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0939 - Wenn der Satan tötet...

0939 - Wenn der Satan tötet...

Titel: 0939 - Wenn der Satan tötet... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit dem sie ihn anschaute.
    »Ist was?«
    Sie lächelte nicht, sie grinste nur schief. »Mal eine Frage, Pater.«
    »Bitte.«
    »Bluten Sie?«
    Nur mühsam unterdrückte er sein Erschrecken. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    Sie deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger nach vorn. »An Ihrem Gurtschloß klebt Blut. Da ich nicht blute, gibt es nur eine Möglichkeit.«
    Carlos schaffte es, die Röte nicht in sein Gesicht steigen zu lassen. Schon während die Frau gesprochen hatte, war ihm eine Ausrede eingefallen. »Ja, Pardon, aber ich habe mich gekratzt. Es war wohl etwas zu stark, da trat Blut aus der Wunde. Aber das ist erledigt. Ich habe mir die Hände abgewischt. Es war mir peinlich, Ihnen das zu sagen.«
    Christine winkte ab. »Kann doch jedem mal passieren. Ich habe mir in meiner Pubertät auch immer die Pickel aufgekratzt. Da blutete ich ständig im Gesicht.« Sie kicherte wie ein Mädchen. »Was glauben Sie, wie ich da aussah!«
    »Kann ich mir denken.«
    »Können wir denn fahren?«
    »Meinetwegen.«
    Es ging ihm besser. Es ging ihm sogar sehr gut. Die innere Spannung war verschwunden. Sie hatte letztendlich zu diesem Blutausstoß geführt.
    Die Frau gab wieder Gas. Sie blieb nicht still und drehte nur das Radio leiser, als sie über sich und ihren Job sprach. Zweimal erinnerte sie Carlos daran, daß er in Amiens aussteigen wollte.
    »Keine Sorge, das packen wir.«
    Sie hatte nicht gelogen. Sehr bald schon erreichten sie die nordfranzösische Stadt, die umrankt von einer flachen Landschaft wie auf dem Präsentierteller lag.
    »Wo wollen Sie genau hin?«
    »Sie können mich ja am Rand absetzen.«
    Christine schielte auf die Uhr am Armaturenbrett. »Ich habe Zeit. Wir können ins Zentrum fahren.«
    »Das wäre optimal.«
    Sie taten es auch. Kamen gut durch, der Verkehr war nicht so schlimm, und sie überquerten auch den Fluß mit dem Namen Somme, deren Wasser sich träge durch das Flußbett wälzte.
    Danach stieg der Pater aus. Er bedankte sich mehrmals, Christine lächelte und war ein wenig traurig, denn zuletzt hatte sie die Begleitung schon genossen.
    Allerdings ahnte sie nicht, wie nahe sie dem Tod gewesen war, als sie ihm viel Glück wünschte.
    »Ja, und Ihnen auch.« Er warf die Wagentür zu und verschwand mit schnellen Schritten. Die Frau sah, daß er in Richtung Bahnhof ging. Ein Schild wies dorthin.
    Es war nicht ihr Problem. Wenn er gern mit dem Zug fahren wollte, warum nicht? Ein seltsamer Kauz war er schon gewesen. Vielleicht waren die Priester so. Sie kannte sich mit ihnen nicht aus.
    Zum letztenmal hatte sie vor Jahren eine Kirche von innen gesehen.
    Carlos verschwendete ebenfalls keinen Gedanken mehr an sie. Er hatte es eilig und hoffte, noch einen Zug in den Süden zu bekommen. Als er vor der Fahrplantafel stehenblieb, wo ihm zwei ältere Frauen respektvoll Platz machten, als sie den Geistlichen erkannten, nickte er zufrieden. Er würde den Zug nach Toulouse noch bekommen.
    »Abbé Bloch«, flüsterte er vor sich hin. »Jetzt bist du an der Reihe, mein Freund…«
    ***
    Wir bekamen einen alten Spruch bestätigt, daß in einem Kloster immer ein guter Schnaps zur Hand war, und den brauchten wir jetzt auch.
    Die Oberin war eingeweiht, worden, und so saßen uns sie und Daniele gegenüber. Die Oberin hieß Clarissa, war schon älter, stand aber mit beiden Beinen im Leben und hörte sich unsere Geschichten an, die vor allen Dingen der Abbé erzählte.
    Wir erwarteten ihre Hilfe, was ihr auch gesagt worden war. Hinter dem Schreibtisch ihres Arbeitszimmers sitzend, nahm sie die Brille mit den runden Gläsern ab, schüttelte den Kopf und reinigte dabei das Glas mit einem sauberen Tuch. »Es ist unglaublich«, sagte sie leise, »aber das Leben hat mich gelehrt, daß das Unglaubliche oft der Wahrheit nahekommt.«
    »Es ist die Wahrheit«, erklärte Bloch.
    »Ja, stimmt. Ich habe unseren Bischof ja selbst sehen können. Manchmal geht die Kirche eben ihre eigenen Wege, aber es ist selten, daß er ins Nichts läuft.«
    »Wir werden den Mörder stellen«, sagte Suko. »Es ist unsere Angelegenheit, und deshalb möchten wir Sie bitten, die Polizei vorerst aus dem Spiel zu lassen. Was hinter diesen Mauern geschieht oder geschehen ist, darf nicht nach außen dringen.«
    »Verstehe.«
    »Versprechen Sie das?«
    »Ich muß es wohl.«
    »Das ist sehr gut.«
    Die Oberin schaute Suko an. »Ich will nicht unbedingt indiskret sein, doch mich interessiert schon, ob Sie einer Spur nachgehen können oder noch im dunkeln

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