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094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker

094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker

Titel: 094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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befindet sich ein ungeweihter Friedhof. Er liegt hinter flachen Felsen versteckt. Von hier aus können Sie ihn nicht sehen. Kein Mensch, dem sein Leben lieb ist, geht dorthin, das versichere ich Ihnen."
    Hideyoshi Hojo wiederholte: „Ungeweihter Friedhof. Erklären Sie den Begriff doch mal genauer, Edvard!"
    „Also, das ist so: Früher wurden dort ruchlose Leute begraben, Mörder zum Beispiel, Diebe, Schmuggler, aber auch Selbstmörder. Man buddelte sie einfach ein, ohne Gebet, Priester und jegliches Zeremoniell. Verstehen Sie?"
    „Ja"
    „Heutzutage werden so ruhmlose Burschen weggebracht, nach Honnigsvag, wo es einen extra Friedhof gibt. Der liegt in der Nähe vom Gefängnis. Auf der ungeweihten Ruhestätte wurde also seit Jahrzehnten keiner mehr beigesetzt." Er befeuchtete die Lippen mit der Zungenspitze, bevor er fortfuhr: „Ich hab's von einem guten Freund in Honnigsvag, der vor vier Tagen noch bei seinem Bruder in Tingvoll angerufen hat - bevor die Telefonleitung unterbrochen wurde. Ja, Sie haben richtig gehört: Tingvoll ist von der Außenwelt abgeschnitten. Um zum Thema zurückzukommen: Der Bruder meines Freundes erzählte also, manche Leute wollen gesehen haben, wie aus der vergessenen Gräbern des ungeweihten Friedhofes Nebel aufgestiegen ist. Ich glaube, die Beobachter waren Fischer, die das von unten, vom Meer aus bemerkt haben. Sie standen an Bord ihrer Kutter und verfolgten, wie der Nebel sich zu einer Wolke formte und dann zur Stadt hinübertrieb."
    „Ich kann mir denken, welche Schlußfolgerung man daraus zieht", äußerte Abi Flindt. „Der Wind hat die ruhelosen Seelen der Toten mitgenommen und zur Todeswolke geformt."
    Edvard nickte eifrig. „Richtig. Besser hätten Sie's nicht ausdrücken können. Sagen Sie bloß, Sie verstehen etwas von diesen Dingen? Ich weiß immer noch nicht, was Sie eigentlich in Tingvoll wollen."
    Es geht Sie ja auch nichts an, wollte Abi Flindt erwidern, doch Yoshi ergriff rasch das Wort: „Wir sind geschäftlich hier, mein Freund. Fahren wir jetzt also weiter."
    „Bis an den Rand des Ortes bringe ich Sie", sagte Edvard hastig. „Aber mehr können Sie von mir nicht erwarten."
    Er startete wieder und lenkte das Kettenfahrzeug einen sanften, verharschten Hang hinab.
    Als sie noch etwa einen halben Kilometer von Tingvoll entfernt waren, meinte Coco Zamis, Schreie zu vernehmen. Sie ließ den dicken Edvard noch einmal anhalten. Doch die Geräusche wiederholten sich nicht. Schweigend ließen sich die Freunde weiterbefördern. Ihre Mienen waren angespannt, ihre Augen beobachteten unausgesetzt die milchig wirkende Formation, die sämtliche Häuser des Ortes eingehüllt hatte. Nur ab und an schimmerte irgendwo graues Mauerwerk, ein paar blaßrote Dachpfannen oder ein Stück Grasnarbe durch, um dann gleich wieder hinter wallenden Schwaden zu verschwinden.
    Edvard trat auf die Bremse, wandte den Kopf um und schaute den Dänen mit seinen kleinen, wäßrigen Augen an. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Wieder stieß die Zungenspitze zwischen seinen Lippen hervor und benetzte sie.
    „Bis hierhin und nicht weiter. Etwa hundert Meter entfernt liegt das Wirtshaus des Eike Gynt, dann noch ein paar Schritte, und Sie sind am Ortseingang."
    Hideyoshi Hojo nickte ihm zu und machte eine beschwichtigende Geste. „Schon gut, Edvard. Wir wollen Sie ja nicht zwingen, mit uns dort hineinzufahren. Wir werden aussteigen, unser Gepäck nehmen und den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen."
    „Ich warne Sie noch mal."
    Abi maß den Fahrer mit einem kalten, verächtlichen Blick. „Hören Sie zu! Es ist unsere Sache, was wir tun. Sie werden jedenfalls hier auf uns warten. Verstanden?"
    „Warten?" wiederholte der dickliche Mann entsetzt. „Wie lange denn?"
    „Das läßt sich schlecht voraussagen", warf Coco ein.
    „Vielleicht bis heute abend", sagte Abi.
    „Das kostet Sie eine Stange Geld", beeilte sich Edvard zu sagen. „Es wäre besser, ich kehrte nach Honnigsvag zurück, und Sie besorgen sich in Tingvoll jemanden, der Sie später zurückbringt." Flindts Gesicht hatte jetzt einen ärgerlichen Ausdruck; das Benehmen des Mannes ging ihm gegen den Strich. Selbst wortkarg und meist ziemlich verschlossen, aber draufgängerisch, mißbilligte er Menschen mit labilen und hysterischen Charakterzügen. „Lassen Sie doch das Kettenfahrzeug einfach hier und fahren Sie in die Hauptstadt zurück, Mann!"
    Edvard guckte verdattert. „Was denn? Wie denn?"
    Bevor der Däne noch etwas erwidern

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