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0938 - Rabenherz

0938 - Rabenherz

Titel: 0938 - Rabenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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und nicht von oben.
    Abrupt blieben sie stehen.
    »Du rauf, ich raus«, sagte Zamorra.
    Der neue Unsterbliche nickte und rannte weiter. Zamorra hastete durch die Vorhalle, riss das Tor auf und erstarrte. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken. Dort draußen lag eine Kreatur mit qualmender Kutte auf dem Boden und stemmte sich gerade hoch.
    »Krychnak!«, quetschte der Professor zwischen den Zähnen hindurch. »In der M-Abwehr! Aber wie…?«
    Hatte er einen Fehler bei der Erneuerung des Symbols begangen? Gleichgültig!
    Noch während er rannte, rief er das Amulett. Diesmal musste es schnell gehen. Da blieb keine Zeit, es von der Kette zu fummeln. Nicht, wenn Krychnak ihn jederzeit bemerken konnte.
    Die Gedanken überschlugen sich in Zamorras Kopf. Bei ihrer ersten Begegnung hatte der Angriff von Merlins Stern nicht den Dämon, sondern Fooly getroffen. Dennoch war der Augenlose geflohen. Bei den späteren Aufeinandertreffen hatte Zamorra nicht auf die Silberscheibe zurückgreifen können. Und bei ihrer letzten Konfrontation auf der Danielle Casanova hatten die Blitze ihn aus unerfindlichen Gründen verfehlt.
    Doch da hatte er die Waffe gerade erst zurückerhalten gehabt! Vielleicht waren sie nach der Zeit der Trennung noch nicht aufeinander eingespielt gewesen. Jetzt aber hatte Zamorra Zeit gefunden, sich im Umgang mit Merlins Stern zu üben. Es würde sich zeigen, ob Krychnak stark genug war, ihm zu widerstehen - und ob er den Dämon diesmal überhaupt traf.
    Angriff , befahl der Professor. In der nächsten Sekunde erhielt er die schmerzhafte Erinnerung, dass die Kraft des Amuletts von seiner eigenen abhing - und mit der sah es nicht allzu rosig aus.
    Ein silberner Blitz löste sich aus Merlins Stern und traf die Schreckensgestalt in dem Augenblick, als sie einen Weltenriss öffnen wollte. Die Wucht des magischen Ansturms holte ihn von den Beinen und schleuderte ihn gegen einen geborstenen Baum. Er riss kurz vor dem Aufprall die Arme auseinander, sodass es aussah, als umarme er den Stamm. Eine Szene wie aus einem Slapstickfilm.
    Doch Zamorra war nicht nach Lachen zumute. Kräftemäßig bewegte er sich seit Stunden im roten Bereich. Dieser Angriff hatte die letzten Reserven verbraucht. Die Schwäche traf ihn mit der Wucht einer Dampframme.
    Er ächzte. Bunte Schlieren tanzten vor seinen Augen. Hechelnd blieb er stehen. Schnappte nach Luft. Keuchte. Starrte zu dem Baum.
    Hatte seine Kraft ausgereicht? War das Amulett stärker als Krychnak gewesen?
    Er hätte den Dhyarra mitnehmen sollen. Oder besser einen E-Blaster. Auf das, was der Sternenstein bewirken sollte, hätte er sich in seiner derzeitigen Verfassung kaum ausreichend konzentrieren können. Aber es war alles so schnell gegangen. Wieder einmal.
    Vielleicht hatte die Silberscheibe ausgereicht. Vielleicht. Hoffentlich.
    Zamorras Herz vereiste, als Krychnak sich von dem Baumstamm wegstemmte und langsam zum Professor umdrehte.
    Mist! Hätte er doch nur Dylan nicht nach oben geschickt!
    »Du!«, schnarrte Krychnak. Ihm war deutlich anzumerken, dass auch er am Ende seiner Kräfte war.
    Das hinderte ihn aber nicht daran, einen weißglühenden Flammenstrahl auf Zamorra zu schleudern.
    Der Professor wollte ausweichen, zur Seite springen, sich abrollen, irgendetwas Heldenhaftes tun - doch sein Körper war nicht gewillt, weitere Anstrengungen auf sich zu nehmen. Der Feuerstrahl schlug ein, doch im letzten Augenblick errichtete das Amulett den grünlich wabernden Schutzschirm um seinen Träger.
    Zamorra sank in sich zusammen. Seine Beine vibrierten, die Muskeln zuckten unkontrolliert. Schmerzen füllten ihn bis in die Haarspitzen.
    Der Schutzschirm flackerte. Erlosch.
    Doch auch Krychnaks weißes Feuer brach ab. Der Dämon taumelte unter der Anstrengung.
    Noch einmal befahl Zamorra dem Amulett den Angriff. Es reagierte nicht.
    Was für eine skurrile Situation. Zwei Kontrahenten, beide bis über die Grenzen des Erträglichen erschöpft. Keiner mehr zu einer durchschlagenden Aktion fähig. Und doch ließen sie nicht voneinander ab.
    Ein weiterer Feuerstrahl flammte auf. Nur noch ein Rinnsal gemessen am ersten. Dennoch gefährlich.
    Und wieder schlug er nur in den Schutzschirm ein, der sich wider Erwarten doch noch einmal aufgebaut hatte.
    Wessen Kräfte würden zuerst versagen? Die des Angreifers? Oder die des Verteidigers?
    Für Zamorra stand die Antwort fest. Er hatte keine Chance mehr.
    ***
    In dem Moment, als der Blitz seine Finger verließ, rutschte Rhett weg.

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