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0944 - Blutgespenster

0944 - Blutgespenster

Titel: 0944 - Blutgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Laut, sonst bist du tot!«
    »Ja.«
    Lucy Tarlington öffnete die Tür, während das Mädchen nachschaute und seine Klassenkameraden suchte.
    Sie hatten tatsächlich nicht länger auf sie gewartet und waren schonlosgegangen. Den Weg kannten alle, natürlich auch Lucy. Sie hätte sie leicht einholen können, aber nicht, wenn die andere bei ihr war, die schon nach draußen in die Kälte gegangen war und Lucy zuwinkte, ihr zu folgen.
    Das Mädchen ging vor, aber es hatte die eigene Situation vergessen und dachte auch nicht mehr an die Klassenfreunde. Es konnte sich nur wundern, wie es die blutige Lucy ohne Mantel oder dicke Kleidung in der eisigen Nacht aushielt. Sie mußte doch frieren. Dann war da noch der weite Ausschnitt, aber sie fror nicht. Statt dessen faßte sie Lucy an und zerrte sie von der Tür weg und danach noch schneller zur Seite, um dem Schein der Lampen zu entkommen.
    Lucy stolperte, wurde wieder abgefangen, hatte plötzlich zahlreiche Fragen, aber sie traute sich nicht, diese zu stellen. Die andere zerrte sie weiter. Sie hielt das Kind an der Schulter fest und zischte ihm immer wieder zu, daß es sich beeilen sollte.
    Die Schule lag nicht im Zentrum der kleinen Ortschaft, sondern außerhalb, neben einem Wäldchen, das in der Dunkelheit besonders gute Deckung bot. Dorthin zerrte die Blutsaugerin ihr Opfer. Als sie merkte, daß Lucy nicht so schnell laufen konnte, wie sie es wollte, riß sie das Kind hoch und trug es auf ihren Armen weiter. Das Gewicht spürte sie kaum. Außerdem war sie eine Person mit übermenschlichen Kräften.
    Das Kind schrie nicht. Es weinte auch nicht. Es wurde in den finsteren Wald gezerrt, der sich bald so weit lichtete, daß sie wieder einen freien Blick bekam, aber ihren Heimatort nicht mehr sah, sondern den Hügel hochschaute, den die blutige Lucy mit langen Schritten ansteuerte. Sie hatte ihr Kleid unten am Rock eingerissen, um bei den Schritten nicht behindert zu werden, und sie ging erst langsamer, als die schattenhaften Gestalten wie unheimliche Geister auftauchten. Da erst setzte sie Lucy ab, die vor Angst zitterte, denn die Gestalten trieben die Furcht in sie hinein.
    Sie standen da und hatten gewartet. Das Mädchen wollte nicht hinschauen, es hätte sich zudem am liebsten die Nase zugehalten, denn der Geruch war einfach schlimm.
    Die blutige Lucy aber sprach mit ihnen. Sie redete zischend und hastig. »Ihr werdet jetzt gehen. Los, lauft in den Ort! Holt euch die Menschen! Holt euch das Blut!«
    Holt euch das Blut!
    Besonders die letzten Worte hatten es dem Mädchen angetan. Lucy hatte sie genau verstanden. Sie kam damit nicht zurecht, sie konnte sich bestimmte Dinge einfach nicht vorstellen, doch die Gestalten gehorchten. Sie schwärmten aus und liefen in einer breiten Linie auf ihr neues Ziel zu, um endlich ihren Durst löschen und ihre Gier befriedigen zu können. Hin und wieder konnte Lucy, wenn sie nicht zu weit an ihr vorbeieilten, einen Blick auf die Gesichter werfen. Die meisten hielten ihre Münder offen, und das Kind sah bei ihnen das gleiche Phänomen wie bei der blutigen Lucy neben ihr.
    Spitze Zähne, echte Zähne.
    Sie hörte das Knurren, das Hecheln, das stampfende Auftreten. Sie sah die abgerissene und verschmutzte Kleidung, und sie spürte in ihrem Nacken den kalten Griff der blonden Frau.
    Die schaute den anderen an und lächelte dabei. Sie hatte alles richtig gemacht, und als die letzte Gestalt in der Dunkelheit verschwunden war, da drehte sich die blutige Lucy zu ihrer jungen Geisel hin um und beugte sich vor. »Jetzt sind wir allein«, flüsterte sie. »Nur du und ich. Du als kleines Mädchen und ich als deine Urtante, die zurückgekehrt ist.« Sie konnte sich nicht mehr beherrschen und mußte lachen.
    Dann zerrte sie, das Kind zur Seite. Sie gingen. Aber nicht mehr zurück nach Llanfair.
    Ihr Ziel lag woanders…
    ***
    Donna und Jack Tarlington wunderten sich über unsere Reaktion. Sie waren uns gefolgt. Vor ihrem Haus standen wir beisammen. Atemfahnen zerfaserten vor unseren Lippen. Sie sahen im Licht der Außenleuchte aus wie gelblicher Nebel.
    Donna Tarlington klammerte sich an meinem Arm fest. »Sie haben Angst um die Kinder, nicht?«
    »Ja, nicht nur ich.«
    »Was befürchten Sie genau?«
    »Meine Güte, ich möchte es Ihnen jetzt nicht erklären. Wir müssen zunächst die Kinder finden. Sie sind Lehrerin. Sie kennen sich aus. Sagen Sie uns, welchen Weg sie gehen oder schon genommen haben.«
    »Sie laufen die Häuser ab.«
    »Gibt es da eine

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