0939 - Das Rätsel von Lakikrath
lautlos, während sie sich auf die Arme stützte. Ihre großen, erstaunt blickenden Augen sahen sich in der Höhle um. Sie streifte Tekener mit den Blicken und sah dann Jennifer an.
Diese meinte mit freundlichem Lächeln :„Na, siehst du. Es ist halb so schlimm. Wir haben dich aus der Gewalt der Paratender gerettet. Erinnerst du dich?"
Die Zwotterfrau sprang unvermittelt auf die Beine, kauerte sich aber sofort wieder in hockender Stellung zusammen. Sie beleckte sich die spröden Lippen und sagte etwas, das sich anhörte wie „Arzauber". „Bist du durstig? Hast du Hunger?" fragte Jennifer und hielt ihr in der hohlen Hand einige Tabletten Konzentratnahrung hin. Mit der anderen Hand langte sie nach der Wasserflasche.
Die Zwotterfrau schüttelte ihren großen Kopf. „Woharzaba?" fragte sie und blickte an sich herunter. Sie starrte lange auf ihre eingefallenen Brüste. Plötzlich, als sei sie sich nun erst ihrer Blöße bewußt geworden, bedeckte sie mit den Fetzen ihres Gewandes die Brust und drückte die dünnen Arme an den Körper. „Wir haben beobachtet, wie die Paratender dich attackierten", erzählte Jennifer. Es war im Moment noch belanglos, ob die Zwotterfrau sie verstand oder nicht. Als Psychologin kam es Jennifer nur darauf an, ihr durch gutes Zureden die Scheu vor ihnen zu nehmen. Immerhin wußte sie, daß es den Zwottern nicht auf den Inhalt, sondern auf die Betonung der Worte ankam. Selbst jene, die Interkosmo beherrschten, standen mit der Sprache auf Kriegsfuß. In einschmeichelndem Ton fuhr sie fort: „Die Paratender haben dich paralysiert. Aber Ronald Tekener, das ist der Mann mit dem Narbengesicht, hat sie überwältigt und dich befreit. Du hast nichts zu befürchten. Bei uns bist du in Sicherheit. Übrigens, ich heiße Jennifer Thyron. Ich bin Terranerin. Du darfst mich Jenny nennen. Und wie heißt du?"
Die Zwotterfrau öffnete den Mund, und aus ihrer Kehle löste sich ein schriller an- und abschwellender Schrei.
Aber nach einigen Tönen brach sie ab. Dabei verzog sie das Gesicht, als ärgere sie sich über sich selbst, und schüttelte den Kopf, wie um eine Benommenheit zu verscheuchen. Als sie danach wieder den Mund öffnete, gab sie keinen Singsang von sich, sondern sagte in einem etwas verzerrten, aber doch einigermaßen verständlichen Interkosmo: „Wo bin ich? Wo sind Ahrzaba und die anderen?"
Die Zwotterfrau sprach mit tiefer, kehliger Stimme. Sie betonte jedes einzelne Wort, und man spürte förmlich das Fragezeichen hinter jeder Frage. „Du beherrschst Interkosmo!" rief Jennifer erfreut aus. „Dann hast du mich verstanden und weißt, daß du von uns nichts zu befürchten hast."
„Unbefriedigend", sagte die Zwotterfrau und machte ein Schmollgesicht. „Schwer, mich auszudrücken. Es ging schon besser... der Schock."
„Es wird schon werden", redete Jennifer ihr zu. „Du brauchst dich nicht zum Reden zu zwingen. Du kannst auch singen, wenn es dir leichter fällt. Tek und ich, Jenny, wir werden dich schon verstehen."
„Pah", sagte die Zwotterfrau abfällig und warf Tekener einen unsicheren Blick zu. „Ich kann mich ausdrücken. Wenn der dort ein Morphling ist, dann soll er sich eben anstrengen, um mich zu verstehen. Ich verachte Degenerierte. Ich habe mich in der Gewalt. Ahrzaba hat mir unrecht getan, ich mache keine Metamorphose ...
Aber da fällt mir ein, Menschlinge kennen keine Zwischengeschlechtlichkeit"
„Beruhige dich wieder", sagte Jennifer. „Es besteht kein Grund zur Aufregung. Tek, so nenne ich Ronald Tekener, ist schon in Ordnung. Und wie heißt du?"
Aber die Zwotterfrau schien die letzte Frage nicht gehört zu haben. „Wirklich?" fragte sie und blickte mißtrauisch zu Tekener hinüber. „Ich habe noch keinen Mann gesehen, der gescheit war. Aber vielleicht ist das bei euch anders." Ihr Kopf ruckte herum, und sie sah Jennifer direkt in die Augen. „Wir beobachten euch schon lange. Ihr wart einfach nicht zu ignorieren. Ihr wart aufdringlich und überaus störend und von..."
Die Zwotterfrau brach betroffen ab, als sie merkte, daß sich ihre Stimme zu überschlagen begann und sie in ein gesungenes Kauderwelsch zu verfallen drohte. „Wenn dich meine Anwesenheit stört, kann ich mich ja zurückziehen", sagte Tekener spöttisch. Aber Jennifer winkte ab. „Entspanne dich", sagte sie zu der Zwotterfrau. „Wir haben Zeit und brauchen nichts zu überstürzen. Wir werden uns schon miteinander verständigen können. Wenn du willst, dann erzähle ich dir unsere
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