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0938 - Die Blutgasse

0938 - Die Blutgasse

Titel: 0938 - Die Blutgasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Auf einer ließ er sich nieder und streckte die Beine aus. Ein Wohlbefinden wollte ihn nicht überkommen. Auch der genossene Alkohol hatte nicht ausgereicht. Im Gegenteil, er hatte ihn noch nervöser und aufgeregter gemacht.
    So blieb er hocken, spürte die rauhe Wand in seinem Rücken und wartete ab.
    Auf was eigentlich?
    Er wußte es selbst nicht. Er saß da, starrte ins Leere und gleichzeitig gegen die geschlossene Tür, aber eine Idee kam ihm nicht. Er war auch nicht in der Lage, sich gewisse Gedanken zu machen. Zuviel drehte sich in seinem Kopf, aber nichts von dem formierte sich zu einem klaren Gedanken. In seinem Schädel herrschte Chaos.
    Was würde geschehen? Nichts, gar nichts - oder? Das schlechte Gewissen peinigte ihn. Auch sein Inneres blieb nicht verschont. Obwohl es in diesem Zimmer keine Heizung gab, schwitzte er. Man sah es ihm auch an.
    Stille umgab ihn. Auch sie gefiel ihm nicht, obwohl sie ihm sonst nichts ausgemacht hatte. Die Luft zwischen den Wänden stand. Sie war stickig und stank, damit kam Toby nicht zurecht.
    Toby Reagan wollte frische Luft haben. Er brauchte nur aufzustehen, und eines der Fenster zu öffnen.
    Es gehörte zu denen, die man hochschieben mußte. Ein Fenster nach amerikanischem Muster. Toby löste unten die Sperre, faßte links und rechts in Höhe der Kanten zu und schob es hoch. Frische Luft strömte herein.
    Beinahe eisig prallte sie gegen ihn. Zumindest kam es ihm so vor. Er holte tief Luft, schloß die Augen und kämpfte gegen den leichten Schwindel an.
    Schließlich hatte er sich gefangen, beugte den Kopf vor und schaute nach unten in die schmale Straße.
    Sie war leer.
    Niemand hielt sich auf der Straße auf. Zudem waren auch nicht alle Häuser mehr bewohnt. Wer hier noch wohnte, der lebte gewissermaßen auf Abruf, denn irgendwann sollte dieser gesamte Komplex abgerissen und dann saniert werden.
    Vor seinen Lippen bildete der Atem Nebelwolken. Toby war plötzlich glücklich darüber, überhaupt atmen zu können. Es war einfach wunderbar für ihn, denn Vampire konnten es nicht mehr. Das hatte er bei Pete nicht gesehen. Trotzdem hatte der existiert.
    Toby schauderte, als er an die Zeit mit Pete dachte. Hätte ER ihm nicht so viel Geld gegeben und wäre seine Angst vor IHM nicht zu groß gewesen, dann hätte Reagan längst das Weite gesucht. Das aber traute er sich nicht zu tun, denn er wußte auch, daß der andere mächtig genug war, ihn überall finden zu können.
    Und so starrte er nach draußen, ohne etwas sehen zu können. Er glotzte nur gegen die dunkle Fassade, wo Schatten zu sehen waren, aber kein Licht strahlte.
    Reagan verspürte Hunger. Sein Magen war nicht mehr vorhanden. Da befand sich ein Loch, aber die frische Luft tat ihm doch gut. Er atmete sie ein, und das leichte Würgegefühl verschwand auch wieder. Zudem gehörte Toby zu den Menschen, die nie viel aßen, dafür aber um so mehr tranken.
    Ein einsamer Radfahrer passierte das Haus. Auf dem unebenen Pflaster tanzte der Strahl auf und nieder, und der blasse Schein auf dem Boden wirkte wie ein durch die Gasse huschendes Gespenst.
    Irgendwo hatte jemand einen Fernseher ziemlich laut gestellt. Die Geräusche wurden auch von dem Fenster nicht gestoppt und drangen schwach an Toby Ohren.
    Warten, immer warten.
    Aber worauf?
    Er konnte es nicht sagen. Nur das verdammte Gefühl steckte in ihm, und es war wie ein Schleim, der sich immer weiter ausbreitete und auch in Richtung Kehle stieg, um sich dort festzukrallen.
    Das Fenster wollte er nicht ganz offen lassen. Es wurde ihm zu kalt. Zudem fehlte in seiner alten Lederjacke ein dickes Innenfutter. Toby wollte das Fenster wieder herunterschieben, doch dazu kam es nicht mehr. Ein Geräusch, dumpf und leicht grollend, nicht definierbar.
    Toby lauschte.
    Eines stand fest. Von außen war dieses Geräusch nicht an seine Ohren gedrungen. Da mußte sich jemand in der Wohnung aufhalten.
    Wohler ging es ihm nicht. Der Druck in seinem Magen nahm zu. Er merkte, daß ihm der Schweiß jetzt wieder stärker aus den Poren trat.
    Über seinen blanken Schädel rollten die Schweißperlen.
    Im trüben Licht schaute sich Toby um.
    Nein, in dieses Zimmer war niemand eingedrungen, um sich möglicherweise unter den schmutzigen Wolldecken versteckt zu halten.
    Das Geräusch war aus einem der anderen Räume geklungen.
    Toby Reagan ging auf die Tür zu.
    Er zuckte schon nach dem zweiten Schritt zusammen, denn diesmal hatte es ihn lauter erwischt. Und er wußte plötzlich, was das für ein

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