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0945 - Die Energiejäger

Titel: 0945 - Die Energiejäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit seinem gönnerhaften Freund. Vor lauter Fangfieber hatten sie die Vorsicht völlig außer acht gelassen.
    „Das Luftschiff steht bereit", drängte Zwadivar, „zieht euch zurück!"
    Ongelsken ging nicht darauf ein. „Gib mir den Kurs", verlangte er. „Wir haben eine neue Auswertung.
    Geschwindigkeit vierhundert Kilometer pro Sekunde, Vektor ... hier: Abstand im Augenblick der größten Annäherung dreihundertundneunzig Kilometer!"
    „Das ist die äußerste Hülle der Atmosphäre." Ongelsken traf seine Entscheidung blitzschnell. „Wir warten", sagte er.
    Er wies auf die Tür. Marnalok öffnete. Ongelsken trat hinaus, die beiden Brüder folgten ihm. Ongelsken empfand keine Furcht, aber es nagte an ihm die Ungewißheit, ob er den Umfang der Gefahr richtig eingeschätzt habe. Er wußte nicht, wieviel Substanz der Noran noch enthielt, und selbst wenn er es gewußt hätte: Wer konnte sich ausmalen, welche Wirkung selbst ein winziger Betrag Materie, multipliziert mit dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit, entfalten würde?
    Es geschah alles ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Er hatte eine mächtige Explosion erwartet, aber zunächst sah er einen dünnen, bläulich schimmernden Lichtfaden, der plötzlich wie hingehaucht am nächtlichen Firmament erschien. Binnen eines Sekundenbruchteils verwandelte sich das leuchtstärkere Ende des Fadens in eine Fontäne aus Licht, die in die Tiefe schoß und auseinanderfächerte. Sie verwandelte sich in wabernde Vorhänge aus gleißender Helligkeit, in denen alle Farben des Spektrums spielten. Die Erscheinung dauerte eine Sekunde lang an und endete mit einem grellen, die Nacht zum Tag verwandelnden, lautlosen Blitz.
    Ongelsken taumelte. Er war geblendet.
    „Zurück in die Baracke!" stieß er hervor.
    Er fand tastend seinen Weg. Im Innern des kleinen Gebäudes knisterte, zischte und knatterte es. Die Strahlung, die von der Explosion ausging, hatte die Elektronik in hektische Aktivität versetzt. Immer noch halb blind, arbeitete sich Ongelsken bis zu dem kleinen Fenster vor, das die Landebahn überblickte. Es war zu spät, den Piloten zu warnen.
    Das Luftschiff blieb sich selbst überlassen, und seine einzige Verteidigung gegen das bevorstehende Unheil war seine aerodynamische Form.
    Die Druckwelle brandete mit donnerndem Krach auf das felsige Tal hernieder. Staub schoß wie eine Wand in die Höhe und verschluckte das Licht der Lampen, die die Rollbahn beleuchteten. Ongelsken fühlte den Boden zittern. Er hörte das häßliche Klatschen von Gesteinsbrocken, die die aufgewühlte Luft wie Sandkörner um sich schleuderte.
    Der Sturm fuhr mit einem hohlen, infernalischen Brausen zwischen den beiden Bergketten dahin. Die Kunststoffverglasung des Fensters knirschte in den Fugen, aber sie hielt.
    Der Spuk dauerte etliche Minuten. Dann schlief der Sturm ein, so schnell wie er erwacht war. Das Brausen erstarb von einer Sekunde zur anderen. Nur ein paar verirrte Böen blieben übrig, die eine Zeitlang hin und her durch das Tal schössen und den Staub durcheinanderwirbelten.
    Die Elektronik hatte sich beruhigt. Marnalok und Narmaluk waren damit beschäftigt, eine Verbindung mit der NORANMUTTER herzustellen. Ongelsken blickte durch den sich langsam setzenden Staub und sah schließlich die Umrisse des Luftschiffs. Es war von der Landebahn geschoben worden, wirkte jedoch unbeschädigt. Die kleine Schleuse unterhalb der Pilotenkanzel stand offen. Der Pilot zwängte sich durch die schmale Öffnung. Er bewegte sich vorsichtig, als befürchte er, daß der Sturm jeden Augenblick wieder auffrischen könne. Er war offenbar unverletzt.
    Inzwischen hatte Marnalok eine Verbindung mit der NORANMUTTER.
    „Ihr habt es überstanden, sehe ich", sagte Zwadivar.
    Die Beiläufigkeit, mit der er sprach, war vorgetäuscht. Ongelsken kannte den Freund gut genug, um zu wissen, daß er sich Sorgen und Vorwürfe machte.
    „Es ist alles in Ordnung", antwortete er. „Wir haben etwas gelernt. Wir wissen, daß wir den direkten Aufprall eines Norans wahrscheinlich nicht überleben würden."
     
    *
     
    Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, als Ongelsken mit dem Luftschiff zur FÄNGERGLÜCK zurückkehrte.
    Achtzehn Norane waren gefangen worden das bei weitem höchste Ergebnis, das eine einzelne Fangexpedition je erzielt hatte.
    Die Norane waren zum Abtransport aufgereiht, je drei in einer Reihe, sechs Reihen tief. Die leuchtenden Norane bildeten die Knotenpunkte eines Gitters, dessen Linien durch die in

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