0938 - Die Blutgasse
Behinderung auf die Beine zu kommen.
Er hätte Ed Moss angefallen, doch der Fahrer hatte dies im letzten Augenblick verhindert und dem Obdachlosen so das Leben gerettet.
Der Mann sprang zurück. Er wartete darauf, daß der Untote blutend zusammenbrach, aber den Gefallen tat dieser ihm nicht, denn er blieb schwankend und nach rechts gebeugt stehen, was auch Ed Moss sah, der über die Maschine gekrabbelt war und sich wieder erhoben hatte.
Er stand auf den Füßen und keuchte immer wieder: »Es sind Vampire, verdammt! Ich habe es auch gesagt. Es sind Vampire!«
Weinend kroch die junge Frau zur Seite. Verfolgt von dem Blutsauger mit dem zerstörten Schädel.
Der zweite, in dessen Brust ein Messer steckte, wollte ebenfalls nicht aufgeben.
Er hatte sich den Pferdeschwanz als Opfer ausgesucht. Der junge Mann war unfähig, sich zu bewegen. Was er da sah, daß paßte nicht in sein Weltbild, das brachte alles durcheinander.
Der Blutsauger kam näher.
Er wollte das Opfer.
Er würde es bekommen, denn der junge Mann erstarrte.
Seine Freundin kroch noch immer weg. Verfolgt von dem anderen Blutsauger, der nach ihr schlug, sie aber nicht erwischte, weil sie rasch ein Bein angezogen hatte. Die Klaue klatschte auf den Boden und damit ins Leere.
Nur Ed Moss hatte sich wieder gefangen. Er lief um die liegende Maschine herum, erreichte den Fahrer und rammte ihn. Beide stürzten zu Boden, und der Blutsauger, der soeben hatte zugreifen wollen, faßte daneben.
Er blieb stehen.
Aus seinem Mund drang ein Knurren. Das struppige Haar wuchs tief in seine Stirn hinein, die alte Kleidung stank erbärmlich. Er roch wie jemand, der lange im Grab gelegen hatte, und er drehte sich mit einer langsamen Bewegung um.
Er wollte nicht aufgeben, mußte dabei auch das Messer in seiner Brust registriert haben. Dieser Anblick gab ihm ein Stück der Erinnerung aus seinem ehemaligen, normalen Leben zurück, denn er umfaßte den Griff mit der rechten Hand und zerrte das Messer aus seiner Brust, aus der kaum Blut quoll.
Den Griff umfaßte er mit beiden Händen. Bis zu seinen Opfern waren es nur drei kleine Schritte. Beide lagen noch auf dem Boden. Ed Moss war über den wimmernden Fahrer gefallen, der am Kopf blutete, weil er hart aufgeprallt war.
Bei Ed Moss war der Aufprall durch den anderen Körper zwar abgefedert worden, nur war er unglücklich mit dem rechten Arm aufgeschlagen. Die Schmerzen wühlten sich hoch bis in seine Schulter. Er hatte das Gefühl, dort zu verbrennen.
Er wälzte sich zur Seite und drehte dabei auch den Kopf nach links, weil er ein Geräusch gehört hatte.
Seine Augen weiteten sich.
Der Blutsauger stand direkt neben ihnen. Die Arme erhoben, das Messer mit beiden Händen haltend. Er brauchte sich nur nach vorn fallen zu lassen, die Klinge würde wie von allein Eds Körper treffen.
Und die Bestie fiel…
***
Will Mallmann - Dracula II!
Das war verrückt, das glaubte ich einfach nicht. Ich dachte an ein Trugbild, wischte über meine Augen, aber das Bild blieb, denn ich sah sogar das rote D auf der Stirn.
Will saß da, aber er tat nichts. Er sprach mich nicht an, er stürmte auch nicht auf mich zu. Er war einfach nur vorhanden, was in meinen Kopf nicht hineinwollte.
Ich wollte Licht haben. Irgendwo mußte doch der Schalter sein. Meine Lampe reichtemir nicht mehr aus. Ich steckte sie weg, tastete mit der frei gewordenen Hand an der rechten Wandseite entlang, fand den Schalter auch und drehte das alte Gerät herum.
Klick machte es.
Mehr tat sich nicht.
Im Raum blieb es dunkel!
Ich fluchte innerlich und mußte wieder auf meine kleine Leuchte zurückgreifen.
Der nach vorn gerichtete Strahl erwischte haargenau das Ziel. Er bohrte sich in Will Mallmanns Gesicht, als wollte er dort ein Loch hinterlassen.
Ein Gesicht schon, aber ein echtes?
Ich wußte es nicht. Ich kam nicht zurecht, denn der Strahl fiel genau in diese starre Masse hinein, wo sich nichts, aber auch gar nichts bewegte.
Es blieb glatt, kein Zwinkern der Augen, kein Zucken der Lippen, die Starre blieb.
Selbst ein Vampir oder eine Gestalt wie Will Mallmann konnte sich nicht so stark in der Gewalt haben. Außerdem stand ich vor ihm - ich, ein Feind, der Todfeind!
Etwas stimmte hier nicht. Und nicht nur etwas, sondern schon einiges.
Daran dachte ich, als ich einen großen Schritt in das Zimmer hineinging.
Ich mußte meine kleine Lampe schon bewegen, um überhaupt erkennen zu können, was mit Mallmann los war.
Er saß auf einem Stuhl oder einem Sessel.
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