0938 - Die Blutgasse
sich festzuklammern. Sie hatte noch nicht den Boden berührt, als bereits die nächste Gestalt aus dem offenen Fenster in die Tiefe sprang.
Dieser Mann hatte sich nicht kopfüber fallen lassen, sondern kurz auf der Fensterbank seinen Halt gefunden und war dann einfach in die Tiefe gesprungen.
Auch Ed Moss zuckte zusammen, als er den Aufprall hörte. Er kam sich vor wie in einem bösen Film. Es war kaum zu glauben, was man ihm da zeigte, denn jetzt sprang auch eine dritte Gestalt nach unten. Mit gestreckten und erhobenen Armen, als hoffte sie, daß sich irgendwann ein Fallschirm öffnen würde, der für eine sanfte Landung sorgte. Das aber passierte nicht.
Der Körper prallte wuchtig auf und brach zusammen.
Drei Stadtstreicher oder nun Vampire hatten die Wohnung verlassen und krümmten sich auf dem Pflaster. Das wollte Ed Moss nicht in den Sinn.
Für einen Moment vergaß er, wen er vor sich hatte. Da dachte er nur an seine ehemaligen Kameraden, denen er helfen mußte, und er war bereits zwei Schritte gelaufen, als diese sich aufrichteten und zumindest einer seinen Mund so weit öffnete, daß Ed die überlangen, spitzen Zähne des Oberkiefers sehen konnte.
Da wußte er Bescheid!
Er zog sich sofort zurück. Plötzlich schlug sein Herz schneller, und er wußte nicht, wo er hinschauen sollte. Nach oben oder nach unten. Im Moment sprang kein Blutsauger mehr aus dem Fenster, aber die drei reichten ihm auch.
Sie lagen nicht weit von einander entfernt. Wie jeder Vampir, so spürten auch sie den Drang und die Gier nach Blut in sich. Sie wollten an den Menschen heran, der sich in ihrer Nähe aufhielt, aber die Sprünge aus dem Fenster und der damit verbundene Aufprall hatte auch bei ihnen seine Spuren hinterlassen.
Sie konnten nicht mehr normal gehen. Beine oder Arme waren gebrochen.
Es wirkte schon lächerlich, wie sie versuchten, auf die Beine zu kommen. Der Untote, der als erster gesprungen war, hatte es am schwersten. Er war mit dem Kopf zuerst aufgeprallt, und er hatte sich dabei den Schädel eingeschlagen. Was aus dem Loch hervorquoll, konnte Ed Moss nicht so genau erkennen, jedenfalls schimmerte es weißlich.
Die beiden anderen konnten nicht mehr auf die Beine kommen. Sie schienen sich die Beine gebrochen zu haben, und die Arme gewegten sie nur unkontrolliert.
Ed Moss stand auf der anderen Seite und schaute zu. Er staunte. Er konnte noch immer nicht fassen, daß dies kein Film war, sondern die Wirklichkeit. Da waren tatsächlich drei Vampire aus einem Fenster im zweiten Stock gesprungen und lagen jetzt vor ihm auf dem Boden, wo sie versuchten, noch immer an die Beute Mensch heranzukommen.
Warum sie aus dem Fenster gesprungen waren, konnte Ed nicht sagen, doch er erinnerte sich daran, einen Schuß gehört zu haben.
War das der Grund gewesen?
Die drei vor ihm atmeten nicht. Dafür hörte er sich keuchen. Der Verstand riet ihm die Flucht zu ergreifen, denn auch verletzte Vampire konnten gefährlich auftrumpfen. Sie wollten das Blut, und sie waren nicht allzu weit von ihm entfernt.
Zupacken.
Zubeißen!
Und Ed Moss stand da wie festgewurzelt. Trotz der Dunkelheit war es ihm möglich, die Gesichter der anderen zu sehen, und die zumindest kannte er sehr gut.
Trotzdem war es für ihn kaum vorstellbar, daß es sich um dieselben Personen handelte, mit denen er noch vor einigen Tagen oder Wochen zusammengewesen war. Das war einfach ein Unding. Damit kam er nicht zurecht. Das mußte erst verkraftet werden.
Die Brut hielt sich vor ihm auf dem Boden auf. Sie kroch weiter. Mit ungelenken Bewegungen, aber durchaus zielorientiert. Er dachte über eine Waffe nach. In den Filmen besaßen die Helden oft Kreuze, die vorn angespitzt waren, doch damit konnte er nicht dienen. Er mußte sich auf seine eigenen Hände verlassen, denn er besaß nicht mal einen Revolver. Der Streß hatte bei ihm für eine Schweißbildung gesorgt. Auf seinem Gesicht spürte er das klebrige Zeug. Der Atem pfiff, die Blutsauger versuchten, auf die Beine zu kommen, aber sie sackten immer wieder kraftlos zusammen.
Am schnellsten war noch der mit dem eingeschlagenen Kopf. Er hatte die anderen bereits überholt. Sein schwarzes Haar war nach hinten gekämmt. Ed kannte ihn. Der Mann war noch jünger, jetzt aber sah er regelrecht verunstaltet aus. Er tappte vor.
Seine Hände schlugen auf den Boden. Er versuchte, auf die Beine zu kommen, brach aber schon beim ersten Versuch zusammen.
Plötzlich war der Krach wieder da. Das Motorrad, das Ed Moss vor
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