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0938 - Die Blutgasse

0938 - Die Blutgasse

Titel: 0938 - Die Blutgasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihr Gesicht und ließ die Fingerkuppen für einen Moment an ihrer Stirn liegen. »Er hatte eine Glatze. Eine richtige Glatze.«
    »Gut«, lobte Bill die Frau. »Was geschah weiter?«
    »Dann fuhr er weg.«
    »Mit Pete - oder?«
    »Ja, mit Pete. Er fuhr einfach weg. Er - er ist in das Auto gestiegen.«
    »Kennst du zufällig die Marke? Ich meine, den Namen des Autos? Wie sah es aus? War es groß? War es klein? War es…?«
    »Größer. Hinten war es zu.«
    »Mit einem Aufbau?«
    »Kann sein.«
    Bill schaute mich an, und ich nickte, denn einen ähnlichen Wagen hatten auch wir gesehen. Er war ja auf uns zugefahren. Wir mußten davon ausgehen, daß es der gleiche war.
    »Was geschah weiter?« Diesmal stellte ich die Frage.
    Apfel-Anni überlegte. Dabei legte sie ihre Hand auf die des neben ihr sitzenden Ed Moss. Sie wartete ab und sprach erst, als Ed ihr aufmunternd zunickte. »Dann fuhr der Mann mit der Glatze weg. Er hat Pete mit einer Stange niedergeschlagen und ihn in den Wagen geworfen. Das war dann einfach alles.«
    »Wohin fuhr er?«
    Apfel-Anni starrte mich erstaunt an. »Das weiß ich nicht. Sie fuhren einfach los. Es war auch dunkel.«
    »Die Richtung…«
    »Nach vorn.«
    Ich nahm ihr die Antwort nicht übel. In ihrem Zustand konnte sie nichts anderes sagen. Viel mehr als zuvor wußten wir jetzt leider auch nicht. Ich hörte Bill Conolly schnaufend atmen. Die Entwicklung dieser Geschichte gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Auch Ed Moss dachte wie wir. »War ja nicht viel«, sagte er. »Aber mehr kann man wohl nicht verlangen.«
    »Ja, das meine ich auch«, gab ich zu. Damit war unsere Spur im Sande verlaufen. Unsere Ermittlungen würden wieder von vorn beginnen müssen.
    Apfel-Anni hielt den Kopf gesenkt und schaute dabei auf ihre Hände, die sie zusammengelegt hatte. Wieder zuckte ihr Mund, ohne daß sie ihn öffnete, und Ed Moss hob die Schultern. Aber Anni hielt noch eine Überraschung für uns bereit. Sie hielt den Blick nach wie vor auf ihre Hände gerichtet, als sie mit leiser Stimme sagte: »Und dann habe ich den Wagen noch mal wiedergesehen…«
    ***
    Die Angst blieb!
    Toby Reagan konnte sich dieses Gefühl nicht erklären. Es war einfach da, es steckte in ihm fest, es hatte sich in seinen Körper regelrecht hineingebohrt. Er merkte, wie die Furcht ihn schwitzen ließ. Dabei gab es keinen Grund, sich zu fürchten. Es war alles in Ordnung, es war auch wie immer, aber die nahe Vergangenheit ließ ihn nicht los, und er wußte, daß er einen Fehler begangen hatte. Aber Fehler machte jeder.
    Zumindest jeder Mensch, und er war ein Mensch.
    Über seinen Rücken rann es kalt hinab. Auf der Stirn und auf seinem Kopf lag der Schweiß. Er starrte die Decken und Kisten an, hätte sie am liebsten aus dem Fenster geworfen und dann selbst die Wohnung verlassen. Das aber traute er sich nicht, denn hinter ihm stand noch ein anderer, einer, der ihn bezahlt hatte, dem er verpflichtet war, der freundlich und tödlich zugleich sein konnte.
    Er kannte nicht mal seinen Namen. Aber er erinnerte sich an ein prägnantes Zeichen, das sich auf der bleichen und hohen Stirn abgemalt hatte, ein großes, blutrotes D.
    Ihn schauderte, als er daran dachte. Dieses D war einfach schlimm. Es war nicht nur der Buchstabe, denn es hatte eine verfluchte Botschaft zu bieten.
    Die Botschaft der Blutsauger.
    Toby Reagan wußte inzwischen einiges, aber längst nicht genug. Er hatte sich in der Begleitung eines Vampirs befunden. Sie waren wieder unterwegs gewesen, um den nächsten zu holen, und der Vampir Pete, der neben ihm gesessen hatte, war voller Blutgier gewesen. Aber er hatte Toby nicht attackiert, und das war schon gut gewesen.
    Er mußte die Nacht über in der Wohnung bleiben. So war es ihm befohlen worden, und er würde sich hüten, ihm nicht nachzukommen. Ging er einmal vom Weg ab, konnte das für ihn schreckliche Konsequenzen haben, über die er lieber nicht nachdenken wollte.
    Wichtig war für ihn auch die Flasche mit dem Wodka. Sie steckte in seiner rechten Tasche, war noch zur Hälfte gefüllt, und wenn er sich bewegte, gluckerte der Inhalt.
    Ein Schluck würde ihm guttun. Nur einer, nicht die Flasche leertrinken, die mußte noch die Nacht über reichen, denn Nachschub würde er in dieser Wohnung kaum finden.
    Das Zeug rann in seinen Hals. Und nach den beiden Schlucken sah die Welt schon wieder anders aus. Zwar nicht rosig, aber sie ließ sich ertragen.
    Er brauchte einen Sitzplatz. Die Holzkisten standen zwischen den beiden Fenstern.

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