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0938 - Rabenherz

0938 - Rabenherz

Titel: 0938 - Rabenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Augenblick auf dem Weg nach oben.
    Wusste Zamorra um die Macht einer Drachenhaut? Würde er sie gleich in Sicherheit bringen? Oder ließ er sie vor lauter Aufregung erst einmal liegen?
    McCain hoffte Letzteres. Am liebsten wäre er sofort ins Château gesprungen und hätte sie an sich genommen. Aber er fürchtete, dass das Licht der Sonne ihn zu sehr schwächen könnte, sodass er ein leichter Gegner für Zamorra wäre, wenn der auftauchte.
    Deshalb wartete er ab. Der Teekessel half ihm, seine Ungeduld zu bändigen.
    Als sich endlich die Dunkelheit der Nacht über das Schloss senkte, flog er mit Kratax ans Fenster zurück, um die Lage zu sondieren. Schließlich wollte er nicht inmitten einer Vollversammlung von Feinden erscheinen . Er landete auf dem zerstörten Sims und war erleichtert. Das Zimmer war leer und die Haut lag noch immer auf dem Bett.
    Wie nachlässig, Herr Professor!
    McCain schloss in der Fischerhütte die Augen, konzentrierte sich auf das Bild, das ihm der Rabe übermittelte, und wollte gerade ins Château springen, als sich die Tür öffnete. Der Erbfolger und das Crentz-Mädchen kamen in den Raum gestürzt. Hinter ihnen tauchte noch jemand auf. Die Frau, die vor dem Schloss erschienen war. Diese… diese verfluchte…
    Nur mit Mühe konnte McCain den aufwallenden Hass unterdrücken. Seine Erregung übertrug sich auf Kratax, der krächzte und mit den Krallen scharrte.
    Rhetts Blick ruckte zu dem Tier. »Der schon wieder!«
    »Hat der nicht heute Nachmittag an unserem Fenster gesessen?«, fragte das Crentz-Mädchen. Kathryne, wenn McCain sich richtig erinnerte.
    »Ja.«
    Kathryne trat einen Schritt an den Erbfolger heran und wisperte ihm etwas ins Ohr.
    Was haben die denn jetzt rumzuflüstern? Können die ihr Liebesgesäusel nicht woanders austauschen?
    »Meinst du?«, fragte Rhett. Dann tuschelte auch er etwas, das Kratax als der Hund und besessen interpretierte.
    Ein eisiger Schreck fuhr McCain in die Glieder. Sie hatten die Verbindung zu seinem anderen tierischen Spion erkannt und daraus die richtigen Schlüsse gezogen. Noch bevor er Kratax in Sicherheit bringen konnte, warf der Erbfolger sich herum.
    Das Letzte, was McCain durch die Augen des Raben sah, war ein grelles Licht, das aus Rhetts Fingern zuckte.
    Ein Blitz!
    Der Druidenvampir keuchte. Es klang wie Kratax' Todeskrächzen. Dann brach die Verbindung ins Château ab und Dunkelheit kehrte ein.
    ***
    Verdammt!
    Wieder musste der Teekessel McCains Wut über sich ergehen lassen.
    Ich darf keine Zeit mehr verlieren! Ich muss mir die Haut sofort holen!
    Aber konnte er es riskieren, direkt im Zimmer des Drachen zu erscheinen ? Der Erbfolger war gewarnt. Hatte McCain einem Blitz mehr entgegenzusetzen als Kratax? Mit der Drachenhaut als Schutz vielleicht. Aber was, wenn er sie nicht schnell genug an sich brachte?
    Er hatte sich so auf den Raben als Bilderlieferanten verlassen, dass er sich die Einzelheiten des Zimmers nicht eingeprägt hatte. Außerdem unterschied sich die Wahrnehmung eines Vogels so erheblich von der eines Menschen - oder eines Druidenvampirs, was das anging! -, dass McCain sich nicht sicher sein konnte, tatsächlich direkt neben dem Bett zu erscheinen , selbst wenn er es versuchte.
    Was sollte er tun?
    Der Schlosshof! Da war er wenigstens schon mal vor Ort und vermochte die Situation besser einzuschätzen. Außerdem kam es dort nicht auf ein millimetergenaues Erscheinen an.
    Kaum hatte er sich zu diesem Entschluss durchgerungen, löste er sich auf und materialisierte nur Sekundenbruchteile später nahe des Brunnens vor dem Château.
    Sofort schaute er sich um. Sein Eindringen schien unbemerkt geblieben zu sein.
    Von hier aus konnte er das Zimmer des Drachen nicht sehen, da es sich im Nordflügel befand. Also schlich er langsam auf den Nordturm zu. Vorsichtig. Jederzeit darauf gefasst, entdeckt zu werden und wegmaterialisieren zu müssen.
    Allzu zögerlich durfte er aber auch nicht zu Werke gehen, sonst riskierte er, dass Zamorra die Drachenhaut in Sicherheit brachte.
    Er schob sich am Nordturm vorbei. Zwar war der Winkel noch sehr spitz, doch er reichte aus. Der Druidenvampir sah das erleuchtete Viereck des Zimmers. Doch was ging darin gerade vor sich? Er wusste es nicht.
    Aber er hatte eine Möglichkeit, es herauszufinden!
    Er wollte sich in eine Fledermaus verwandeln, daran vorbeifliegen und einen Blick hineinwerfen.
    Allein - es blieb beim Vorsatz!
    Die Formwandlung scheiterte. Es gelang ihm nicht, seine menschliche Gestalt

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