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0942 - Die Prophezeiung des Uriel

0942 - Die Prophezeiung des Uriel

Titel: 0942 - Die Prophezeiung des Uriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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entlang«, sagte sie bestimmt. »Es wird der Zug sein, der hier um 21:26 in Richtung Shinjuku abfährt. Der dritte Waggon. Der wird auf Gleis 6 halten.«
    Sie achtete nicht darauf, dass Minamoto etwas zögerte. Sie wusste jetzt, wo es hinging, sie wusste, dass der Shinigami recht hatte. CHAVACH war hier, in diesem Bahnhof, und hier und jetzt hatte sie die Chance, ihn zu kriegen und zu vernichten. Sie sah auf ihre Uhr, während sie die Treppe hinunter zum Bahnsteig hastete. 21:18. Viel Zeit war nicht mehr.
    Sie lief den Bahnsteig entlang. Auch ohne lange zu überlegen, wusste sie, wo der Waggon anhalten würde, in dem die spontane Feier stattfinden sollte - es war der letzte. Nicole und Minamoto kämpften sich zum Ende des Bahnsteigs durch. Jetzt, so relativ spät am Abend, waren die ersten Nachtschwärmer unterwegs, die Geschäftsleute und Sekretärinnen waren bereits zu Hause. Knallbunt gekleidete Girls auf Plateausohlen - von denen Nicole schon lange geglaubt hatte, dass sie out seien -, Jungen, die hochtoupierte, bunte Haare hatten, Mädchen, die ihre Schuluniform mit glitzernden Kleinigkeiten aufgepeppt hatten, junge Männer, die mit den neuesten Armani-Anzügen herumliefen. Sie alle sammelten sich aufgeregt schnatternd am hinteren Ende des Bahnsteigs und erwarteten die beste Party des Jahres. Nicole lief es kalt den Rücken hinunter. Dann packte sie Wut. CHAVACH würde keine Gelegenheit haben, diesen fröhlichen Menschen zu schaden!
    Ungeduldig wartete sie die letzten Minuten auf den Zug. Sie sah bereits die Lichter weit hinten im glitzernden Leuchten der nächtlichen Stadt auftauchen, als sie spürte, dass Minamoto sie fest am Arm packte. »Madame! Sehen Sie!« Er wies mit dem Finger auf die Anzeigentafel. Dicht davor zog ein Schatten vorbei und dunkelte die Tafel auf seltsame Weise ab. Es war, als sauge der Schatten alles Licht in seiner nächsten Umgebung auf. Die Tafel, die von innen beleuchtet wurde, flackerte kurz. Dann zog er weiter und blieb über den Menschen hängen.
    CHAVACH.
    Die Nachtschwärmer auf dem Bahnsteig wurden aufgeregter, je näher der Zug kam. Nicole sah beinahe erschrocken über die Menge, die ihr jetzt geradezu hysterisch vorkam. Sie versuchte, sich zu konzentrieren und schob die Hand in die Hosentasche, wo sich der Dhyarra befand. Sie warf Minamoto einen Blick zu, er nickte zurück. Sie hatte ihm nichts von dem Dhyarra, oder wie er funktionierte, erzählt, doch mittlerweile wusste Minamoto, dass Nicole eine Waffe besaß, die er nicht beherrschen konnte, und die den meisten Dämonen durchaus gewachsen war.
    Nicole hatte sich bereits auf dem Weg hierhin vage ein Bild ausgedacht, damit sie es im Zweifelsfall sofort vor Augen hatte: Sie stellte sich vor, dass der Schatten nicht an die Menschen vor ihm herankam, sodass diese vor dämonischen Angriffen geschützt waren. Sie schloss die Augen und holte dieses Bild wieder aus der geistigen Schublade hervor, in die sie es gesteckt hatte.
    Das wäre doch gelacht, wenn wir das nicht hinkriegen würden…
    Das Bild einer silbrigen Energieschicht, die nur dann sichtbar wurde, wenn der Schatten versuchte, die Partygänger unter ihm zu berühren, entstand vor ihrem inneren Auge. Es wurde so deutlich, dass die Geräusche um sie herum leiser wurden. Sie waren noch da, doch sie irritierten Nicole nicht mehr. Sie würde diese Menschen so lange mit dem Schutzschild umgeben, bis der Zug wieder abgefahren war. Dann würde sich der Schild zu einem Energiestrahl wandeln und CHAVACH zumindest so treffen, dass Minamoto ihn mit dem Zauber belegen konnte, den Madame Ichiko gewirkt hatte. Und Nicole hoffte, dass auch der Shinigami sich an diesem Bann beteiligen würde. Sie hatte das Gefühl, dass er in der Nähe war.
    Diesmal musste es klappen.
    Diesmal würden sie CHAVACH erledigen. Ein für alle Mal.
    ***
    CHAVACH schwebte über dem großen Gebäude, in das Züge immer wieder hinein- oder hinausfuhren. Er wusste, was heute Abend hier stattfinden würde. Er machte sich keine Gedanken darüber, woher er das wusste. Es war so, das musste genügen. Alles andere war nicht von Interesse.
    Er benutzte einen Teil seiner Energie dazu, unsichtbar für die kleinen, zerbrechlichen Kreaturen zu werden, die wie Ameisen, wie Insekten durch dieses Gebäude liefen, alle mit einem Ziel, alle mit Kraft, die sie aufwandten, um zu dem Ort zu gelangen, zu dem sie wollten.
    Es war noch nicht lange her, dass er diese Energie, die von Kreatur zu Kreatur sehr unterschiedlich in ihrer

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