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0938 - Die Blutgasse

0938 - Die Blutgasse

Titel: 0938 - Die Blutgasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatten die fremden Besetzer weggeworfen. Zumeist Tüten aus Kunststoff, die schon vergilbt aussahen und auch zertreten waren. In diesem Haus schien schon lange niemand mehr gelebt zu haben. Deshalb war es ideal für die Blutsauger gewesen. Natürlich stellte ich mir auch die Frage, wie es dazu hatte kommen können, daß sie wieder aufgetaucht waren. Wer steckte dahinter? Ein Name, ein schrecklicher Begriff drängte sich auf.
    Will Mallmann alias Dracula II! Normalerweise hockte er in seiner Vampirwelt, wo er seine Fäden zog, aber immer wieder Nachschub brauchte und Attacken gegen die Menschheit vorbereitete. Da waren Obdachlose für ihn eine leichte Beute.
    Wir hatten die erste Etage erreicht, ohne daß sich etwas ereignet hätte.
    Aber auch aus der nächsten Etage hörten wir nichts.
    Auf mein Kopfnicken hin setzte sich auch Bill in Bewegung, und wir nahmen die letzten beiden Absätze in Angriff. Wie Schatten bewegten wir uns durch dieses alte, düstere Haus.
    Veränderungen gab es nicht. Die alte Treppe, das Geländer, dessen Pfosten nicht mehr alle vorhanden waren, ansonsten viel Dreck und auch Gestank.
    Der Gestank menschlicher Exkremente. Vampire rochen ganz anders, zumindest wenn sie aus den Gräbern kamen.
    Über die Tür hinweg huschte der Lampenkegel wie ein heller Geist. Er blieb dort stehen, wo sich das Schloß befand. Er schimmerte heller, und Bill beugte sich nach unten, um es in Augenschein zu nehmen. Ich stand neben ihm und strahlte noch eine Treppe hoch, auf der sich allerdings niemand aufhielt.
    Die Vampire befanden sich in der Wohnung, denn das hörten wir. Da schlich nicht nur eine Gestalt durch die Zimmer oder den Flur, es waren mehrere. Wir hörten auch Laute, mit denen wir nichts anfangen konnten.
    Dumpfe Laute, als wären Gegenstände zu Boden gefallen.
    Es gab auch einen alten Türknauf, den Bill vergeblich zu drehen versuchte.
    »Wie sollen wir es machen, John?«
    Ich grinste schief. »Die alte Methode. Kurzer Anlauf und gemeinsam dagegen?«
    »Ja, wie im Kino.«
    »Denk nur daran, daß die Vampire echt sind.«
    »Anders wäre es mir auch, lieber.« Bill war schon zurückgetreten. Viel Platz hatten wir nicht. Der wenige mußte ausreichen. Wir schauten uns die Tür noch einmal genau an, ein kurzes Nicken, dann nahmen wir zugleich Anlauf.
    Kurz, schmerzlos und wuchtig!
    So hatten wir es uns vorgestellt. Kurz ja, wuchtig auch, aber nicht schmerzlos. Durch meine Schulter fuhr ein Stich, als ich damit gegen die Tür krachte.
    Bill mußte es ähnlich ergehen, denn in das Krachen und Splittern des Holzes hinein erklang sein Fluch, was aber nicht weiter störte, denn wir hatten die Tür durchbrochen. Sie kippte nach vorn, und zwar mit der gesamten Fläche. Da waren die Angeln verrostet, das Holz sowieso schon morsch, so daß wir eigentlich leichtes Spiel mit dem Ding hatten.
    Wir fielen in den Flur hinein, hatten die Tür einfach mitgerissen. Das Poltern war ohrenbetäubend.
    Auf einem Bein kniend sah ich Bill an mir vorbeitorkeln. Irgendwie war es ihm gelungen, einen Sturz zu verhindern. Sein Ziel war die Tür am Ende des Ganges. Sie stand so weit offen, daß ein unterarmbreiter Lichtstrahl hervordrang, dessen Form aber nicht lange blieb, weil die Tür aufgestoßen wurde.
    Eine Gestalt erschien.
    Der erste Vampir!
    ***
    Es hätte für uns keine Überraschung sein sollen, wir hatten ja damit rechnen müssen, es war trotzdem eine, denn so abgebrüht waren wir schließlich auch nicht.
    Der Blutsauger stand da, und er sah nicht aus wie ein Vampir.
    Zumindest nicht so, wie man ihn sich immer so klassisch vorstellte: langer, schwarzer Umhang, bleiches Gesicht, dunkle Haare und einen düsteren, gnadenlosen Blick, wobei diese Gestalten auf manche Frauen schon eine gewaltige erotische Ausstrahlung ausübten.
    Er war anders.
    Aber er war ein Wiedergänger, trotz seiner zerlumpten Kleidung und den schmutzigen Haaren. Um seine Lippen herum hatte sich ein rötlicher Schmier gelegt, als wäre er mit einem Lippenstift abgerutscht.
    Das war bei ihm jedoch nicht der Fall. Das Rote war Blut, und er leckte es mit seiner kreisenden Zunge ab.
    Zu Wachsfiguren waren er und Bill nicht geworden, auch wenn sie sich im Moment nicht bewegten. Da war die Überraschung tatsächlich perfekt gelungen.
    Ich kniete noch immer, Bill, der etwas schräg vor mir stand, nahm mir einen Teil der Sicht, aber das Wichtige hatte ich gesehen, auch Bills gute Schußposition.
    »Schieß!« zischte ich ihm zu.
    Es kam mir vor, als hätte der

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