094 - Das Monster aus dem Eis
über ihn.
„Was hast du getan?“ fragte er.
Er hörte sich mit tonloser Stimme sprechen. Bruchteile von Sekunden darauf kam der Befehl.
„Aufstehen. Schnell.“
Dirdal gehorchte. Er sah, daß auch Alice Brey und der Ingenieur aus dem Haus hasteten. Er wollte sie aufhalten, aber er konnte nicht. Er mußte tun, was Drohvou bestimmte. Zusammen mit den anderen flüchtete er zum Wagen Grays. Er sank neben dem Schuppenwesen in die Polster und blickte auf den Nacken des Ingenieurs, als dieser den Wagen auf die Straße hinaus lenkte. Im Spiegel sah er das Licht der Streifenwagen aufflackern. Dann bog Gray in eine Seitenstraße ein, und es wurde dunkel um ihn.
FBI-Agent Dean Gilmore betrat das Haus als erster durch die offenstehende Tür, mit der schußbereiten Waffe in der Faust. Er hatte bereits zwei Räume eingesehen, als die anderen Beamten und Marilyn Lawford folgten.
„Zu spät“, sagte er grimmig. „Ausgeflogen.“
„Aber keine Fehlmeldung“, erklärte seine Kollegin, ein hübsches, aber etwas streng aussehendes Mädchen, dem man eher den Job einer Chefsekretärin als den einer Polizeispezialistin zutraute. Sie trug das rotblonde Haar straff zurück gekämmt, wobei sie sich weniger von modischen, als von praktischen Erwägungen leiten ließ.
Sie deutete auf die blutigen Spuren auf dem Teppich. Sie stammten eindeutig nicht von einem Menschen, sondern waren mit jenen identisch, die sie bereits öfter neben den verstümmelten Leichen von Mädchen und Frauen gefunden hatte, die in den vergangenen zwei Wochen das Opfer des Vampirmörders geworden waren.
„Das Untier hat buchstäblich in der letzten Sekunde begriffen, daß wir ihm dicht auf der Spur waren“, erwiderte Gilmore ärgerlich. „Wenn wir ein bißchen schneller gewesen wären…“
Er ließ offen, was dann geschehen wäre. Die anderen Beamten durchsuchten das Haus von oben bis unten. Sie fanden in den Abfalltüten wahre Berge von Fischresten.
„Es scheint nicht nur junge Mädchen zu mögen, sondern auch Fisch“, sagte Marilyn Lawford.
Dean Gilmore untersuchte den Schreibtisch im Arbeitszimmer des Ingenieurs. Sie kam zu ihm, während die anderen Beamten die Spuren in den übrigen Räumen sicherten.
„Was suchst du?“ fragte sie.
„Dieser Richard Gray, dem der Bungalow gehört, ist Ingenieur“, entgegnete Gilmore. Er deutete auf einige Bilder an den Wänden. Sie zeigten Raketen. „Wenn ich mich nicht irre, ist er Raketeningenieur und bei der Army beschäftigt.“
„Du meinst…?“
„Ich meine“, antwortete er und nickte. „Hier ist es. Wußte ich es doch! Gray arbeitet als Ingenieur am Raketensilo.“
„Da muß ich mal ganz naiv fragen: Ist das so wichtig?“
„Davon bin ich überzeugt. Wir stimmen darin überein, daß das Monster intelligent ist, oder?“
„Das ist richtig. Aber glaubst du wirklich, daß es sich an den Raketen vergreifen könnte? Dazu gehört ein wenig mehr als nur Intelligenz.“
„Warum denn?“ fragte er. „Wenn das Biest sich nun vorgenommen hat, die Raketen an sich zu bringen? Und nehmen wir einmal an, daß es wenigstens so intelligent ist wie ich, dann könnte…“
„Wenn es nur über so wenig Verstand verfügt, Dean, dann könnte es allerdings so verrückt sein, mit den Raketen zu liebäugeln.“
„Marilyn, ich scherze nicht.“
„Habe ich behauptet, daß ich Witze reiße, wenn ich mit dir über den Grad deiner Intelligenz diskutiere?“ Sie lächelte boshaft und setzte zu einer weiteren Bemerkung an, mit der sie seine männliche Überlegenheit hätte erschüttern können. Doch sie schwieg, als sie sein Grinsen sah.
Einer der anderen Polizisten kam zu Gilmore und reichte ihm einen Zettel.
„Wir haben die Fahndung nach dem Wagen von Gray aufgenommen“, erklärte er.
„Gut. Sie werden nicht weit kommen.“
„Und was werden wir tun, wenn wir sie haben?“ fragte Marilyn Lawford. „Das Monster hat eine Geisel.“
„Irrtum. Es hat drei. Wir haben Spuren von drei Personen gefunden. Wußtest du das noch nicht?“
„Nein“, erwiderte sie arglos.
„Ich werde dir einen Beamten zuteilen, der dich im Auswerten von Spurenmaterial unterweist“, erklärte er spöttisch.
„Du bist unfair.“
Die beiden FBI-Agenten verließen das Haus und gingen zum Streifenwagen. Dean Gilmore entgegnete nichts auf den Vorwurf seiner Kollegin. Er wußte, daß sie das auch gar nicht erwartete. Als er sich in die Polster sinken ließ, kam eine Funkmeldung durch. Der Fahrer, ein junger,
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