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0941 - Echsenauge

0941 - Echsenauge

Titel: 0941 - Echsenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hielt ihn davon ab. Wir fanden den Weg allein, und draußen reckte Johnny den rechten Daumen in die Höhe.
    »Bingo«, sagte er.
    »Wieso?«
    »Das ist doch nicht normal - oder?«
    »Nein, ist es nicht.«
    »Und wie siehst du die Dinge, John?«
    Ich hob die Schultern, setzte mich in Bewegung, und nebeneinander schlenderten wir über einen schmalen, mit Laub bedeckten Weg, der auch zu einem der Ausgänge führte. »Diese Frau hat eine unwahrscheinliche Macht über Tiere und Menschen, sonst hätte Jerry Cloud eine Fütterung nicht zugelassen. Ich kann mir sogar vorstellen, daß er von ihr hypnotisiert worden ist.«
    »Daran habe ich auch gedacht«, erklärte mein Patenkind im Tonfall eines Erwachsenen. »Aber was tun wir?«
    »Wir werden sie finden müssen.«
    »Und wie?«
    »Adreßbücher gibt es, Telefonbücher, beides auch auf CD. Unsere Fahndungsabteilung wird das mit links packen.«
    »Und wenn Deliah nirgendwo registriert ist?«
    »Haben wir Pech gehabt. Irgendwo treiben wir diese Deliah Narawi schon auf.«
    Johnny senkte den Kopf, als wollte er sein schlechtes Gewissen vor mir verbergen. »Vielleicht kann ich dir dabei helfen, John.«
    »Du?« fragte ich erstaunt und blieb stehen.
    Er schaute mich noch immer nicht an. »Ja, denn ich habe - nun ja, ich wollte mal sehen, wer sie ist. Ich bin ihr - also ich habe mich versteckt gehalten und gesehen, wie sie das große Haus verließ. Das Personal geht durch einen Seiteneingang.«
    Ich mußte lächeln. »Dann bist du ihr nachgelaufen?«
    »Ja, ich habe sie verfolgt.«
    »Bis zum Ziel?«
    Er hob die Schultern, schnaufte und nickte. »Fast, kann man da nur sagen.«
    »Kannst du mir das genauer erklären?«
    »Sie wohnt nicht weit von hier, aber in einer irgendwie komischen Gegend.«
    »Bei einem Zirkus, der überwintert?«
    »Nein, daran brauchst du nicht zu denken, Es ist eine ziemlich leere Gegend, eigentlich doch nicht.«
    »Jetzt verstehe ich nichts mehr.«
    Johnny versuchte sich mit der Erklärung, was ihm nicht leichtfiel. Vielleicht wollte er sich auch nur ins rechte Licht rücken und überlegte deshalb so lange. »Ich hatte mein Rad dabei und Deliah ging zu Fuß. Sie nahm auch keinen Bus, keine U-Bahn, so konnte ich ihr gut folgen. Sie ist dorthin gegangen, wo zwar Häuser stehen, aber die Gegend trotzdem irgendwie tot aussieht.«
    »Wie meinst du das denn?«
    »Wir haben in der Schule gelernt, daß in den Randbezirken neue Industrie angesiedelt werden soll. Das ist auch passiert, und ich mußte durch dieses Gebiet, aber da waren auch Häuser.«
    »Wohnhäuser?«
    Johnny nickte. »Ja, kleine Wohnhäuser. Bungalows. Sogar ziemlich viele. Die Gärten waren klein; die Vorgärten sahen aus wie umgepflügt. Komisch war nur, daß ich keine Menschen gesehen habe. Es parkten auch keine Autos vor den Häusern. Es war alles leer und öde.«
    »Dann sind die Leute noch nicht eingezogen.«
    »Habe ich auch gedacht.«
    »Und was war mit Deliah?«
    Der Junge schnaufte. Er wischte mit dem Handrücken über seinen Mund und senkte den Kopf. »Dad hat dich mal mit einem Profi verglichen, John, aber der bin ich nicht.« Er blickte mich traurig an und hatte die Nase kraus gezogen. »Mir fehlt noch einiges, ehrlich, und ich muß zugeben, daß ich sie verloren haben. Sie ist in irgendein Haus gegangen. Ich weiß aber nicht, in welches. Plötzlich war sie weg.«
    Ich strich meinem Patenjungen über das Haar. »Mach dir nichts draus, das passiert nicht nur dir. So etwas ist mir auch schon widerfahren. Wie hast du dich denn verhalten?«
    »Hm. Ich wollte nicht auffallen. Deshalb bin ich auch nicht gefahren und habe mein Rad geschoben. Ich aber schaute natürlich gegen die Häuser, aber ich habe nichts in ihnen gesehen, obwohl vor den Fenstern keine Gardinen hingen.«
    »Immerhin hast du einen guten Hinweis gegeben.«
    »Sollen wir jetzt nachschauen?«
    Ich war dafür, aber ich wollte nicht, daß Johnny mitkam. Zwar hatte ich die Frau nur einmal kurz gesehen und war durch eine Scheibe von ihr getrennt worden, aber der Blick in ihren Augen hatte mir eigentlich gereicht. Ich wußte nicht, ob es menschliche Augen gewesen waren, auch wenn sie so ausgesehen hatten. Es konnte natürlich Einbildung sein, aber solche Augen wiesen auch die Echsen auf. So starr, so groß und wenig menschlich.
    »Nein, wir schauen nicht nach.«
    »Schade. Warum nicht?«
    »Es ist schon spät, und ich weiß auch nicht, was ich ihr sagen soll, Johnny. Deliah hat sich überhaupt nicht schuldig gemacht. Daß sie

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