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0940 - Geburt einer Dunkelwolke

Titel: 0940 - Geburt einer Dunkelwolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Aber ich verstehe mich seltsamerweise ganz gut mit ihm.
    Ich weiß jetzt, wie wir entstehen, Reggard, singt er. Mich schüttelt es, denn sein Gesang berührt, ein Tabu.
    Was kümmert es mich, ob wir aus dem Ei der Hornpanzer schlüpfen, oder ob Zwotterleben in den Stachelbäumen reift. Dies ist etwas Unaussprechliches, man soll es nicht besingen.
    Aber Elohard ist beharrlich, und er behandelt mit seinem disharmonischen Gesang weiterhin dieses Thema.
    Er singt nicht mehr, sondern er spricht kauderwelsch.
    „Wir werden aus uns selbst, Reggard. Ich spüre das Leben in mir wachsen. Ich habe es nicht gewollt, wirklich nicht. Ich habe nicht gedacht: So, Elohard, werde Eloha und laß einen Sohn in dir entstehen. Es ist ein Trieb, Reggard, gegen den kein Zwotter ankommt. Auch dich wird es eines Tages treffen. Warum nicht gleich?
    Komm mit mir, damit wir uns gemeinsam in die Höhlen zurückziehen können. Ich weiß jetzt, welche Bedeutung sie für uns haben..."
    Nicht hinhören, es ist nicht schicklich. Elohard hat kein Lied mehr. Seine Lautgebung wird für mich immer unverständlicher, und sie schmerzt meinen Ohren.
    Ich fliehe ihn. Das ist die Rettung. Ich sammle mich wieder. Als ein Freund vorbeikommt - Wevell - und er mich fragt, was mit mir los sei, da schweige ich. Ich kann über mein Erlebnis nicht singen, ich schäme mich dafür.
    Wevell besitzt Anstand genug, nicht weiter in mich zu dringen. Er wechselt das Thema. Einer aufgeregten Tonfolge läßt er eine Stummphase folgen. Daran merke ich, daß er eine Göttergabe entdeckt hat, denn diese haben bekanntlich keine Lieder. Wie könnte man sie also besser als durch den stummen Ausdruck besingen?
    Ich folge Wevell zum Fundort. Er, hat wirklich eines von den Göttergeschenken gefunden. Es ist erschreckend stumm.
    Es heißt, daß diese stummen Gebilde nur Vorlagen für uns sein sollen, nach denen wir selbst beredte Originale erschaffen müssen. Ich selbst habe das noch nie versucht, aber es würde mich schon reizen. Wevell gibt mir die Gelegenheit dazu.
    Ich nehme mir das stumme Gebilde vor und behalte es ständig im Auge, während ich aus Sand und Stachelbaummilch einen Brei rühre, den ich härten lasse, bis er eine zähe Masse wird. Zwischendurch mische ich auch Farbe dazu, damit auch diese mit der Vorlage übereinstimmt. Endlich ist die Masse formbar, so daß ich sie modellieren kann. Es macht Spaß, dies zu tun. Aber ich empfinde nichts dabei. Als mein Kunstwerk vollendet ist, lausche ich vergeblich auf seine Melodie. Es erzeugt nur einige schwache Geräusche, wenn der Wind darüberstreicht, aber das ist kein Lied.
    Da ich selbst nichts damit anzufangen weiß, entschließe ich mich dazu, mein Kunstwerk den Fremden zu bringen, die vor einiger Zeit (ich war gerade geboren. Geboren? Was ist das?) auf unsere Welt kamen.
    Die Fremden sind uns von Gestalt ein bißchen ähnlich, aber viel größer, so daß wir anfangs glaubten, daß sie Götterboten seien. Aber als sie den Mund auftaten, da war es klar: Sie haben eine harte, unmelodiöse Aussprache und beherrschen nicht die Betonung, sondern bloß die Lautfolge. Wenn sie von den Göttern kommen, dann höchstens, weil sie kranken Geschlechts sind und aus dem singenden, klingenden Götterland verstoßen wurden.
    Wir nennen sie Lemys, ohne besondere Betonung, versteht sich.
    Die Lemys sind sehr an den Göttergaben interessiert. Ich habe inzwischen herausgefunden, daß sie sich davor fürchten. Dennoch sind es begehrte Trophäen für sie. Lemys haben schon eine seltsame Lebensart. Es sieht fast so aus, als würden sie vernichten, was sie begehren. Zumindest tun sie das mit den Göttergaben. Na, mir kann es egal sein, was sie damit tun. Es zählt nur, daß sie einen großzügig entlohnen, wenn man ihnen eine solche Trophäe bringt.
    Also mache ich mich mit meinem Kunstwerk zu ihrer Niederlassung am Fuß des großen Berges.
    Die Lemys haben uns verraten, woher sie kommen. Sie haben viel über sich zu berichten gewußt, aber da ihre Erzählungen nur wenig Melodie haben, ist nicht viel davon zu verstehen.
    Aber soviel wissen wir (durch regen Informationsaustausch untereinander), daß die Lemys aus der Welt hinter dem Staubmantel der Dunkelwolke geflohen sind und nun auf einem Himmelskörper von Arla Mandra leben.
    Arla Mandra heißt das ursprüngliche Reich der Götter und reicht weit über unseren Lebensbereich hinaus.
    Die Lemys mußten vor schrecklichen Bestien fliehen, die sie in ihrer Heimat bedrohten und vernichten wollten.

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