haben, davon hatten wir bisher nichts bemerkt. Sie hatte neben Ed ihren Platz gefunden, hielt die Lippen geschlossen, bewegte aber trotzdem ihren Mund.
    »Hat Ed Ihnen schon erzählt, um was es uns geht?« begann ich das Gespräch.
    Ich hatte nicht mit ihrem plötzlichen Lachen gerechnet, das aber tat sie, und sie preßte schnell den Handballen auf die Lippen. Sie konnte nicht anders, sie gluckste weiter, schüttelte den Kopf und hörte plötzlich auf.
    »Was ist los?« fragte ich. »Habe ich etwas Falsches gesagt?« Ich schaute sie verwundert an.
    »Nein, aber gesiezt. Sie sagt keiner zu mir. Das kenne ich nicht. Ich bin Anni oder Apfel-Anni.«
    »Das können wir auch sagen.«
    »Ja - und du.«
    »Okay, Anni. Ich bin John, das ist Bill.«
    »Weiter?« Sie lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sah zufrieden aus.
    »Es geht um die verschwundenen Männer.«
    Sie schwieg. Wir ließen ihr Zeit und beobachteten sie heimlich. Ihr Gesicht ließ auf eine gewisse Abwehr schließen. »Sie sind bestimmt tot«, sagte sie leise.
    »Das wissen wir noch nicht, Anni. Aber wir haben gehört, daß du etwas gesehen hast.«
    »Ich? Was denn?« Sie drehte den Kopf und schaute dabei Ed Moss ziemlich böse an.
    Der senkte den Blick. »Ich habe den beiden Polizisten erzählt, was du mir gesagt hast.«
    »Und? Was habe ich denn gesagt?«
    »Du hast doch was gesehen.«
    Apfel-Anni kaute wieder mit geschlossenem Mund. »Gesehen, gesehen! Nein, ich habe nichts gesehen! Ich kann mich nicht erinneren. Ihr seid bei mir falsch.«
    »Hast du auch nicht gesehen, wie jemand entführt worden ist?« erkundigte sich Bill.
    »Ach…«
    »Ja, einer von euch.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Kann mich nicht erinnern.« Apfel-Anni sperrte sich, das hatten wir schon befürchtet. Jetzt war es eigentlich an Ed Moss, die Dinge aufzulockern, und er stieß die Frau auch leicht an. Dann beugte er sich in die Nähe des Ohrs und fing an zu flüstern. Er redete mit wispernder Stimme, wobei ihm Anni zuhörte, aber kaum reagierte, bis sie schließlich nickte, was uns wiederum hoffen ließ.
    »Dürfen wir jetzt fragen?«
    Nicht Anni antwortete, sondern Ed Moss. »Sie hat Angst, Mr. Sinclair, große Angst.«
    »Das glaube ich. Aber die kann vergehen, wenn sie uns dabei hilft, den Fall aufzudecken.«
    »Das glaubt sie nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Was sie gesehen hat, muß ihr einen Schock versetzt haben.«
    »Sie hat etwas gesehen…?«
    »Sieht so aus.«
    »Gut.« Ich räusperte mich und schaute Anni an. »Warum hast du Angst? Wovor hast du Angst?«
    Sie blieb wortlos sitzen, die Arme schützend um ihren Körper geschlungen.
    Da wir uns gegenüber saßen, konnte ich in ihr Gesicht schauen.
    Die Augen waren groß geworden, und in ihnen schimmerte die Furcht.
    »Es wird nicht mehr schlimm für dich werden, Anni, du bist hier in Sicherheit. Du hast es viel besser als die anderen, die draußen sind, wo die Gefahren lauern. Wir sind gekommen, um euch zu helfen. Es sollen nicht noch mehr Menschen entführt werden. Kannst du das nicht begreifen, Anni?«
    »Ich habe Angst«, flüsterte sie.
    »Vor wem genau?«
    »Da war ein Mann.«
    »Aha. Kennst du ihn?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wie sah er denn aus?« fragte Bill. »Kannst du dich an ihn erinnern? Wenn ja, versuche, bitte, ihn zu beschreiben.«
    Apfel-Anni überlegte. Was sie dann sagte, brachte uns trotzdem nicht weiter. »Er war so schlimm.«
    »Was hat er denn getan?«
    »Er hatte eine Stange, Bill.«
    »Damit schlug er zu?«
    »Ja.«
    »Bei einem Mann?«
    »Ja, ja, bei Pete. Ich habe es gesehen. Ich war ja in der Nähe.«
    »Aber der andere hat dich nicht entdeckt.«
    Sie lachte etwas kindisch auf. Dann sagte sie: »Nein, nein, ich bin schlau gewesen, sehr schlau. Ich habe mich nämlich gut versteckt hinter dem Baum. Ich war super, glaubt mir. Ich habe genau gewußt, was ich tun mußte, ganz genau.«
    »Du hast alles gesehen?«
    Apfel-Anni nickte.
    »Den Mann kanntest du nicht?«
    »Nie gesehen vorher.«
    Bill gab nicht auf. »Aber du hast ihn dir doch genau angesehen und hast auch sicherlich behalten, wie er aussieht - oder?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Tu uns doch den Gefallen und erzähle uns davon. Wir wollen es wirklich genau hören.«
    Apfel-Anni wand sich. Sie wußte nicht so recht, wohin sie schauen sollte.
    Dann fuhr sie mit der Hand über

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