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094 - Der Teufel von Tidal Basin

094 - Der Teufel von Tidal Basin

Titel: 094 - Der Teufel von Tidal Basin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Ballon gekriegt?« fragte er. »Manchmal werden also doch stille Gebete erhört. Ich hoffe, daß Sie nicht ernstlich verletzt sind, Mr. Elk?«
    »Sie meinen natürlich gerade das Gegenteil«, erwiderte Elk. »Setzen Sie sich, Sie armseliger Halunke!«
    »Ich wünsche wirklich nicht, daß Sie schon das Zeitliche segnen -Blumenkränze sind augenblicklich ziemlich teuer.«
    Lamborn ließ sich, immer noch grinsend, auf einem Stuhl nieder, und als der Kaffee gebracht wurde, füllte er sich die halbe Tasse mit Zucker.
    »Na, haben Sie den Mörder nun erwischt?« fragte er vergnügt.
    »Sie haben wir ja gefaßt, Harry«, erwiderte Mason ebenso.
    Lamborn brummte.
    »Sie können mir nicht das geringste nachweisen. Höchstens wenn Sie Ihren Beamten wieder befehlen, Meineide zu leisten. Wenn Sie dann ein halbes Dutzend Ihrer Kreaturen als Zeugen aufmarschieren lassen, können Sie alles beweisen. Aber es gibt noch einen Gott im Himmel!«
    »Wo haben Sie denn das Deklamieren so schön gelernt?«
    Lamborn zuckte die Schultern.
    »Wenn ich im Gefängnis bin, lese ich immer Gedichtbücher. Man hat länger daran, weil man es nicht so genau versteht.«
    Er schlürfte seine Tasse leer, setzte sie geräuschvoll auf den Tisch und neigte sich dann zu Mason hinüber.
    »Sie haben nicht die geringste Aussicht, daß Sie mir etwas beweisen können. Das habe ich mir schon die ganze Zeit in meiner Zelle überlegt.«
    Mason sah ihn an und lächelte mitleidig.
    »In dem Augenblick, in dem Sie anfangen zu denken, Harry, haben Sie das Spiel schon verloren. Das können Sie ebensowenig wie eine Kuh das Seilspringen. Dazu sind Sie nicht geboren. Übrigens habe ich gar nicht die Absicht, Ihnen den Mord nachzuweisen.« Mason sprach jetzt sehr ernst, und es gelang ihm dadurch, auf Lamborn Eindruck zu machen. »Ich will weiter nichts erreichen, als daß Sie die Wahrheit sagen. Glauben Sie denn, ich würde mir soviel Mühe machen, um einen kleinen Taschendieb ins Gefängnis zu bringen? Seien Sie doch vernünftig, Harry. Ein Chefinspektor von Scotland Yard kommt doch nicht nach Tidal Basin und opfert seine Nachtruhe, um einen so belanglosen Menschen wie Sie zu überführen! Das wäre ja gerade so, als ob man ein Kriegsschiff aufbieten würde, um einen kleinen Fisch totzuschießen!«
    Lamborn kennte sich dieser Logik nicht verschließen.
    »Ja, das wäre natürlich sehr komisch«, sagte er.
    »Komisch? Einfach lächerlich! Ich muß doch irgendeinen Grund haben, wenn ich die Wahrheit von Ihnen hören will, und ohne Grund verspreche ich Ihnen doch auch nicht, daß ich keine Anklage gegen Sie erheben will. Nehmen Sie doch Ihren Verstand zusammen und sagen Sie mir, warum ich mir soviel Mühe geben sollte, wenn nichts dahintersteckte!«
    Lamborn vermied es, ihn anzusehen.
    »Es kommt mir wirklich komisch vor«, wiederholte er.
    »Dann lachen Sie doch wenigstens«, brummte Elk.
    Lamborn achtete aber nicht auf ihn. Er legte die Stirn in Falten und schaute auf die Tischplatte. Offenbar dachte er tief nach, um zu einem Entschluß zu kommen.
    »Nun gut, Chef, die Wette gilt«, sagte er nach einer Weile. Er streckte die Hand aus, und Mason ergriff sie. Mit diesem Händedruck schlossen sie einen Vertrag.
    »Ich habe seine Taschen geleert - das gebe ich zu. Ich sah, wie er umfiel und hielt ihn für betrunken. Als ich zu ihm kam, wunderte ich mich fast zu Tode, daß es ein so vornehmer Herr war.«
    »Er lag auf der Seite und hatte das Gesicht von der Laterne abgekehrt - stimmt das?« fragte Mason.
    Lamborn nickte.
    »Nun erklären Sie mir einmal ganz genau, wie Sie es machten - einen Augenblick.«
    Er rief Inspektor Bray.
    »Legen Sie sich einmal auf den Boden«, sagte er zu ihm. »Ich möchte den Fall rekonstruieren.«
    Bray warf einen bezeichnenden Blick auf Elk.
    »Der Sergeant kann sich doch nicht hinlegen, wenn er eine Verletzung am Kopf hat«, fuhr Mason den Inspektor ärgerlich an.
    Bray kniete umständlich nieder und legte sich auf den Boden. Lamborn trat zu ihm und zeigte, wie er es gemacht hatte.
    »Also, es war so. Ich öffnete seinen Mantel - sehen Sie, so - und dann steckte ich meine Hand in die innere Tasche . . .«
    »Links oder rechts?« fragte Mason.
    »Links. Dann habe ich seine Uhr genommen - ich mache das immer mit dem kleinen Finger - sehen Sie, so.«
    Seine Hände bewegten sich schnell, und im nächsten Augenblick hielt er Mr. Brays Brieftasche in den Fingern. Als er sie herauszog, fiel die Fotografie eines hübschen Mädchens auf den Boden. Bray

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