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0944 - Blutgespenster

0944 - Blutgespenster

Titel: 0944 - Blutgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich.
    Meine Stimme mußte Donna Tarlington wohl erschreckt haben, denn sie zuckte zusammen. »Ja, ja«, sagte sie schnell. »Dieses vorweihnachtliche Singen ist für uns schon zur Tradition geworden. Die Kinder freuen sich immer darauf.«
    Wir freuten uns weniger. Es hielt auch keinen von uns mehr auf seinem Stuhl. Ich fragte noch einmal nach. »Die Kinder sind draußen. Sie gehen durch die Gassen, sie klingeln an den Häusern und…«
    »Ja, so läuft es ab. Sie tragen auch Laternen…«
    Und können einen leichte Beute für Vampire werden. Das aber sagte ich nicht, sondern dachte es nur.
    Im Haus der Tarlingtons hielt uns jetzt nichts mehr…
    ***
    Lucy fühlte sich in ihrem Element, denn sie war das, was sie sich immer gewünscht hatte. Sie war jetzt die Anführerin der Vampire, die Chefin der Blutsauger, die ihr allein gehorchten, denn mittlerweile hatten sie begriffen, wem sie ihre Freiheit verdankten. Sie würde die Brut führen, und sie würde ihnen auch klarmachen, wann sie sich über die Menschen stürzen sollten, um sie zu leeren.
    Noch nicht, etwas später.
    Sie hatten lange genug in der Höhle gewartet. Da kam es auf eine oder zwei Stunden nicht an. Lucy führte sie nahe an den Ort heran, daß die Blutsauger die Umrisse der Häuser sehen konnten und die vorweihnachtlichen Girlanden daran, die mit Lichtern bestückt waren.
    Auf einem kleinen Platz stand ein Tannenbaum, dessen Lichter besonders hell strahlten.
    Etwas Blut hatten die Vampire schon lecken oder trinken können, denn es war ihnen gelungen, zwei Füchse zu reißen, die auf der Suche nach Beute und von einem gewaltigen Hunger getrieben, sehr unvorsichtig gewesen waren und ihnen nur deshalb in die Arme gelaufen waren. Aber das Blut der Tiere war nicht mit dem der Menschen zu vergleichen. Da konnte man kaum von einem Ersatz sprechen. Nur der erste Hunger oder die erste Gier waren gestillt worden.
    Lucy holte sich Simescu zur Seite. Sie verstand sich mit ihm sehr gut, und sie brauchte auch so etwas wie einen Stellvertreter. Hinter ihnen standen die übrigen Blutsauger wie eine sich leicht bewegende Wand. Sie hörten nicht, was Lucy ihrem Stellvertreter erklärte.
    Sie machte ihm zunächst klar, daß sie allein in den Ort gehen wollte, was Simescu natürlich nicht verstand und auch nicht begreifen wollte, weil seine Gier nach dem Blut der Menschen zu groß war.
    Aber Lucy blieb hart. »Ihr werdet erst gehen können, wenn ich wieder zu euch gestoßen bin. Dann überlasse ich euch den Ort mit seinen Einwohnern.«
    Er glotzte sie an, sprach aber nicht.
    »Begriffen?«
    Er nickte.
    »Dann ist es gut.« Sie gab ihm einen Klaps auf die rechte Schulter. »Es dauert nicht lange, gar nicht lange.« Über ihr Gesicht huschte ein Lächeln. »Ich möchte nur mit jemandem zusammensein, den ich kenne, der mich aber nicht kennt. Es ist ein Kind, ein Mädchen - und weißt du, wie es heißt?«
    Der Rumäne schüttelte den Kopf.
    »Lucy heißt die Kleine. Lucy Tarlington…« Sie lachte noch einmal auf und verschwand danach wie ein Spuk in der Dunkelheit…
    ***
    »Kommt deine Mutter denn nicht mehr wieder?« fragte Kelly, die Kleine mit den roten Haaren und den Kulleraugen.
    Lucy Tarlington schüttelte den Kopf. »Sie hat uns doch alles gesagt. Wir können gleich gehen.«
    »Ja, ich habe auch Hunger.«
    »Was willst du denn essen?«
    »Das, was wir kriegen.«
    »Die Süßigkeiten?«
    Kelly nickte.
    »Aber die gehören uns allen. Die sollen doch geteilt werden. Wie im letzten Jahr.«
    »Da habe ich zuwenig bekommen!« beschwerte sich Kelly, denn sie hatte nicht vergessen, wie es vor einem Jahr gelaufen war.
    »Du bist ja auch viel dicker als die anderen!«
    Kelly ärgerte sich über den Satz, und sie sah so aus, als wollte sie der Freundin die flache Hand ins Gesicht schlagen. Sie überlegte es sich anders, streckte ihr nur die Zunge heraus uns ging dann zu den anderen Freunden, die zusammen auf den Matten saßen.
    Drei Kinder waren noch aus dem Nachbarort hinzugekommen. Sie würden den Rest der Nacht bei den Freunden in Llanfair verbringen.
    Fünf Mädchen und vier Jungen waren es insgesamt. Alle zwischen acht und zehn Jahren. Sie gingen den Weg bereits zum zweiten Mal, und sie freuten sich schon das ganze Jahr darauf.
    »Ich mußt noch mal zum Klo«, sagte Lucy. »Dann können wir aber gehen. Oder wollt ihr schon vorlaufen?«
    »Dann warten wir eben draußen!« rief Kelly.
    »Ist mir egal.« Lucy zappelte nicht länger herum, sondern lief durch die Turnhalle und

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