0945 - Zielort Kristallwelt
möchte dich bitten, noch zu bleiben«, sagte Fu Long beinahe beiläufig. »Die Vampirfürsten kommen, weil Tan Morano diesen Ruf ausgesandt hat. Möglicherweise können wir da schon eingrenzen, wonach du Ausschau zu halten hast.«
Zamorras Augen verengten sich. »Ist das eine Bitte oder ein Befehl? Ich habe immer den Eindruck, du willst ignorieren, dass wir auf verschiedenen Seiten stehen! Ich persönlich halte es nicht für eine besonders gute Idee, hierzubleiben, wo Vampirfürsten auf dem Weg hierher sind und bald deine Bibliothek füllen werden.«
Fu Long richtete sich auf. »Ich habe eine Bitte ausgesprochen, keinen Befehl. Ich muss gegen dich keinen Krieg führen, wenn du das meinst, Zamorra. Wenn ich mir wirklich Autorität über mein Amt als Höllenfürst hinaus verschaffen wollte, wäre dein von mir inszenierter Tod eine gute Idee, zugegeben. Aber vergiss nicht, ich habe dir mein Wort gegeben, dass dir hier auf dem Boden meiner Stadt kein Haar gekrümmt wird.«
Zamorra funkelte den Fürsten der Finsternis schweigend an. »Meine Aufgabe ist es, Menschen zu schützen«, sagte er schließlich. »Ich werde nicht zögern, gegen die Hölle vorzugehen, wenn das notwendig ist. Und dass zufällig du ihr Fürst bist, wird mich nicht daran hindern.«
Fu Long nickte einmal und hob die Hand. »Ich erwarte nichts anderes von dir. Ich werde die Hölle ebenfalls schützen und dabei keine Rücksicht auf dich nehmen, denn darin besteht, ob ich es will oder nicht, meine Pflicht und meine Verantwortung. Aber etwas, das der Hölle Angst einjagt und sie bedroht, kann nicht gut sein und würde höchstwahrscheinlich Wirkungen auf die Erde und die Menschen haben. In diesem Fall decken sich daher unsere Interessen, stimmst du mir zu?«
Zamorra nickte finster.
»Ich weiß, dass du deine Aura auf deine körperlichen Grenzen beschränken und dich so quasi unsichtbar machen kannst«, sprach Fu Long weiter. »Wenn du das tust und ich dich zusätzlich mit einem Bannkreis umgebe, werden die Vampirfürsten dich nicht wahrnehmen. Du kannst Zeuge dieser Unterredung werden. Vielleicht hilft sie dir.«
Zamorra zögerte wieder. Es war nicht besonders schlau, sich darauf einzulassen. Aber etwas in ihm raunte ihm zu, es zu tun und sich der Gefahr auszusetzen. Fakt war, dass Tan Morano Einhalt geboten werden musste. Die Vampirfürsten dachten ähnlich, wenn auch aus anderen Motiven, aber vielleicht erfuhr er hier etwas, das ihm dabei helfen konnte. Und darüber hinaus bot Fu Long ihm die Möglichkeit, es aus erster Hand zu erfahren. Vielleicht war das gar nicht so dumm.
Und im Notfall war da ja auch noch das Amulett. Es speiste sich zwar aus seiner Körperkraft, aber Zamorra war sicher, dass sie beide mit einem Raum voller Vampire fertig werden würden.
»Ich bin einverstanden«, sagte er schließlich.
Fu Long nickte. »Gut. Setz dich hierhin, auf diese Bank. Ich werde dafür sorgen, dass dir niemand zu nahe kommt. Dein menschlicher Geruch wird hier in meinem Haus nicht auffallen, es ist allgemein bekannt, dass ich menschliche Diener in großer Zahl habe.«
Zamorra nahm auf der Bank, die er für ein reines Dekorationsstück gehalten hatte, Platz und zog sein Amulett. Fu Long verzog kurz das Gesicht.
»Das solltest du vielleicht abstellen. Die Weiße Magie, die davon ausgeht, ist selbst für mich unangenehm. Umso größer wird die Wirkung auf die Vampirfürsten sein.«
Zamorra hob die Brauen. »Das werden wir wohl wie meinen Geruch auf die Umstände hier bei dir schieben müssen. Wenn du glaubst, ich bleibe beim Fürsten der Finsternis zusammen mit einer Horde Vampirfürsten ohne aktiviertes Amulett, dann liegst du falsch.«
Ob diese Drohung nun ein Bluff war oder nicht und ob das Amulett nach seiner Erneuerung durch Asmodis wirklich genug Kraft gehabt hätte, gleichzeitig gegen alle Vampire zu bestehen, überließ Zamorra der Interpretation Fu Longs.
Liang, der Haushofmeister, kam hereingehastet. »Herr, deine Gäste sind da. Sie sind überaus ungeduldig. Darf ich sie hereinbitten?«
Nach einem Seitenblick auf Zamorra, der nickte und sich dann konzentrierte, hatte Fu Long Liang angewiesen, die Herren und Damen hereinzulassen.
Und jetzt sah Zamorra von seiner Bank über die Herrschaften und amüsierte sich beinahe. Jeder schrie durcheinander, einige waren gar schon aufgestanden und machten Anstalten zu gehen oder im Zweifelsfall übereinander herzufallen. Fu Long saß hinter seinem Schreibtisch und betrachtete das Durcheinander
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