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0938 - Die Blutgasse

0938 - Die Blutgasse

Titel: 0938 - Die Blutgasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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worden war. Hier waren die Straßen eng, hier wurden sie zu Gassen, die von mehrstöckigen Backsteinhäusern umrahmt wurden, wobei die großen Fenster auffielen. Früher hatte man so gebaut, und die Wohnungen in den Häusern waren ziemlich groß. Sie hätten ein Vermögen an Mieten einbringen können, wären sie renoviert worden.
    Daran hatte sich bisher noch keiner getraut. Und das war gut so. Wer hätte denn die horrenden Mieten bezahlen können? Toby war es letztendlich egal, wo er seinen Job versah. Die Straßen waren mit Katzenköpfen bestückt, allerdings wies der Belag zahlreiche Lücken auf.
    Die Fahrbahndecke hätte mal erneuert werden müssen. Die Fahrt über Katzenaugen und durch Schlaglöcher war ziemlich unruhig.
    Tobys Ziel lag an der rechten Seite. Dort befand sich die Einfahrt, in die er seinen Wagen lenken mußte. Für den Fahrer war es jedesmal ein kleines Kunststück, das Fahrzeug um die Ecke zu bekommen. Der Bogen mußte genau geschlagen werden, aber Toby machte sich davor nicht bange. Er war in Übung und packte es auch diesmal, ohne Schrammen.
    Die beiden Scheinwerfer warfen ihre hellen Lichtspeere durch die Einfahrt und in einen Hinterhof, der von ebenfalls alten Häusern umschlossen war.
    Zum erstenmal seit längerer Zeit zeigte das Gesicht des Fahrers eine gewisse Zufriedenheit. Er hatte es jetzt endgültig geschafft und den Bullen das Nachsehen gegeben.
    Der Hof war finster. Nur wenig Licht fiel aus den Fenstern in Hof. In einem Haus war es völlig finster, und dort hinein mußte er gehen.
    Ohne eine Lampe zu benutzen, fand er den Weg über den unebenen Untergrund hinweg. Toby huschte in eine Nische hinein, die von einer Tür verschlossen wurde. Sie war dunkel gestrichen und fiel deshalb in der Umgebung nicht auf.
    Nur wenige besaßen einen Schlüssel. Toby gehörte zu dieser Auslese.
    Er klaubte ihn aus seiner Hosentasche hervor, schloß die Tür auf und betrat einen Hausflur, der vielen Menschen Furcht eingejagt hatte.
    Nicht so Toby. Er fühlte sich in dieser dunklen Enge wohl, und er brauchte nicht mal Licht, um sich zu orientieren. Sein Weg führte ihn geradeaus. Er wußte, wo die Treppe begann, die sehr alt war, ebenso wie das Haus.
    Toby mußte nach oben.
    Und Toby wußte, daß es ein schwerer Weg für ihn werden würde, denn er war allein gekommen. Ohne ein neues Opfer. Er hatte zudem einen wichtigen Verbündeten verloren. Wie er das erklären sollte, wußte er selbst noch nicht.
    Diese Not brachte ihn schon in Schwierigkeiten. Er fühlte sich mies. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt, was nicht an der körperlichen Anstrengung des Treppensteigens lag. Er war der einzige, der noch in dem Haus wohnte, alle anderen waren ausgezogen, und Toby war überzeugt, die ehemaligen Mitbewohner noch immer riechen zu können, in dieser Nacht sogar besonders deutlich. Und je höher Toby ging, um so fauliger und modriger wurde der Geruch.
    In der zweiten Etage blieb er stehen. Auch hier war es nicht ganz dunkel, denn an der linken Seite befand sich ein Fenster. Zwar nur schmal, aber ein wenig Licht drang doch herein, so daß Reagans Gestalt wie ein starrer Schatten wirkte.
    Er ging auf eine Tür zu. Sie gehörte zu der Wohnung, in der sich alles abspielte. Bisher war es still gewesen. Bis auf seine eigenen Schritte hatte er nichts gehört, was sich nun änderte, als er die Tür aufschloß.
    Vor ihm lag die Wohnung. Vor ihm lag die andere Welt. Die unheimliche Szenerie, eingepackt in das übliche Dunkel, das er nicht mehr wollte, deshalb schaltete er das Licht ein.
    Keine strahlende Beleuchtung, denn unter der Decke breitete sich ein öliger Schein aus, der einen starken Stich ins Gelbliche bekommen hatte, und die ausgebleichten Tapeten ließen den Flur auch nicht freundlicher erscheinen.
    Diese Wohnung war ziemlich groß. Vor langen Jahren hatte hier sicherlich eine wohlhabende Familie gelebt, jetzt aber war alles schmutzig. An den Gestank hatte sich der Mann mit der Glatze gewöhnt.
    Er ging bis zum Ende des Flurs, wo er eine Doppeltür öffnete und dann in einen großen, dunklen Raum hineinschaute. Zwei große Fenster zeigten zur Straße hin.
    Der große Raum war beinahe leer. Sitzmöbel gab es nicht. Auf dem Boden lagen allerdings einige graue und schmutzig wirkende Decken, unter denen allerdings niemand lag. An der rechten Wand standen einige Kisten, genau zwischen den beiden Fenstern.
    Licht gab es auch. Die Birne schaute traurig aus einer Fassung hervor, die wiederum nur an Drähten hing.

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