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0942 - Die blutige Lucy

0942 - Die blutige Lucy

Titel: 0942 - Die blutige Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon. Die Vorstellung, daß er dicht neben einer Person stand, die mehr als hundert Jahre alt war und sich in der Zwischenzeit nicht verändert hatte, beunruhigte ihn schon, und er spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg, so daß die Haut leicht zu brennen anfing.
    Er atmete heftiger. Beinahe hätte ihn der Schwindel erfaßt. Er mußte einfach raus hier, den der Aufzug war plötzlich zu einer Gefängniszelle geworden.
    Wann hielt er an?
    Die anderen Passagiere unterhielten sich. Sie flüsterten, oder sie sprachen halblaut. Mal ein Lachen, dann endlich stoppte der Lift, und die Türen schoben sich auseinander.
    Freie Bahn.
    Er atmete auf. Vor ihm bewegte sich Lucy Tarlington zusammen mit den anderen auf die Mitte des geschmückten Foyers zu, das eine besondere Dekoration zeigte, eine künstliche Winterlandschaft.
    Dafür hatte der Reporter keinen Blick. Er wollte Lucy nicht aus den Augen lassen. Zunächst einmal mußte er sich zurechtfinden. Die Luft war ihm knapp geworden. Am Hals klemmte der Kragen. Er brauchte einige Sekunden der Erholung. Die anderen waren schon dorthin gegangen, wo die Fotografen standen und ihre Blitzlichter die Promis blendeten, die dies aber gern in Kauf nahmen.
    Sam Fisher mußte sich beeilen, um den Anschluß zu halten. Etwas torkelnd lief er der Gruppe nach, was ein ihm entgegenkommender Kollege sah und ihn deshalb anmachte. »Bist du schon jetzt abgefüllt, Sammy?«
    »Ach leck mich…« Sam lief weiter unter glitzernden Girlanden hinweg, auf denen der künstliche Schnee lag. Sie alle ragten wie Segel in die Höhe und endeten an der Decke, wo sie in der Halle ein winterliches Zelt bildeten.
    Ein übergroßer Weihnachtsmann stand in der Mitte und bewegte permanent den Kopf, während er und die Gäste von einer süßlichen Weihnachtsmusik umschmeichelt wurden.
    Im Hintergrund des Foyers waren die Außenbars aufgebaut, wo der Champagner in Strömen floß.
    Und dort befand sich auch der Zugang zu den Ballsälen.
    Die beiden Türen standen offen. Man ging dort hinein, wenn man irgendwelche Mäntel und Jacken an der Garderobe abgegeben hatte. Das alles lief nach einem genauen und immer demselben Schema ab. Sam kannte dies, es interessierte ihn nicht. Er suchte Lucy Tarlington, um ein Foto schießen zu können.
    Wenn er es jetzt tat, zusammen mit den anderen Kollegen, die wie die Hyänen am Eingang des Ballsaals lauerten, war das eine günstige Gelegenheit.
    Er wußte, wer mit ihm hochgefahren war. Die Gäste hatten Teile der Kleidung an der Garderobe abgegeben und hielten sich im Ballsaal auf.
    Nur eine nicht - Lucy Tarlington.
    Sie war wie vom Erdboden verschwunden!
    ***
    Eine halbe Stunde später.
    Sam Fisher war noch immer sauer. Man hatte die Tür mittlerweile geschlossen, damit die Gäste unter sich waren. Sie alle hockten jetzt an den zahlreichen, runden Tischen, bei denen jeder Platz besetzt war. Für einen Reporter gab es dort keinen Platz mehr. Fisher und seine Kollegen hatten Stühle ergattert. Sie saßen jetzt an der Wand des Festsaals und schauten dem Treiben zu.
    Strategisch günstige Plätze, denn jeder, der eine Toilette aufsuchte, mußte an ihnen vorbei.
    Auf der Bühne weiter vorn wurden die ersten Reden geschwungen. Da saß auch die Band. Man hatte die Lose der Tombola auf zahlreiche Eimer verteilt. Studentinnen boten sie zum Kauf an.
    Sam suchte Lucy, doch er fand sie nicht. Sie konnte überall sitzen, es waren einfach zu viele Menschen da.
    Jeder wollte irgendwie auffallen und hatte sich dementsprechend gekleidet. Da Sam einen Bericht über den Abend schreiben mußte, nahm er sich die Zeit und diktierte die ersten Sätze, die ihm eingefallen waren. Er sprach in das schmale Gerät, das normalerweise in seiner rechten Jackentasche steckte, während er in der linken sein Handy verwahrte, das sich ausgerechnet jetzt meldete.
    Der Chefreporter wollte etwas von ihm und nur wissen, wie die Fete denn so lief.
    »Wie immer.«
    »Kein Eklat?«
    »Nein.«
    »Sind die Royals vertreten?«
    »Bisher noch nicht. Nicht mal Lady Di.«
    Der Chefreporter lachte meckernd. »Die wird sich nach dem Interview nicht sehen lassen. Nein, nein, die hält sich zurück, bis ein wenig Gras über die Dinge gewachsen sind. Aber sonst schaust du dich doch um - oder?«
    »Wie immer«, bestätigte Fisher.
    »Okay. Viel Spaß.«
    Das Gespräch war beendet, und Sam konzentrierte sich wieder auf den eigentlichen Job, der noch an Langeweile zu ersticken drohte. Wenn der Tanz begann, klickten auch wieder die

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