094 - Das Monster aus dem Eis
Weib, getötet hatten. Er war entschlossen, sich auf grausame Weise dafür zu rächen. Was auch immer geschehen würde, sie sollten sterben.
„Ich will alles wissen“, sagte Drohvou. „Über diese Stadt, über die Menschen, über Waffen und über Möglichkeiten, mir zu schaden. Welche Aufgaben hast du? Lebst du immer auf diesem Boot?“
„Ich bin Raketeningenieur auf einer Abschußbasis“, erklärte Richard Gray, der in die Kajüte zurückkehrte.
„Nein, sagen Sie nichts“, bettelte Dr. Alice Brey. Sie erkannte plötzlich die Situation. Erschauernd blickte sie auf das Monster, dessen Augen sich sogleich zwingend auf sie richteten. Alice stürzte wieder ins Nichts. Der Gewalt seiner geistigen Angriffe war sie nicht gewachsen.
„Raketeningenieur? Abschußbasis? Was ist das?“
Gray fuhr sich mit der Hand über die Augen. Er schien sich der ungeheuren Gefahr bewußt zu werden, die darin lag, das Schuppenwesen zu informieren, obwohl er nicht ahnen konnte, welche Möglichkeiten Drohvou hatte. Der Drohtaer verstärkte den geistigen Druck, und Gray gab nach. Er berichtete und schilderte die ganze Macht, die sich hinter dem Wort Atom verbarg.
Drohvou sprang auf. Er ging einige Schritte auf und ab. Dann packte er Richard Gray am Hals und würgte ihn.
„Du lügst“, sagte er zornig. „So etwas gibt es nicht.“
„Er sagt die Wahrheit“, bestätigte Dr. Alice Brey.
„Es stimmt“, erklärte auch Sven Dirdal.
„Das ist ungeheuer“, rief das Monster. „Du wirst mich in die Raketenstation bringen. Sie wird das Schwert sein, mit dem ich diese Welt erobere.“
„Die Kontrollen sind nicht zu überwinden“, entgegnete der Ingenieur.
„Ich werde es schaffen. Wir bleiben hier auf dem Boot.“
„Das geht nicht. Ich muß in mein Haus zurück. Wenn ich nicht dort bin, wird man Verdacht schöpfen.“
Drohvou überlegte. Er wußte, daß er den Ingenieur beherrschte. Richard Gray tat, was er befahl. Deshalb war es richtig, sich seinen Ratschlägen zu beugen.
„Gut“, sagte er. „Wir fahren in dein Haus. Du wirst dafür sorgen, daß mich niemand sehen kann.“
„Wir werden dich im Wagen verstecken. Niemand wird dich sehen.“
Drohvou triumphierte. Er kam seinem Ziel immer näher.
Für Richard Gray, Sven Dirdal und Dr. Alice Brey begann ein Martyrium, das vierzehn Tage lang dauern sollte. In dieser Zeit ließ sich das Monster von ihnen informieren und unterrichten. Es wußte genau, wie riskant ein Vorstoß in eine Welt war, die über zahllose Machtmittel verfügte. Ausreichende Erfolgsaussichten bestanden nur für jene, die genügend gerüstet waren.
Inzwischen brach in der Stadt eine Panik aus. Nacht für Nacht verließ Drohvou das Haus des Ingenieurs, um sich seine Opfer zu holen. Und an jedem Morgen fand man die Leiche eines oder auch mehrerer Mädchen. Sie hatten keinen einzigen Tropfen Blut mehr im Körper.
Die Nachrichten wirkten alarmierend für die gesamte USA. Mit einem Polizei- und Militäraufgebot größten Ausmaßes wurde praktisch jede Straße überwacht. Aber auch das half nichts. Drohvou war wie ein Phantom. Er schien unsichtbar zu sein.
Weder bei den örtlichen Polizeibehörden noch beim FBI kam man auf den Gedanken, daß der unbekannte Mörder über derart ausgeprägte Suggestivkräfte verfügte, daß er sich praktisch ungedeckt zwischen den Wachen bewegen konnte, ohne daß sie ihn bewußt bemerkten. Wurde er überrascht, dann zwang er sein Gegenüber, die Begegnung sofort wieder zu vergessen.
Keine Frau wagte sich nach Einbruch der Dunkelheit mehr auf die Straße hinaus. Aber auch das half nichts. Drohvou zwang seine Opfer, sobald er sie erst einmal durch ein Fenster gefunden hatte, ins Freie zu kommen oder ihm die Türen zu öffnen.
In diesen Tagen begriff die Öffentlichkeit endlich, daß das Monster aus dem Eis wirklich existierte. Jetzt glaubte man Professor Moellersen und seinen Mitarbeitern. Kein Presseorgan wagte es noch, die Meldungen der Wissenschaftler mit Ironie oder Spott zu kommentieren.
Drohvou verfolgte die Entwicklung mit Vergnügen. Mühelos konnte er sich darüber informieren, was in der Öffentlichkeit geschah, denn das Fernsehen berichtete täglich über die Frauen, die in der Nacht gestorben waren. Es brachte Interviews mit hohen Polizeioffizieren, und es übertrug Pressekonferenzen, auf denen sich die verantwortlichen Polizisten vergeblich gegen schwerste Vorwürfe verteidigten.
Am meisten interessierte sich Drohvou für den FBI-Agenten Dean Gilmore und
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