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0941 - Das unheile London

0941 - Das unheile London

Titel: 0941 - Das unheile London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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der es die Dampflok samt Waggon an die Gestade der Gegenwart geschwemmt hatte.
    Aber Hinweise darauf, wie das bewerkstelligt worden war, fand Zamorra nicht.
    Nachdenklich kehrte er zu Hogarth zurück, der inzwischen wieder auf dem Bahnsteig stand und sich offenbar die Leichen zeigen ließ.
    Gerade, als Zamorra zu ihm trat, wurde der zuvor für den Detective geöffnete Sack wieder geschlossen.
    Hogarth drehte sich zu Zamorra um. »Und?«
    Zamorra berichtete, was er festgestellt hatte. »Und hier?«
    Hogarth nickte zu dem prallen Sack vor ihren Füßen. »Das ist der am besten erhalten Gebliebene von allen Leichen. Mittlerweile werden keine neuen Toten mehr gefunden. Und ihm…« Hogarth nestelte an der Tasche seines Trenchcoats. »… hat man das hier aus der Jacke gefischt.«
    Es war ein durchsichtiger Plastikbeutel, den Hogarth hervorkramte. Darin befand sich eine Brieftasche aus Leder, die kaum Brandspuren aufwies.
    »Was befindet sich darin?«
    »Seine Ausweispapiere, alte Geldscheine, ein Foto, das ihn vermutlich mit Frau und Kind zeigt.«
    »Spannen Sie mich nicht so auf die Folter, Paul, Sie wissen, was ich hören will!«
    Hogarth nickte. »Der Tote heißt Arthur Finsborough und wurde in den Trümmern der Lok gefunden, nicht im Fahrgastwaggon. Erstaunlicherweise wurde er nicht wie der inzwischen anhand seiner Uniformreste als Zugführer identifizierte zweite dort gefundene Tote nicht schwerstverbrannt, sondern brach sich wohl lediglich beim Zusammenstoß mit dem Prellbock das Genick.«
    »Na, da hatte er ja richtig Glück - wenn man Sie so reden hört.« Zamorra lächelte dünn.
    »Das sind die bekannten Fakten.«
    »Und mehr werden wir vermutlich auch nicht erfahren, nicht heute Abend, heute Nacht zumindest, oder, Paul?«
    Hogarth schüttelte den Kopf.
    »Dann könnten wir ja auch zu Ihnen fahren - ich würde vor dem Schlafen gehen gerne noch die Aufnahmen sichten und auswerten, die Sie von Sam Tylers Gesicht gemacht haben.«
    ***
    Das mehrstöckige Haus aus rosa Backstein war typisch für diesen Stadtteil, in dem sich zu allen Zeiten kreative Köpfe niedergelassen hatten.
    Zamorra sah keinen Widerspruch darin, dass auch Paul Hogarth hier seine Bleibe hatte. Der Detective war kreativ, auch wenn sich das zunächst einmal wohl nur kriminalistisch Interessierten erschloss. Aber allein schon sein wuschiges Auftreten in dem eigentlich seit Jahrzehnten überholten Knitterlook deutete den Freigeist an, der sich hinter der hohen Denkerstirn verbarg. Er war ein Chamäleon, konnte sich blitzschnell und spielend leicht auf sein jeweiliges Gegenüber einstellen. War seriös gefragt, war er seriös. Bedurfte es eher eines lockeren Umgangstons und unkonventioneller Maßnahmen, dann schüttelte er auch das quasi aus dem Ärmel.
    Vor allen Dingen aber war er eine ehrliche Haut, die nie etwas vortäuschte, sondern immer geradeheraus sagte, wenn ihr etwas gefiel - oder eben nicht gefiel.
    Zamorra hatte Hogarth vom ersten Moment an geschätzt.
    Das im flämischen Baustil gehaltene Haus hatte keinen Aufzug, aber Hogarth wohnte im vierten Stock.
    »Hält fit«, grinste er, als er Zamorra vorausging und sie etwa die Hälfte der Stufen hinter sich gebracht hatten. »Vor allem mit Einkaufstüten im Arm.«
    »Oder einer netten Lady«, erwiderte Zamorra, der überrascht feststellte, dass er dabei zwar kurz an Nicole dachte, davon aber nicht weiter tangiert wurde.
    »Bringt meist nur Ärger«, sagte Hogarth und verdiente sich ob dieser Weitsicht weitere Pluspunkte. »Na ja, okay, manchmal ist es schon ein bisschen einsam.«
    »Heute nicht«, konterte Zamorra launisch. »Heute bin ich ja da.«
    Ohne sich umzudrehen, sagte Hogarth: »Falls es länger dauert - Sie können bleiben, solange Sie wollen. Und wenn Ihnen das peinlich ist, dürfen Sie gerne eine Gegeneinladung aussprechen. Ich bin da einfach strukturiert, ich schlafe zur Not auch mal in einem fremden Schloss.«
    Sie lachten beide. Bis ihnen einfiel, wie spät es schon war, und dass vielleicht der eine oder andere Bewohner des Hauses nächtliche Ruhestörung nicht ganz so prickelnd fand - auch oder erst recht nicht, wenn sie von einem Polizisten mit begangen wurde.
    Die restlichen Stufen legten sie schweigend zurück.
    Hogarth sperrte schließlich eine mehrfach gesicherte Wohnungstür auf und schloss sie auch wieder sorgsam ab, nachdem sie beide in der Wohnung standen.
    »Ist die Gegend so unsicher?«, fragte Zamorra.
    »Eigentlich nicht. Mehr Gewohnheit. Oder Berufskrankheit, Sie

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