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0942 - Die Prophezeiung des Uriel

0942 - Die Prophezeiung des Uriel

Titel: 0942 - Die Prophezeiung des Uriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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passierte. Auch wenn er ein wenig Widerstand sehr zu schätzen wusste (es erhöhte das Prickeln!), er wollte, dass sie ihm gegenüber weiterhin wohlgesonnen war. Sie sollte ruhig weiter glauben, dass er ihren Wunsch erfüllt hatte, immerhin handelte es sich um eine Beschwörung, ein für beide Seiten verbindlicher Pakt. Er würde ihr die Wahrheit über den Fluch schon noch sagen, wenn es ihm nützlich war, und hatte so auch noch etwas bei ihr gut. Und wenn das nur ein kurzes Vergnügen war.
    Doch zuerst die wirklich wichtigen Aufgaben. Er machte es sich in dem Café, in dem er gerade saß, bequem, nahm noch einen Schluck des grünlichen Absinths und verzog das Gesicht. Früher war dieser Absinth noch etwas gewesen, was blind gemacht hatte. Jetzt war es nur eine übel schmeckende Plörre ohne Saft und Kraft.
    Er ignorierte die schiefen Blicke des Wirts und spreizte drei Finger seiner rechten Hand so, dass sie ein gleichschenkeliges Dreieck bildeten. Er murmelte ein paar Worte und in diesem Dreieck erschien ein Bild. Das Bild eines japanischen Zimmers. Zumindest konnte man das an der kargen Einrichtung, dem Blumengesteck und den Schiebetüren, die mit Papier bespannt waren, erkennen. Zuerst allerdings sah Asmodis nicht genau, um was es sich handelte, doch die Mauern - oder waren es Tapeten? - waren bunt angemalt. Heiligen- oder Götterbilder. Groß, bunt. Spiralförmige Wolken, dahinter rotgesichtige Kami mit riesigen, runden Augen, die lange Waffen trugen. Besonders eines dieser Wesen sprang hervor: Es war in einen blauweißen Kimono mit großem roten Zeichen darauf gekleidet. Sein Mund war grimmig verzogen, wallendes schwarzes Haar umgab das zornige Gesicht. Es stieß eine Lanze ins Maul einer mehrköpfigen Schlange.
    Für einen Moment schloss Asmodis genervt die Augen. Das gab es doch nicht, wieso musste diese Geschichte denn überall, in beinahe jedem Kulturkreis vorkommen? Das war ja nicht zum Aushalten. Aber es half wohl nichts. Was er in der Dreifingerschau sah, war ein Abbild und kein Symbol. Er sah genauer hin und erkannte jetzt, dass er in ein japanisches Badezimmer sah, das rustikal ausgestattet war. Die Fresken an der Wand waren Verzierung. Eine Duschecke war zu erkennen, mehrere auf altmodisch getrimmte hölzerne Badezuber vervollständigten nebst einem Regal für flauschige Handtücher die Einrichtung. Auch wenn es aus den Zubern dampfte - offenbar war das Wasser darin kochend heiß -, schien es auf den ersten Blick leer. Doch dann war in einem der Zuber Bewegung zu erkennen und ein Gesicht tauchte daraus hervor, dass Asmodis nur zu bekannt war. Die Frau lugte aus dem Zuber hervor und legte das Kinn auf die Hände, die sie am Zuberrand abstützte. Nachdenklich betrachtete sie das Wandbild des Kriegers oder Gottes, der die mehrköpfige Schlange tötete, die kurzen, gerade mal kinnlangen, schwarzen Haare tropf nass nach hinten gestrichen.
    Nicole Duval , dachte Asmodis amüsiert und triumphierend. Immerhin hatte er recht gehabt. Sie war in Japan. Er war versucht, so lange hinzusehen, bis sie, wie LUZIFER sie geschaffen hatte, aus dem Zuber stieg, doch dann verwarf er den Gedanken gönnerhaft wieder, als sie sich plötzlich umsah, als spüre sie, dass da jemand war, der sie beobachtete. Und es liegt doch gar nicht in meinem Interesse, dass sie merkt, dass ich ihr auf den Fersen bin , dachte er. Er konzentrierte sich darauf, zu erfahren, wo genau in Japan sie war. Der Fokus des Bildes änderte sich, nahm eine Vogelperspektive über dem Haus ein und hielt nach Landmarken und Ähnlichem Ausschau. Aha, Tokyo. Und ein Stadtteil, der wohl Shinjuku heißt. Ein altes Hotel offenbar.
    Asmodis zoomte sich das Bild wieder ein wenig näher heran. Bevor er sich dorthin versetzte, wollte er sich noch vergewissern, dass er nicht etwa eine weißmagische Schutzkuppel durchbrechen würde auf seinem Weg dorthin; wenn Nicole Duval sich dort befand, würde sie das Haus entsprechend abgesichert haben. Nicht, dass ihn das abgehalten hätte, aber notwendig war das nicht. So etwas schmerzte, kostete Kraft und lenkte ihn für wichtige Momente von anderem ab. Es war unnötig.
    Er stand auf, brachte sich etwas aus der Sichtweite des Cafés, in dem er gesessen hatte, stampfte dreimal mit dem Fuß auf, drehte sich und verschwand. Da er neben einem Mülleimer gestanden hatte, fiel den Passanten der Geruch nach Schwefel und faulen Eiern nicht auf.
    Im nächsten Moment stand Asmodis vor einer ungefähr zwei Meter hohen Mauer, die ein

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