0939 - Das Rätsel von Lakikrath
wichtiger, die um Tezohrs Manifestation bemüht waren. Hedora hatte Kehrilas Platz eingenommen, der Kreis war geschlossen. Das eiförmige Objekt schwebte in ihrer Mitte. „Tezohr ist schon sehr nahe", redete sie den Probanden zu. „Ich kann seine Anwesenheit spüren. Wie ist der Kontakt zu ihm?"
„Ausgezeichnet... permanent..." Hedoras Stimme klang abwesend. Aber sie wirkte gefestigt. Sie würde nicht umfallen.
Die halbverstofflichte Manifestation geisterte eine Weile durch den Krönungssaal. Einige Probanden stöhnten unter dem Druck ihrer starken Ausstrahlung auf. Dann diffundierte das wirbelnde Gebilde aus sich festigendem Paraplasma wieder. „Tezohr ist nicht fort. Er ist noch da. Er kommt wieder."
Den Morphlingen war es gelungen, sich der Fesseln und der Knebel erneut zu entledigen. Sie brachen mit lautem Sprechgesang in den Krönungssaal ein und konnten von Wevellyn und den Ihren nur mit Mühe verjagt werden. Nachdem ^sich das Durcheinander gelegt hatte und die Ruhe zurückkehrte, konnte sich Ahrzaba wieder der Frauenrunde um das eiförmige Meditationsobjekt widmen. „Ruft Tezohr. Er wird euch erhören. „ Hedora sagte: „Tezohr hört uns. Er antwortet." Diesmal manifestierte sich das paraplasmatische Gebilde innerhalb des Probanden-Kreises. Ahrzaba sah von außerhalb, wie es immer dichter wurde und erkennbare Gestalt annahm.
Extremitäten bildeten sich, reckten und streckten sich. Nur der Kopf war noch ein nebulöses Gebilde. Eine der oberen Extremitäten streckte sich zuckend, schien nach dem eiförmigen Meditationsobjekt greifen zu wollen. „Nimm es, Tezohr!" rief Ahrzaba beschwörend. „Es gehört dir. Es ist das ,Auge des Königs'. Aus ihm bist du gewachsen. „ Die paraplasmatische Gestalt erbebte und verschwand.
Enttäuschung breitete sich unter den Probanden aus, und Ahrzaba wußte, daß es sie Mühe kosten würde, ihre Schützlinge wieder aufzurichten. „Kehrila ist bei den Menschlingen!" meldete da Wevellyn. „ Was sollen wir tun?"
„Abwarten", befahl Ahrzaba. Sie war jetzt zuversichtlich. Sie wußte, daß das Experiment geglückt war und auch nicht mehr durch die störenden Einflüsse der Menschen zunichte gemacht werden konnte. „Ignoriert die Menschlinge einfach. Laßt den Dingen ihren Lauf."
„Und Kehrila?"
„Sie befindet sich im Übergangsstadium zum Morphling. Sie kann nicht mehr verändernd in die Geschehnisse eingreifen." Über den Krönungssaal senkte sich wieder Schweigen. Die Probanden vertieften sich in Meditation und widmeten sich ihren Aufgaben. Ahrzaba wachte über sie.
*
„Jenny, schnell, das Mädchen regt sich", rief Tekener verhalten.
Jennifer, die den Eingang der Höhle bewachte und nach Margors Paratendern Ausschau hielt, kam zu ihm.
Mit „Mädchen" meinte er natürlich die Zwotterfrau.
Sie hatten sie auf einen bemoosten Felsen gebettet. Es dauerte einige Stunden, bis die Paralyse abklang. Jetzt war es endlich soweit. Das Zucken ihrer Gliedmaßen kündigte das Ende der Lähmung an. „Kümmere du dich um sie, Jenny", sagte Tekener zu seiner Gefährtin. „Von Frau zu Frau spricht es sich leichter. Ich werde im Hintergrund bleiben."
Er entfernte sich und bezog in einigen Metern Entfernung Posten. Von seinem Standort konnte er sowohl den Eingang der Höhle wie auch den Zugang in tiefere Bereiche im Auge behalten. Dorthin war Doomvar verschwunden. Tekener hatte ihn gewähren lassen. Sicher war es besser, wenn der abergläubische und unter Munarquon stehende Tekheter der Zwotterfrau fernblieb.
Jenny bettete ihren Kopf etwas höher und wartete dann geduldig, daß sie aufwachte. In dem runzeligen Gnomengesicht zuckte ein Nerv. Der Oberkörper mit den schlaffen, wie vertrocknet wirkenden Brüsten erbebte wie unter Schüttelfrost.
Und dann öffnete die Zwotterfrau die Augen. Ihr Mund schnappte auf - und ein schriller, melodiöser Schrei löste sich aus ihrer Kehle. Es klang fast so, als wolle sie unter Schockeinwirkung ihren Gefühlsstau singend abreagieren. „Bring sie zum Schweigen", rief Tekener. „Wenn Doomvar das hört, dreht er noch durch." Jennifer unterdrückte den Impuls, den Mund der Zwotterfrau mit der Hand zu verschließen. Statt dessen redete sie beruhigend auf sie ein. „Ist ja gut", sagte sie. „Du hast von uns nichts zu befürchten. Wir sind Freunde. Wir wollen dir nichts Böses.
Wir wollen dir helfen. Kannst du mich verstehen? Beherrschst du unsere Sprache?"
Die Zwotterfrau verstummte. Ihr Mund schnappte noch einige Male
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