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0942 - Die blutige Lucy

0942 - Die blutige Lucy

Titel: 0942 - Die blutige Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keinem Reporter aufgefallen, zumindest gab es niemand zu. Zudem waren genügend andere Promis auf den Festen, so daß es nicht auffiel, wenn Lucy nicht abgebildet wurde.
    Doch ihr Name stand in den publizierten Gästelisten.
    Wann kam sie endlich?
    Sam wurde nervös. Vor dem Lift hinter der Tür drängten sich sicherlich die Gäste. Auf der einen Seite war es gut, auf der anderen nicht. Ihm war der Kontakt zu Lucy wichtig. Er mußte ihn herstellen, schon hier unten, und er würde es schaffen.
    Sie kam.
    Von der rechten Seite her näherte sie sich der Tür. Eine Pelzjacke lässig über die Schultern gelegt, den Rock leicht gerafft, das blonde Haar zu einer wilden Mähne frisiert, so schlenderte sie auf die Tür zu.
    Na endlich, dachte Fisher. Es hat sich also doch gelohnt. Er wartete noch einige Sekunden ab, bevor er die Tür aufdrückte und sich aus dem Fahrzeug schob.
    Lucy wandte ihm den Rücken zu. Sie hatte die Tür bereits geöffnet und gesellte sich zu den anderen Gästen, die im Gang und vor der Tür des Fahrstuhls standen, um nach oben zu fahren.
    Auch Sam ging hin. Unterwegs klopfte er sich seinen Anzug ab, richtete die Krawatte und versteckte die Kamera. Er wollte nicht schon jetzt als Reporter erkannt werden, obwohl die Typen vor dem Lift ihn bestimmt kannten, aber so taten, als wäre es nicht der Fall, denn sie schaute demonstrativ zur Seite.
    Sam mußte grinsen. Einer von ihnen war ein ehemals bekannter Schauspieler, der ihn vor einigen Wochen händeringend gebeten hatte, doch ein Foto zu schießen, damit er mal wieder in der Zeitung zu sehen war. Jetzt tat der Knabe so, als wäre Sam gar nicht vorhanden. Dafür kümmerte sich der Mann mehr um seine asiatische Begleiterin, deren Hand er ständig küßte. Die Kleine war mindestens dreißig Jahre jünger als der Mann. Das gehörte wohl zur Imagepflege.
    Sam Fisher stellte sich dicht hinter Lucy. Ihre Haarsträhnen kitzelten beinahe seine Nase, er konnte ihr Parfüm riechen und sah auch vor sich die nackten Schultern.
    Sein Blick glitt tiefer über den Rücken hinweg, und plötzlich hielt er den Atem an.
    Nicht wegen Lucy Tarlington. Diesmal ging es ihm um das Kleid. Um den Schnitt, um den Stoff, um die Farbe.
    Er kannte es.
    Allerdings nicht von irgendwelchen Feten und Galas her, sondern von dem Bild aus seinem Heimatort. Auf dem Gemälde hatte Lucy dasselbe Kleid getragen. Der Schnitt, die Farbe, das Material, da paßte alles haargenau zusammen, auch der sehr breite und für Männeraugen interessante Ausschnitt.
    Sam hielt den Atem an. Sogar einen Schritt zurück ging er.
    Er war überrascht und ärgerte sich, daß er plötzlich anfing zu schwitzen. Daß Lucy ausgerechnet an diesem Abend eben dieses Kleid trug, wollte ihm nicht in den Kopf. Er kannte sie in anderen Outfits. Hatte das etwas zu bedeuten? Hatte dieses Kleid die Zeit ebenso überdauert wie Lucy selbst?
    Wie Lucy selbst!
    Darüber mußte er nachdenken. Sam konnte es sich einfach nicht vorstellen. Er glaubte noch immer an eine Doppelgängerin, diese Lösung wäre ihm sogar am liebsten gewesen, denn daraus hätte er auch eine Geschichte machen können, aber auf der anderen Seite sah Lucy so aus wie auf dem Gemälde. Da stimmte einfach alles, und so exakte Doppelgängerinnen gab es nicht. Sogar der kleine Leberfleck im Nacken war vorhanden.
    Das Rätsel vergrößerte sich. Im nachhinein war er froh, Bill Bescheid gegeben zu haben. Der Kollege war für ihn so etwas wie eine ferne Rückendeckung.
    Endlich öffnete sich die Lifttür. Das große Einsteigen begann, wie immer mit einem leichten Drängen verbunden, und Sam Fisher erwischte als letzter einen Platz.
    Der Zufall wollte es, daß er dicht neben der Frau stand. Beide berührten sich.
    Sam mußte eingestehen, daß sie größer war als er. Sie stand an seiner rechten Seite, schaute starr lächelnd nach vorn, und es bewegte sich bei ihr nichts.
    Wie ein Stock, dachte Sam. Wie ein harter und zugleich auch kühler Stock, denn die Wärme ihrer Haut war für ihn nicht zu spüren. Er roch nur das Parfüm, das sich mit den anderen Duftwolken vermischte, so daß man kaum Luft holen konnte.
    Warten, reden, lächeln…
    Da war noch etwas.
    Sam schnupperte.
    Ein anderer Geruch, den er sich entweder einbildete oder der tatsächlich vorhanden war. So genau konnte er das nicht beurteilen, jedenfalls paßte dieser Geruch nicht zu den anderen Düften. War es ein alter oder ein fauliger Geruch?
    Einen Eid hätte Sam nicht ablegen wollen, aber der Verdacht blieb

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