0939 - Wenn der Satan tötet...
tappen.«
»Beides«, erwiderte der Abbé.
»Das verstehe ich nicht.«
Bloch trank sein Glas leer. Es war vor kurzem noch mit Armagnac gefüllt gewesen, jetzt schaute er hinein, räusperte sich und sagte: »Dieser Pater Carlos, der tatsächlich so etwas wie ein Satanist ist, wird sich noch an einem dritten Mann rächen wollen. Und das bin ich, denn als sehr junger Mensch habe ich ihn gepflegt.«
»Als er im Kerker saß?«
»Ja.«
Die Oberin nickte sehr bedächtig. »Ich fange an zu verstehen. Sie sind der dritte.«
»So ist es.«
»Und Sie haben keine Angst, Abbé?« flüsterte sie. »Denken Sie nicht daran, wie der Bischof ums Leben kam. Was dieser böse Mensch mit ihm gemacht hat? Kommt Ihnen das nicht in den Sinn?«
»Natürlich, aber schauen Sie sich um, Schwester Oberin. Mit John Sinclair und Suko habe ich zwei gute Partner. Ich bin fest davon überzeugt, daß wir diesem menschenverachtenden Killer Paroli bieten können. Das meine ich.«
Sie nickte vor sich hin. »Ja, ja, so könnte es laufen. Da müssen Sie aber schnell sein.«
»Was wir natürlich versuchen werden.«
Die Oberin hob die Schultern. »Ich kann mich natürlich da nicht hineinhängen und auch nicht hineindenken, aber Sie haben mich überzeugt. Ich werde zunächst davon Abstand nehmen, die Polizei einzuschalten.« Ihr Gesicht bekam einen abweisenden Ausdruck. »Obwohl es mir persönlich durchaus gegen den Strich geht, den toten Bischof in seinem Blut und auf dem Bett liegen zu lassen. Lange können wir das nicht durchziehen. Zwei Tage, vielleicht, von jetzt an gerechnet. Wir werden das Zimmer verschließen, und der Schlüssel bleibt dann in meinem Gewahrsam. Wäre das in Ihrem Sinne, Messieurs?«
»Es ist perfekt«, antwortete der Abbé. Suko und ich stimmten ihm durch unser Nicken zu.
»Aber Ihnen ist auch klar, daß dieser Verbrecher einen sehr großen Vorsprung hat.«
»Sicher.«
»Mit einem Wagen ist er nicht gekommen. Er hat es geschafft, sich in unser Refugium einzuschleichen, und er ist ebenso ungesehen wieder herausgekommen. Wir können nicht davon ausgehen, daß er mit einem Auto kam, er wird möglicherweise zu Fuß unterwegs sein. Wie weit kann man da in zwei Stunden kommen?«
»Nicht sehr weit«, gab ich zu. »Aber Carlos ist raffiniert genug, um auf eine andere Art und Weise seine Flucht fortzusetzen. Ich könnte mir vorstellen, daß er sich sogar in einen Bus gesetzt hat und so verschwunden ist. Eine Haltestelle haben wir hier in der Nähe gesehen.«
Die Oberin hob die Schultern.
»Oder er fuhr per Anhalter«, gab Suko als weitere Möglichkeit zum besten. »Ist auch möglich.«
»Darauf tippe ich sogar«, erklärte die Oberin. »Einen Pater nimmt doch jeder mit, vorausgesetzt, er bewegt sich in der entsprechenden Kleidung.«
»Davon können wir ausgehen«, meinte der Abbé.
»Und wo ist er hin?«
Eine gute Frage, auf die wir auch keine Antwort wußten, aber uns schwebte bereits etwas vor, was der Abbé aussprach. »Wenn er mich töten will, muß er mich erreichen. Ich denke, daß er mittlerweile weiß, wo er mich finden kann. Ich lebe nicht hier, sondern bei meinen Templer-Brüdern in Alet-les-Bains.«
Sie nahm zur Kenntnis, daß der Abbé zu den Templern gehörte, denn sie gab keine negative Bemerkung ab. »Das ist im Süden«, sagte sie statt dessen.
»Stimmt, Schwester Oberin.«
Daniele hatte noch eine Frage. »Kann dieser Mensch denn nicht schon jetzt wissen, daß Sie hier sind und ihm auf den Fersen…?«
»Das glaube ich nicht«, unterbrach der Abbé sie. »Das glaube ich auf keinen Fall.«
»Warum nicht?«
»Er hätte schon die Chance gehabt. Er hat sich informiert und wird denken, daß ich dort unten bin, was ja auch stimmt. Er hat nicht damit rechnen können, wie sehr ich ihm einen Schritt voraus war. Deshalb müssen wir so rasch wie möglich dort wieder erscheinen. Wahrscheinlich können wir ihn dort stellen.«
Beide Nonnen nickten. Sie waren damit einverstanden, aber sie hoben auch die Schultern. »Wird es dann nicht Zeit für Sie, von hier so schnell wie möglich abzufahren?«
»Das steht fest, Schwester Oberin. Wir können die Nacht durchfahren, wenn wir uns ablösen. Aber zuvor möchte ich gern mit meinen Freunden telefonieren. Darf ich das?«
»Selbstverständlich.«
Das Telefon stand auf einem kleinen Extratisch. Der Abbé erhob sich aus seinem Stuhl, ging hin, während wir sitzen blieben, denn es war zu sehen, daß die Oberin Clarissa noch Fragen hatte. Sie hielt damit auch nicht hinter
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