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0944 - Blutgespenster

0944 - Blutgespenster

Titel: 0944 - Blutgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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öffnete die schwere Glastür, hinter der ein Gang lag. An seinem Ende befand sich eine Tür. Sie verband die kleine Schule mit der Turnhalle, auf die man in Llanfair besonders stolz war, denn welche ändere kleine Schule besaß schon eine solche Halle. Sie war in Eigenarbeit errichtet worden, und es hatte auch mehr als drei Jahre gedauert, bis sie eingeweiht werden konnte.
    Im eigentlichen Turnraum war es noch warm gewesen. Doch jetzt, in dem Gang, fror Lucy plötzlich. Sie vermißte die Nähe der anderen Schüler, und sie kam sich so allein vor, aber nicht eingeschlossen, obwohl die Mauer ziemlich hoch an der linken Seite war. Zwar gab es dort auch Fenster, aber nur im oberen Drittel. Für das Mädchen zu hoch.
    An der rechten Seite befanden sich die Türen zu den Toiletten. Für Jungen und Mädchen getrennt.
    Genau davor blieb Lucy stehen. Eine Hand hatte sie bereits auf die Klinke gelegt, aber sie drückte diese nicht nach unten, denn irgend etwas störte sie plötzlich in ihrer Ruhe. Sie hatte etwas gehört.
    Ein Geräusch, keine Stimmen.
    Vielleicht eine Tür, die zugeklappt war, weil jemand die Halle betreten hatte?
    Lucy war neugierig geworden. Sie schaute bis zum Ende des Gangs, aber dort sah sie nichts.
    Dafür verließen die anderen Kinder die eigentliche Turnhalle. Lucy sah, wie die Tür geöffnet wurde, und sie verschwand in den Waschraum, der vor den Toiletten lag.
    Sie betrat eine Kabine, stellte ihre Laterne, einen rötlichen Mond, auf dem Boden ab und schaltete auch den Kontakt aus. Die beiden Birnen wurden von kleinen Batterien gespeist, die sich im Griff der Leuchte befanden. Das Umgehen mit dem elektrischen Licht war sicherer als das einer Kerzenflamme, die zu leicht hätte etwas in Brand setzen können.
    Lucy mußte sich erst aus dem dicken Anorak befreien. Danach ging alles sehr schnell. Sie zog ab, lauschte dem Rauschen des Wassers und glaubte plötzlich, eine Stimme vernommen zu haben, die genau ihren Namen rief.
    »Lucy…«
    Das Kind blieb stehen, ohne sich zu rühren.
    »Hörst du mich, Lucy…?«
    »Ja, ich höre dich. Wer bist du denn?«
    »Eine Verwandte von dir.«
    Die Kleine war überfordert. »Wieso? Bist du meine Tante Virginia?«
    »Nein.«
    »Wer dann?«
    »Ich heiße auch Lucy. Lucy Tarlington. Ebenso wie du, meine Kleine. Ja, ich bin es…«
    Das Kind verstand die Welt nicht mehr. Es kam mit den neuen Gegebenheiten nicht zurecht. Sie hatte keine Tante, die auf den Namen Lucy hörte, und trotzdem hatte ihr das jemand gesagt, und diese seltsame Tante befand sich auch in ihrer Nähe. Sie mußte sich in der Kabine links von ihr befinden. Das wollte sie genau wissen. Deshalb klopfte sie auch gegen das Holz und fragte: »Bist du da?«
    »Ja, ich warte auf dich.«
    »Warum denn?«
    »Weil ich mit dir einen Spaziergang machen möchte.«
    »Aber ich nicht mir dir!« rief Lucy. »Ich will zu den anderen. Wir müssen nämlich singen.«
    »Das weiß ich.«
    »Ich gehe jetzt!« Das Mädchen war entschlossen. Es öffnete die Tür und trat dorthin, wo sie sich auch im Spiegel sehen konnte, der zwar ihr Bild wiedergab, aber nicht das der angeblichen Tante, die sie bereits lachen hörte.
    Lucy starrte in den Spiegel.
    Sie sah sich. Ein Mädchen mit dunkelblonden Haaren, die leicht gelockt waren. Ein rundes Gesicht, Grübchen in den Wangen, ein kleiner Mund und große, blaue Augen. Die dicke, schwarze Hose war fast neu, der rote Anorak mit dem weißen Teddyfutter ebenfalls, aber das alles bekam sie zu sehen, es war ihr nicht neu.
    Jemand war hinter ihr.
    Lucy spürte es.
    Jemand tippte ihr auf die rechte Schulter.
    Das Mädchen versteifte. Es fühlte eine große Angst in sich, denn es hätte diese andere Lucy doch sehen müssen. Dafür nahm sie einen ekligen Geruch wahr. Es roch nach Dreck, nach Lehm.
    Das Kind drehte sich um - und wurde vor Schreck starr, als sie ihre angebliche Tante sah.
    Sie stand direkt vor der offenen Toilettentür und tat nichts. Sie lächelte mit geschlossenem Mund und hatte ihn dabei verzogen. Dieses Lächeln gefiel Lucy überhaupt nicht. Es kam ihr nicht freundlich vor. Es war wie eine kalte Botschaft, als wollte die Frau etwas anderes hinter diesem Lächeln verstecken als hinter einer Maske.
    Das sollte ihre Tante sein? Nein, nie und nimmer. Diese Frau kannte das Mädchen nicht. Außerdem war sie so komisch angezogen und ganz schmutzig. Es war draußen bitterkalt, aber diese Frau trug nur ein rotes Kleid mit einem weiten Ausschnitt. Überall klebte der Dreck. Sogar alte

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