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0938 - Die Blutgasse

0938 - Die Blutgasse

Titel: 0938 - Die Blutgasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber alles wirkte etwas ärmlich, war abgenutzt, aber doch sauber.
    Ein langer Tisch, Bänke davor, vier Stühle, die an der Wand standen.
    Wir sahen Bilder der verstorbenen Armee-Generäle, und der ältere Pförtner lächelte uns an.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Ich wollte nicht lange herumreden, sondern zeigte ihm meinen Ausweis.
    Er studierte ihn in Ruhe. Es trat Ruhe ein, und so hörten wir aus der Ferne die Musik und das Stimmengemurmel.
    Auch ein hartes Lachen schallte zu uns herüber.
    Ich erhielt den Ausweis wieder zurück. »Tut mir leid, Sir, aber ich weiß nicht, was die Polizei hier will.«
    Mein Lächeln war freundlich. »Keine große Sache. Wir möchten uns nur mit Apfel-Anni unterhalten.«
    »Ach ja?«
    »Ist sie da?«
    Der Portier runzelte die Stirn. »Ich müßte mal nachschauen. Vielleicht schläft sie schon. Sie hat einen langen Tag hinter sich. Wir haben hier heute geputzt und aufgeräumt…«
    »Bitte, versuchen Sie es.«
    Zwar stand ein schwarzes Telefon in seiner Bude, das aber benutzte er nicht. Der Mann stand auf und quälte sich humpelnd aus seiner vollgestopften Bude hervor. Der Portier ging am Stock.
    Wir wurden gebeten, Platz zu nehmen, dann verschwand er in einem schmalen Flur.
    Wir setzten uns nicht, sondern warteten im Stehen. Moss schaute sich immer wieder um. Seine Gedanken standen ihm auf die Stirn geschrieben, und Bill fragte: »Wäre das nicht auch ein neuer Anfang für Sie, Ed?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Bei Ihrem Wissen hätten Sie bestimmt eine gute Chance, hier in der Armee etwas zu erreichen.«
    »Mal sehen.«
    »Es wäre möglicherweise der erste Schritt zurück in das normale Leben.« Bill ließ nicht locker. »Ich an Ihrer Stelle würde darüber nachdenken. Die brauchen hier sicherlich auch Bürokräfte, denn es geht auch um Geld.«
    »Das schon.«
    »Fragen Sie später mal nach.«
    »Hier bin ich auch sicherer«, murmelte er und rieb seine Hände an der Jacke ab. »Es ist immer schlimm, wenn man erleben muß, wie die anderen verschwinden.«
    »Eben«, sagte Bill. »Zudem haben wir erlebt, was aus ihnen werden kann. Jemand ist dabei, einen Vampirkeim zu legen, das sollten Sie nicht vergessen.«
    »Ja«, flüsterte Ed Moss. Dann nickte er. »Daran habe ich auch schon gedacht. Ein Vampirkeim. Das ist Wahnsinn, das verstehe ich alles nicht.«
    »Lassen Sie es auch besser.«
    Wir hörten den Portier näher kommen. Doch Apfel-Anni war nicht dabei, was uns nicht gefiel.
    »Ist sie nicht da?« fragte Bill.
    »Doch.«
    »Aber…«
    Der Pförtner kam näher. »Sie kommt. Sie ist auf dem Weg zu uns. Es dauert nicht mehr lange.«
    Er hatte nicht gelogen. Apfel-Anni erschien eine Minute später. Sie war etwas scheu und ging vorsichtig in ihren grauen Filzpantoffeln. Vom Alter her war sie schwer zu schätzen. Sie konnte vierzig, aber auch zehn Jahre älter sein. Der geblümte Kittel sah neutral aus. Der braune Pullover, den sie darunter trug, hatte Rollkragen. Ihr Haar war sehr kurz geschnitten, sicherlich nicht von einem Friseur.
    Apfel-Anni hatte ein faltenreiches, rundes Gesicht mit kleinen Augen. Sie kam näher, und wir nahmen den Seifengeruch wahr, der von ihr ausging.
    Dann strich sie über ihre kleine Nase und wunderte sich, als sie Ed Moss zwischen uns sah.
    »Du?«
    »Hallo, Anni.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Wer sind die beiden Männer hier?«
    »Sie möchten mit dir sprechen.« Apfel-Anni schnüffelte. »Die riechen nach Bullen, glaube ich. Oder sollte ich mich geirrt haben?«
    »Nein, Sie haben sich nicht geirrt.« Diesmal hatte ich gesprochen. »Mein Name ist John Sinclair. Ich bin bei Scotland Yard.«
    »Auch das noch.«
    »Sie brauchen aber trotzdem nicht nervös zu werden.«
    Der Pförtner hatte sich wieder an seinen Arbeitsplatz begeben, was Anni mit einem Stirnrunzeln quittierte. »Muß ich das wirklich nicht, Ed?«
    »John Sinclair hat recht.«
    »Dann können wir uns ja auch setzen«, meinte Bill und stellte sich ebenfalls vor.
    Apfel-Anni winkte ab. »Nicht zu viele Namen«, sagte sie. »Die behalte ich sowieso nicht.« Sie »watschelte« in ihren Filzpantoffeln auf die Sitzecke zu, wobei Ed Moss an ihrer Seite blieb, was Anni auch gewollt hatte. Sie stellte ihm flüsternd Fragen, er antwortete ebenso leise. Daß die Frau zweimal nickte, bewies, daß unser Begleiter sie beruhigt hatte.
    Vertrauensbildende Maßnahmen gehörten ebenfalls dazu.
    Als wir saßen, hatte Apfel-Anni sogar ihren Humor zurückgefunden. »Zu trinken kann ich leider nichts anbieten.

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