0944 - Die Brücke zur Anderswelt
bevor der Feuerring Caermardhin erreicht hätte, wurde seine Energie völlig von dem Feuerball aufgenommen und zerstört.
Ein greller Todesschrei, so schrill, dass niedere magische Wesen daran starben, hallte durch die magischen Sphären.
Als die Arbeit getan war, teilte sich der Feuerball plötzlich und schwächte ab. Ma und Merlins Stern entstanden in der Luft.
Während das Amulett von Merlin zurückgerufen wurde, verschwand Ma wort- und grußlos. Der alte Zauberer starrte ihr zuerst finster hinterher. Dann erschien plötzlich ein spöttisches Lächeln auf seinen Lippen.
***
Gegenwart, Miyazu
Es war bereits Nacht, als Kodama Hasebe in seinem Hubschrauber über Miyazu einschwebte. Er saß neben seinem Piloten und hielt das zusammengerollte Pergament mit dem Großen Geheimnis in der rechten Hand. Der Yakuza fieberte und hoffte, nicht zu spät zu kommen, aber noch schneller war einfach nicht drin gewesen. Der Pilot gab ohnehin schon sein Bestes.
Plötzlich erstarrte der Kuromaku . Von einem Moment zum anderen spannte sich ein Stück vor ihnen ein leuchtend weißer Strahl schräg in den Himmel!
»Das ist… großartig«, flüsterte Hasebe, der plötzlich einen rauen Hals hatte. » Amanohashidate. Die Himmelsleiter. Das muss sie sein!«
»Was meinen Sie, Hasebe-dono?« Der Kuromaku ließ sich von seinen Leuten mit dem nicht mehr gebräuchlichen dono anreden, was so viel wie »Herrscher« bedeutete.
Hasebe blickte den Piloten an. »Da vorne. Direkt vor uns. Siehst du sie etwa nicht?«
»Ich sehe nichts Außergewöhnliches, Hasebe-dono«, gab der Pilot verwirrt zurück.
Dem Kuromaku dämmerte es, dass seine Wahrnehmung wohl an dem Pergament mit dem Großen Geheimnis lag, das er berührte. »Flieg so, wie ich es dir befehle!«, brüllte er den Piloten an. »Keine Fragen. Tu einfach, was ich will!«
Hasebe manövrierte den Hubschrauber näher an die Himmelsleiter heran. Sie war jetzt nur noch etwa 400 Meter entfernt und wirkte unglaublich prächtig. Der Yakuza glaubte mächtige Energieströme in ihr wahrzunehmen, die sich wie Schlieren ineinander verdrehten und wieder auseinander schossen.
Und plötzlich sah er die Frau! Sie stand in etwa 100 Metern Höhe auf der Himmelsleiter. Er erkannte sie sofort.
»Deneuve«, flüsterte er. »Die Führerin. Ich wusste es doch.«
Sie tat weitere Schritte. Und war plötzlich in Höhe des Hubschraubers. Der Kuromaku bewunderte, wie sicher sie auf der Leiter ging, die aus reinem Licht zu bestehen schien. Der Pilot schien sie aber genau so wenig wahrzunehmen wie die Himmelsleiter.
»Los, Steigflug! Und weiter nach vorne!« Hasebe dirigierte den Piloten so, dass der Hubschrauber über Amanohashidate zum Stehen kam. Er war wild entschlossen, auszusteigen. Die Tatsache, dass er sie mit dem Pergament in der Hand sehen konnte, verlieh ihm die Gewissheit, dass er sie auch begehen konnte.
Hasebe sah ein Stück des brodelnden Lichts nun direkt unter sich. Er steckte die Pergamentrolle unter sein Hemd. In Gedanken rief er kurz seine Vorfahren an, ehrte ihre Taten und riss dann die Tür der Glaskanzel auf. Ein Feigling war er noch nie gewesen. Und jetzt wartete das ewige Leben auf ihn. So greifbar nahe wie nie zuvor. »Ich steige aus!«
Der Pilot sah ihn erschrocken an. »Wollen Sie Seppuku begehen, Hasebe-dono?«
»Tu einfach, was ich sage, Baka-yaro .« Hasebe atmete tief durch - und sprang, bevor er im letzten Moment doch noch kalte Füße bekam. Mit einem lang gezogenen schrillen Schrei und strampelnden Beinen fiel er ins Nichts, während er das Pergament fest an seine Brust presste. Zwei endlos lange Sekunden drückten ihm den Magen in die Kehle, dann stieß er auf Widerstand.
Hasebe versuchte den Sprung abzufedern, aber das war nicht möglich. Er stürzte nach vorne, überschlug sich, drohte über den Rand der Himmelsleiter zu stürzen - und lag doch plötzlich still. Es war ihm, als sei er in Watte gefallen.
Der Kuromaku stieß einen triumphierenden Schrei aus. Er erhob sich, stand schwankend da, hielt das Pergament in die Höhe und machte dann seinen ersten Schritt nach oben.
In diesem Moment kamen die Geister. Schrill kreischend fielen sie über ihn her. Das erste Gebiss schnappte nach Hasebe. Die Reißzähne schlugen in seinen Oberarm. Wahnsinnige Schmerzen durchfluteten den Yakuza. Er brüllte, schlug um sich, versuchte die Attacken der sich wie irr gebärdenden Angreifer abzuwehren. Hunderte mussten es sein. Sie kamen von allen Seiten, hüllten ihn wie einen Vorhang
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