0942 - Der Margor-Schwall
hatte sich purpurn verfärbt. Purpur war auch die Farbe von Weittels Sekte gewesen. Nun, Weittel würde als männlicher Zwotter Vergessen finden. Aber was war aus Ahrzaba-Ahrzaban und den anderen geworden? Sie und Tek hatten noch keine Zeit gefunden, solche Informationen auszutauschen. Jenny hoffte sehr, daß Aiteli und die anderen Zwottermütter von den Pa-ratendern nicht drangsaliert worden waren. Sie war selbst Frau, und deshalb konnte sie sich ausmalen, was Virna Marloy damals mitgemacht haben mußte, als sie...
Boyt Margor!
Dort, am Fuß des Wohnbergs, stand sein Schiff. Ein riesiger Kugelraumer, der auf vierundzwanzig Teleskoplandestützen thronte. Was für ein majestätisches Schiff. Der Name stand in so großen Lettern auf der Hülle, daß man ihn selbst aus dieser Entfernung mit freiem Auge lesen konnte. MOONBEAM - Mondstrahl.
Von überall aus dem durchlöcherten Berg kamen Paratender geflogen. Sie strebten alle der MOON-BEAM zu wie die Motten dem Licht. Aber sie würden sich dort nicht versengen, sondern neue Kraft aus der PSI-Affinität zu Boyt Margor tanken.
Neben Jenny tauchte ein Schatten auf. Sie drehte im Flug den Kopf und erkannte Tek. Jenny gab ihm durch Zeichen zu verstehen, daß er Distanz wahren sollte. Die anderen Paratender strebten jeder für sich dem Ultraschlachtschiff zu. Sie würden als einziges Paar auffallen. Aber Tek schickte ihr eine Kußhand und - lächelte. Früher, als er noch USO-Spe-zialist gewesen war, einige hundert Jahre vor ihrer Geburt, hatten sie ihn Smiler genannt. Er hatte dieses Lächeln noch nicht verloren. Trotz der prekären Situation. Er war ein Sonderfall. Sie liebte ihn.
Tek schwenkte etwas ab und erhöhte die Geschwindigkeit, um ihr vorauszufliegen. Die MOONBEAM war schon nahe. Seltsam, daß über Sprechfunk keine Kommandos kamen. Die Paratender schienen alle von selbst zu wissen, wohin sie gehörten. Es herrschte eine Disziplin und Ordnung, die Jenny an einen Insektenstaat erinnerten. Nur sie und Tek gehörten nicht dazu. Sie fröstelte, als ihr einfiel, daß Ameisen Fremdlinge, die nicht den Geruch des Baues an sich hatten, zu Tode zu beißen pflegten. Das mußte ihr ausge-rechnet jetzt einfallen, als sie hinter Tek auf eine offene Mannschleuse zuflog.
Zielstrebig, als sei das der Zugang zu ihrem Bau.
Tek landete und verschwand in der Mannschleuse. Jenny folgte ihm in die Luftschleuse, wo bereits neun Paratender standen. Hinter ihr kam noch einer, es war eine Frau. Das Dutzend war voll, das Außenschott schloß sich. Luft wurde in die Schleusenkammer gepumpt. Grünes Licht. Das Innenschott ging auf .., Alles Dinge, die Jenny sonst nie bewußt registrierte. Sonst war alles nur Routine, aber diesmal waren ihre Sinne angespannt.
Ein langer gerader Korridor, der geradewegs ins Zentrum des Schiffs zu führen schien. Die Paratender schritten ihn entlang, zweigten nacheinander nach links oder rechts ab. Als Tek einem Paratender in den linken Gang folgen konnte, streckte ihm dieser die flache Hand entgegen. Stop! Und die stumme Geste besagte für Jenny auch: Du hast nicht den Geruch dieser Zelle!
Weiter ging es. Von links und rechts stießen Paratender zu ihnen in den Hauptkorridor, verschwanden bald darauf wieder in anderen Seitengängen.
Tek machte wieder einen Ausfallversuch. Stop! Die granitene Faust eines Überschweren hielt ihn auf.
Weiter ging es. Der Korridor schien kein Ende zu nehmen. Tek schwenkte nach rechts ab. Halt! Das ist nicht deine Wohnzelle.
Jenny wurde nervös. Wenn sie nicht bald eine Unterkunft fanden, würden sie irgendwann allein auf weiter Flur sein. Aber Tek bewahrte Haltung, schritt weiterhin forsch aus: ein Paratender, der seine Zelle kannte und zielstrebig darauf zuhielt Aber ein Schwenk - und wiederum ein Einhalt gebietendes Zeichen. Himmel, wo würden sie herauskommen?
Sie näherten sich bereits einem Schott. Es stand offen. Dahinter mußte der innere Schiffssektor liegen.
Margor! Tekener näherte sich dem Schott mit festem Schritt. Aber da zögerte er auf einmal.
Im Schott war eine Gestalt aufgetaucht. Ein Lare. Hotrenor-Taak! Er blickte ihnen wissend entgegen.
Das Spiel war aus. Das wußte auch Tek. Jenny erkannte es daran, wie er die Schultern unter dem Kampfanzug sinken ließ.
Tek wurde langsamer. Sie konnten sich Zeit lassen, nun war keine Eile mehr geboten. Schlendernd, einem Müßiggänger gleich, begab er sich in Gefangenschaft.
Jenny folgte ihm ergeben. Die Anspannung löste sich, sie atmete kräftig durch.
Ja,
Weitere Kostenlose Bücher