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0938 - Rabenherz

0938 - Rabenherz

Titel: 0938 - Rabenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Mini-Bildschirm, der die letzten Minuten oder Stunden der unmittelbaren Umgebung zeigte - allerdings in umgekehrter Reihenfolge, als ob man bei einer DVD den Rückwärtslauf eingeschaltet hätte. Gleichzeitig empfing Zamorra in seinem Bewusstsein eine Projektion des Bildes.
    Als sich die ersten Szenen aufbauten, wollten sofort die Knie unter Zamorra nachgeben. Er hatte sich bisher schon zu sehr verausgabt. Hätte er gewusst, dass er das Amulett nur kurz darauf an einem schwarzmagisch beeinflussten Hund im Ernstfall testen konnte, hätte er die kraftraubenden Experimente zuvor gar nicht durchgeführt. Doch nun musste er den Tribut dafür entrichten.
    Er sah in der Projektion, wie erst Dylan, dann er rückwärts den Raum verließen und anschließend die Tür wie von selbst zuflog. Dabei fühlte er sich, als habe er einen Zwanzigkilometermarsch hinter sich.
    Eine Zeit lang geschah nichts, dann flatterte ein Rabe im Rückwärtsflug herbei, setzte sich auf das ruinierte Fensterbrett, schielte mit schief gelegtem Kopf in den Raum, hüpfte ein paar Mal hin und her und flog wieder davon.
    »Der hat vorhin schon an Rhetts Fenster gesessen«, sagte Dylan.
    Zamorra achtete nicht auf ihn, denn er fühlte sich, als hätte er sei drei Wochen kaum etwas gegessen. Die Finger begannen zu zittern. Schweiß trat ihm auf die Stirn. Ein Ächzen entrang sich seiner Kehle.
    Noch immer keine Spur von Fooly. Der Parapsychologe überlegte, ob er die Darstellung beschleunigen, also gewissermaßen vorspulen sollte, doch er wusste, dass das nichts an der Anstrengung änderte.
    Er würde es nicht durchhalten. Ausgeschlossen! Gleich war er mit seinen Kräften am Ende. Gleich!
    Da tauchte ein großer, schwarzer Schatten auf, der rückwärts aufs Fenster zuflog.
    In diesem Moment brach die Zeitschau ab. Das Amulett hatte entschieden, dass der Kraftverzehr zu groß war, und die Funktion zu Zamorras Schutz beendet.
    Merde! Einen Augenblick länger und er hätte Fooly sehen können.
    »Nein!«, keuchte er. Er atmete mehrfach tief durch, schloss die Augen und konzentrierte sich erneut.
    Der nächste Versuch. Diesmal zeigten ihm die Bilder, wie er die erste Zeitschau durchgeführt hatte. Dann war wieder Schluss.
    »Nein!«, flüsterte er noch einmal. »Das darf nicht sein.« Er öffnete die Lider und sah Dylan an. »Das kann nicht sein!«
    Und ein weiterer Versuch. Diesmal startete die Zeitschau gar nicht erst.
    »Das hat keinen Sinn, Zamorra«, sagte Dylan. »Hör auf!«
    »Ich hätte es durchgehalten! Das Amulett kann doch nicht einfach darüber bestimmen, wann ich erschöpft bin!«
    »Zamorra! Lass uns gehen und es den anderen sagen.«
    »Ich hätte es durchgehalten!«, flüsterte der Professor noch einmal.
    Doch dann verließ er mit Dylan den Raum und sie kehrten ins Kaminzimmer zurück.
    William hatte den Wein inzwischen gebracht und Dunja genoss ein großzügig eingeschenktes Glas davon.
    »Ich glaube, wir haben die Hülle aus deiner Vision gefunden«, sagte Dylan.
    Dann erstatteten sie Bericht. Rhetts Augen wurden dabei immer größer. Auch dem Butler, der Fooly quasi adoptiert hatte, war der Schock anzusehen.
    »Wie die Drachenhaut dafür sorgen sollte, dass du stirbst«, sagte Zamorra zu Dunja, »ist uns aber nicht klar.«
    »Fooly!«, hauchte Rhett. In seiner Stimme lagen Trauer und Entsetzen.
    Er rannte aus dem Kaminzimmer. Vermutlich wollte er Abschied von seinem langjährigen Freund nehmen. Kathryne und auch Dunja folgten ihm. Letztere mit einem gegen den Hinterkopf gepressten Handtuch.
    Zamorra blieb zurück. »Ich brauche jetzt unbedingt ein paar Minuten Ruhe«, sagte er zu Dylan.
    Mehr als ein paar Minuten waren ihm jedoch auch nicht vergönnt.
    ***
    Matlock McCain traute seinen Augen nicht. Oder besser: Er traute den Augen seines Raben nicht!
    Vorhin hatte er durch die Sinne seines gefiederten Spions miterleben müssen, wie Zamorra und McMour den Hund vernichteten, der seinem Griff entglitten war. Leider hatte niemand außer dem Köter allzu große Blessuren davongetragen.
    Er beobachtete, wie Zamorra die M-Abwehr schloss - zu schließen glaubte! -, und rechnete für einen Augenblick mit dem Schlimmsten. Wenn der Schutzschirm wider Erwarten doch arbeitete, wäre das das Ende des Raben. Das Ende der Live-Übertragung von Château Montagne, wie die Menschen von heute es ausdrücken würden.
    Doch die Verbindung zu dem Tier blieb bestehen. LUZIFER sei Dank!
    Dylan brachte die so plötzlich aufgetauchte Frau ins Gebäude und McCain steuerte

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