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0940 - Geburt einer Dunkelwolke

Titel: 0940 - Geburt einer Dunkelwolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie nur glauben, daß wir ein Volk von stupiden Halbintelligenzen sind. Das ermöglicht es uns, im geheimen an der Verwirklichung unseres Zieles zu arbeiten."
    Das Ziel ist die Beherrschung der Psychode.
    Eloha ist die Forschernatur. Da ich mich aber besser aufs Organisieren verstehe, verlege ich mich darauf, Schutzmaßnahmen zur Absicherung unserer Frauenkolonie zu treffen.
    Ich erstelle Richtlinien für eine ethisch richtige Lebensweise und erlasse Ver- und Gebote. Die Tabus und Verhaltensmaßregeln haben alle nur den Zweck, uns vor einer Entdeckung durch Fremde zu schützen.
    Die Kinder werden schon von klein auf so erzogen. Der Vorgang der Geburt und der Frauwerdung wird mystifiziert. Die Frauenkolonie wird zum Sperrgebiet für männliche Zwotter erklärt. Das war auch bisher nicht viel anders, nur hat man auf eine strenge Trennung der Geschlechter nicht so sehr geachtet, weil man sich auf den Prozeß des natürlichen Vergessens bei der Geschlechtsumwandlung zum Manne verließ.
    Ich dagegen überlasse nichts dem Zufall, ich erhebe das volksdienliche Verhalten zur Religion. Ich erschaffe neue Mythen, die die Wahrheit noch mehr verschlüsseln sollen, wiewohl wir selbst kaum mehr zwischen geschichtlicher Überlieferung und Legende unterscheiden können.
    Eloha meint, daß ich durch meine Verdunkelungsarbeit es den späteren Generationen erschwere, unsere wahren Anliegen herauszufinden und zielführende Arbeit zu leisten. Aber solche Argumente lasse ich nicht gelten.
    Wir von der Frauenkolonie haben die Möglichkeit, unsere Erfahrungen mündlich an die nächste Generation weiterzugeben. Anders hat es sich auch nicht zwischen Eloha und mir abgespielt.
    Den Vorschlag Elohas, uns die Technik der Vincraner zunutze zu machen, weise ich entschieden zurück.
    „Es wäre ein Verbrechen!" Das ist meine unumstößliche Meinung. „Technik verdirbt den Geist."
    „Aber es geht doch nur darum, unsere Erfahrungen aufzuzeichnen und sie mit technischen Mitteln für die Nachwelt festzuhalten. Die nächste Generation kann auf unseren lückenlos erhaltenen Forschungsergebnissen aufbauen. Mündlich können wir unser Wissen nur bruchstückhaft weitergeben. Und deine Methode der Mystifizierung trägt noch mehr zu einer Verschleierung des erworbenen Wissens bei."
    „Mit solchen Reden bringst du Tezohrs Zorn über uns", warne ich Eloha. „Tu Buße! Bitte vor dem Königspsychod um Vergebung, damit Tezohr dich nicht in ewige Verdammnis schickt. Ich kann nur für dich und unser Volk hoffen, daß Tezohr dich erhört."
    Eloha zeigt sich entsetzt.
    „Regga, wie weit ist es mit dir gekommen! Bist du schon selbst diesem Aberglauben verfallen?"
    „Reinige dich!" verlange ich, denn ich erkenne ganz deutlich, daß die Gefahr nicht von den unwissenden Männern, sondern von den Frauen ausgeht, die sich für die Krone der Schöpfung halten und in ihrer Überheblichkeit die Götter herausfordern.
    Aber zum Glück sind meine Lehren der nächsten Generation bereits in Fleisch und Blut übergegangen. Sie verehren die Götter und ihre Heiligtümer. Daran können auch Eloha und ihre abtrünnigen Priesterinnen nichts mehr ändern.
    Sie sind in der Überzahl, und ich muß mich ihrer Gewalt beugen. Es fällt ihnen nicht schwer, mich zu überwältigen und mich aus ihrer Kolonie abzuschieben. Aber mein Geist wird weiterleben!
    „Schade um dich Regga-Reggard", sagt Eloha zum Abschied. „Ich hatte so sehr gehofft, daß du mich überdauern und mein Werk fortführen würdest. Aber dein Animus ist stärker."
    Dann stoßen mich die Ketzerinnen ins Freie.
    Tezohr sieht alles. Tezohr wird euch strafen!
    Der Sturm zerreißt mein zorniges Abschiedslied und trägt es fort. Er wird es über die ganze Welt verbreiten, so daß jeder aufrechte Zwotter es hören kann.
    24 Und ich scheide in der Gewißheit, daß in den Höhlen eine neue Generation heranwächst. Eine Generation, die voll Ehrfurcht vor den Göttern ist.
    Es schmerzt, davongejagt zu werden wie ein Aussätziger. Der Schmerz pocht in meiner Brust. Er wird mir zur Qual. Ich meine, daß er meinen Leib zerreißen müsse.
    In meinem Geist hallen seltsame Worte nach. Sie haben keine Melodie, sie stehen für sich allein und besitzen keine Ausdruckskraft. Sie ergeben keinen Sinn für mich, und ich kann sie nicht im Gedächtnis behalten.
    Ein Erlebnis ... ich muß es vergessen, niemand darf davon erfahren. Es ist wichtig. Warum? Die Götter allein wissen es. Warum haben sie nicht dafür gesorgt, daß in ihrem Nachlaß

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