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0938 - Die Blutgasse

0938 - Die Blutgasse

Titel: 0938 - Die Blutgasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Toby betätigte den Wandschalter und sah den Dreck plötzlich deutlicher.
    Der Fußboden bestand aus Holzbohlen. Sie knarrten, als der Mann darüber hinwegging. Sein Weg führte ihn zu einem der beiden Fenster.
    Er blieb davor stehen, schaute auf die finstere Straße und wirkte wie jemand, der wartete.
    Nicht auf einen Besucher, sondern auf irgendein Ereignis, das in naher Zukunft eintreten würde.
    Es passierte nichts.
    Nachdem einige Minuten vergangen waren, fühlte sich Toby Reagan wieder besser. Ein tiefer Atemzug zeugte davon. Dann griff er in die linke Seitentasche und holte eine Flasche hervor, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war.
    Es war kein Wasser darin. Als er die Flasche aufschraubte, drang ihm der Geruch von Wodka in die Nase. Seine Hand zitterte ein wenig, als er die Öffnung gegen die Lippen setzte und trank. Schluckgeräusche waren zu hören. Er setzte die Flasche erst ab, als er sie zur Hälfte geleert hatte, schraubte sie wieder zu und steckte sie weg.
    Er fühlte sich besser. Der Alkohol hatte die Furcht weggeschwemmt. Er war allein, niemand befand sich in seiner Nähe, und trotzdem wußte er, daß er beobachtet wurde.
    Er kannte sich aus. Er wußte Bescheid. Nie war er in diesem Haus allein.
    Außerdem wußte er, daß er irgendwann Rechenschaft abzugeben hatte, aber darüber machte er sich keine Sorgen, als er den Raum verließ, zurück in den Flur ging und sich dort um eine Tür kümmerte, die aus sehr dickem Holz bestand. In Augenhöhe befand sich ein Guckloch, durch das er erst schaute, als er einen neben der Tür befindlichen Lichtschalter betätigt hatte.
    Jenseits der Tür war es hell geworden.
    Wieder trat der Mann an das Guckloch heran und schaute in den Raum.
    Sie lagen dort wie weggeworfen.
    Die Menschen, die Obdachlosen, die Entführten. Kreuz und quer auf dem Boden, wie tot, was aber nicht stimmte. Wenn sie gebraucht wurden, würde sich das ändern.
    Dieser nur mit Menschen gefüllte und viel zu kleine Raum war eine Hölle für sich. Wären die Entführten nicht unter Drogen gesetzt worden, hätten sie sich gegenseitig schon die Köpfe eingeschlagen, so aber waren sie bewegungsunfähig, mit bleichen Gesichtern und stinkender Kleidung, aber sie waren noch immer Menschen, in deren Körpern das Blut floß.
    Das allein zählte.
    Toby leckte seine Lippen. Einer von ihnen würde der nächste sein, den sich ER holte und dann auf die Reise schickte. Wer es sein würde? Der kleine Mann mit den dunklen Haaren vielleicht, dessen Mund weit offenstand?
    Oder der Kerl mit dem Bart und der Krücke?
    Toby Reagan wußte es nicht. Er war unsicher, denn er hatte versagt.
    Einer der Blutsauger war vernichtet worden. So etwas hätte er nie für möglich gehalten, das wollte ihm auch jetzt nicht in den Kopf.
    Er wandte sich wieder ab und ging zurück in das Zimmer. Dort mußte er warten. Er wußte, daß ER kommen würde, denn die Nacht war seine Zeit.
    Toby Reagan hatte Angst.
    ***
    Auf dem Hof fanden wir einen Parkplatz. Das Gelände gehörte zum Grundstück der Heilsarmee. Die Institution selbst war in einem zweistöckigen alten Haus untergebracht, das mit seinem Flachdach an eine Baracke erinnerte.
    Zu Verbergen hatte hier niemand etwas, deshalb gab es hier keine Gardinen. Doch sauber war es hier. Auch im Hof; um hineinzugelangen, mußten wir an einem Pförtner vorbei. Der Mann saß vorn an der schmalen Straße. Ed Moss, der mit uns ausgestiegen war, schaute sich um, als wüßte er nicht so recht, was er hier sollte, gab sich aber einen Ruck und blieb bei uns.
    »Haben Sie schlechte Erfahrungen mit der Heilsarmee gemacht?« fragte ich ihn.
    »Warum?«
    »Sie sehen etwas verwundert aus.«
    Er winkte ab. »Ach nein, aber diese Organisation hat bei uns keinen guten Ruf.«
    »Weshalb nicht?«
    »Sie riecht einigen von uns zu sehr nach Arbeit. Die Vorurteile färben ab, so habe ich sie übernommen.«
    »Seien Sie froh, daß es die Heilsarmee gibt.«
    »Das weiß ich.«
    Wir gingen einige Stufen hoch und hatten eine Tür erreicht, die in der oberen Hälfte einen Glaseinsatz zeigte. Es öffnete uns niemand, obwohl der Pförtner im hellen Flurlicht zu sehen war. Deshalb mußten wir klingeln, was Bill übernahm.
    Der Pförtner schaute in unsere Richtung. Er entdeckte uns hinter der Glasscheibe und überlegte, ob er öffnen sollte, denn es dauerte relativ lange. Schließlich hatte er sich entschlossen und drückte auf. Wir betraten einen Vorraum, in dem es sehr warm war. Heller Stein herrschte hier vor,

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