094 - Die Schleimigen von Ghost Valley
zu machen? Vielleicht brauchte der Mann Hilfe. Larry Brent
war ein Mann schneller Entschlüsse. Er handelte augenblicklich, nahm einen
Anlauf und warf sich mit ganzer Körperkraft gegen die massive Holztür. Er
rechnete nicht damit, sie beim ersten Ansturm einzurennen. Doch ein Umstand kam
ihm zugute. Die Tür war nicht abgeschlossen, sondern nur eingeklinkt.
Es krachte hart und metallisch. Die Tür flog nach innen, knallte
gegen die rechte Seitenwand, und Larry Brent taumelte durch den eigenen Schwung
in die Wohnung. Die Diele war groß und geräumig und mit einem kostbaren Schrank
möbliert. Von hier mündeten zwei Türen in seitliche Räume und führte ein mit
zwei roten Samtvorhängen dekorierter Torbogen in einen Living- Room , der mindestens siebzig Quadratmeter maß. In diesem
Raum entdeckte X-RAY-3 bei seinem schwungvollen Eintritt den Schatten, der
rasch über die mit hellblauer Seidentapete bezogene Wand neben dem eleganten
französischen Kamin huschte. Larry Brent warf sich nach vorn, passierte die
Schwelle zum Living- Room und sah eben noch die
Gestalt, die neben der Kaminwand verschwand, dahinter ein Fenster öffnete,
blitzschnell auf die Fensterbank sprang und auf dem Dach verschwand. Mit vier,
fünf schnellen Schritten war Larry Brent am offenen Fenster, schwang sich über
die Brüstung und eilte der flinken Gestalt nach, die über das Flachdach jagte.
»Mister Helman? !« ,
schrie Larry. »Bleiben Sie stehen ...« Er wusste nicht, ob der Mann Helman war. Von der Größe und der Beschreibung her, die er
vom Direktor des Marwick erhalten
hatte, hätte er es sein können. Aber als der Fliehende rasch einen Blick
zurückwarf, um sich über seinen Verfolger zu informieren, erkannte Larry, dass der andere um einiges jünger war. Er war höchstens
zwanzig oder einundzwanzig Jahre alt, hatte ein blasses, ovales Gesicht und
eine leicht gebogene Hakennase. Ein Dieb, den er durch seine zufällige
Anwesenheit bei der Arbeit gestört hatte? Oder war in Helmans Wohnung etwas
mehr passiert, das er nur noch nicht mitbekommen hatte? Vielleicht lag der
Journalist und Reporter irgendwo in einem anderen Zimmer und war überfallen
worden. In der Hand des vermeintlichen Täters aber entdeckte er keine Waffe.
Damit hätte der andere bestimmt schon hantiert und nicht Hals über Kopf die
Flucht ergriffen, als er merkte, dass jemand vor der
Wohnungstür stand. Seine Anwesenheit in Helmans Wohnung musste also noch einen anderen Grund haben.
Der Mann wollte nicht, dass man ihn
erkannte, und er war offensichtlich ganz zu Anfang seiner verbotenen Tätigkeit
gestört worden. Er hielt nichts in der Hand. Der Fliehende erreichte die erste
Dachluke und versuche sie am Griff mit einem schnellen, scharfen Ruck in die
Höhe zu ziehen, um dann durch das Treppenhaus zu entkommen. Das ging nicht so
einfach, wie er es sich vorstellte. Die Luke klemmte. Der Flüchtling verlor
wertvolle Sekunden. Da war Larry Brent heran. Der andere sah den Schatten des
Verfolgers, versuchte sich noch herumzuwerfen und dem Zugriff zu entgehen.
X-RAY-3 war schneller. »So, mein Bürschchen«, sagte er hart, während er den
Zitternden packte, dem plötzlich alle Lust, sich zur Wehr zu setzen, vergangen
zu sein schien. »Jetzt machen wir's uns gemütlich. Ich nehme an, dass du mir 'ne ganze Menge netter Dinge erzählen kannst .«
»Lassen Sie mich los !« , stieß der andere
bebend hervor. Seine Nasenflügel zitterten, Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er
atmete heftig. »Ich weiß gar nicht, was Sie von mir wollen ...«
»Das kann ich dir schnell erklären. Ich will wissen, was du in
Mister Helmans Wohnung gemacht hast. Er würde bestimmt etwas dagegen haben,
wenn er erführe, dass du dich dort ohne sein Wissen
herumtreibst ...«
»Er kann überhaupt nichts mehr dagegen haben«, presste der andere hervor. »Helman ist längst tot .« Er wirkte
selbst erschrocken, als er das sagte, und Larry hatte das Gefühl, man würde ihm
den Boden unter den Füßen wegziehen.
»Ich nehme an, du weißt, was du da sagst. Wenn er tot ist, dann
hast du ihn umgebracht ...« X-RAY-3 zerrte den Jugendlichen am Kragen empor.
»Quatsch ... wenn Sie von der Polizei sind, müssten Sie wissen, dass Berry Helman schon vor vier Wochen
bei einem Unfall ums Leben kam .«
»Ich bin noch neu hier im Bezirk«, redete X-RAY-3 sich schnell
heraus, um seinen Gesprächspartner nicht noch mehr zu verwirren. »Kann sein, dass du recht hast ...« Er nahm dem anderen die Mitteilung
sogar ab.
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