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0942 - Die Prophezeiung des Uriel

0942 - Die Prophezeiung des Uriel

Titel: 0942 - Die Prophezeiung des Uriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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ihm beinahe die Trommelfelle zerriss.
    War das ein Zug, dessen Bremsen defekt waren? Es kreischte und schrie um ihn herum. Verzweifelt presste er sich die Hände an die Ohren. Er versuchte, zu erkennen, was vor ihm geschah. Trotz der Panik und des unglaublichen Lärms, der den Bahnhof erfasste, stand Julie Deneuve still und mit geschlossenen Augen neben ihm, doch jetzt war ihre Stirn gerunzelt. Der Lärm lenkte sie ab, und Minamoto konnte nur hoffen, dass sie ihre Kraft behielt.
    Durchsagen erklangen, die Bahnsteige seien zu räumen, Sicherheitskräfte tauchten auf, doch die Menschenmassen waren jetzt nicht mehr zu beruhigen, als über ihnen wieder ein Schatten sichtbar wurde. Blitze bildeten sich aus dem Nichts und schossen auf die Stelle zu, auf die Minamoto sein Amulett geworfen hatte. Der Japaner musste blinzeln. Die Energiestrahlen waren so grell, dass er sich kaum traute, die Augen zu öffnen. Doch als der Lärm nicht besser, sondern eher noch schlimmer wurde - warum vernichteten sie das Wesen nicht? So verletzten sie es nur und machten es wütend! -, warf er ein weiteres. Es schwebte im Zentrum eines Schattens, der durchsichtiger war als eine Rauchwolke, in der Luft und verstärkte die magischen Blitze, die von Julie Deneuves geheimer Waffe ausgingen.
    Sie trafen den Dämon. Wieder kreischte und brüllte es. Die Passagiere und Passanten auf dem Bahnsteig flohen in Panik, sie wussten zwar nicht genau, wovor, aber die Ersten hatten den Lärm mit dem dunklen Fleck in Verbindung gebracht, der vor ihnen immer deutlicher sichtbar wurde. Er waberte und irisierte. Einige schrien sich zu, ein Feuer sei ausgebrochen, andere glaubten wegen des infernalischen Lärms, der über den Bahnsteig hallte, ein Zug sei entgleist.
    Menschenmassen schoben sich gegenseitig zum Ausgang, die Ersten drohten, von der Bahnsteigkante zu kippen oder unter den Füßen der anderen zertrampelt zu werden. Für einen Moment war Minamoto ratlos. Was tun? Seine Amulette hatten CHAVACH verletzt, doch vernichten konnte ihn nur Julie Deneuve mit ihrer geheimnisvollen Waffe, und die musste die Menschen, Minamoto und sich selbst vor dieser wild gewordenen Wolke schützen!
    Wo war nur der Shinigami?
    Doch plötzlich zog Julie Deneuve die Faust aus der Jeans und richtete sie auf die Wolke. Ein silberner Blitz, größer als die anderen, schoss daraus in CHAVACHs Richtung, traf die Wolke über die Köpfe der ängstlich fliehenden Passanten hinweg mitten ins Herz. Falls das Ding überhaupt so etwas hatte. Das Brüllen wurde zum Diskant, die dunkle Wolke erzitterte noch einmal und verschwand dann zwischen den Gleisen. Das Heulen und Brüllen wurde leiser, bis es schließlich im Lärm der Großstadt unterging.
    Julie Deneuve ließ die Hand langsam sinken und öffnete die Augen. Sie schwankte. Minamoto sprang herbei, um sie zu stützen.
    »Haben wir ihn besiegt?«, fragte sie noch ein wenig benommen. »Ist er weg?« Sie war blass. Minamoto konnte erkennen, dass das Wirken, dass sie vorgenommen hatte, sie angestrengt hatte. Er sah in die Richtung, in der sich die Wolke - CHAVACH - verflüchtigt hatte.
    »Ich habe den Eindruck, er ist eher geflohen.«
    Julie Deneuve schien noch etwas in sich zusammenzusinken. »Also nicht besiegt. Wieder nicht.« Sie sah ihren Gefährten an und zwang sich ein Lächeln ab. »Sieht also so aus, als müssten wir noch einmal von vorne anfangen.«
    Minamoto bezweifelte mittlerweile, dass sie CHAVACH auf die übliche Weise fangen und vernichten würden. Aber was dieser Geist der Finsternis anrichten konnte, hatten sie an diesem Abend gesehen. Und aller Erfahrung nach würde das noch schlimmer werden, wenn er sich erst einmal erholt hatte.
    Sie würden einen anderen Weg finden müssen. Und währenddessen würde CHAVACH andere Nahrung finden.
    Und wachsen. Stärker werden.
    Und ob sie ihn dann noch besiegen konnten - Minamoto zweifelte daran. Furcht machte sich in ihm breit. Als der Japaner Julie ansah, die ihre Faust wieder in die Tasche gesteckt hatte, erkannte er, dass sie dieselbe Furcht in sich trug:
    Dass es jetzt schon zu spät war.
    ***
    So. Noch die Kreide und dann noch mit Salz gemischter Sand um das Sigill herum, damit der, den ich rufe, auch wirklich innerhalb des Siegels bleibt und mir nicht entwischen, mir aber auch nichts tun kann.
    Yasmina streute den bunten Sand vorsichtig in einem fast perfekten Kreis um das Sigill auf dem Parkettboden. Sie konzentrierte sich, die Arbeit hatte etwas Meditatives und sie fühlte sich wie

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