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0947 - Das Voodoo-Weib

0947 - Das Voodoo-Weib

Titel: 0947 - Das Voodoo-Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts anfangen konnten, und Suko wiederholte ihn leise, bevor er sagte:
    »Er hört sich französisch an.«
    »Er ist auch französisch.«
    »Aha. Und?«
    »Leonora und ich sind Landsleute. Wir stammen beide aus derselben Gegend.«
    »Dann kennt ihr euch gut?«
    »Einigermaßen.«
    »Und sie residiert in der Hölle.«
    »Das hast du gut erfaßt, Suko. Sie ist dort die Herrin. Sie beherrscht das Lokal. Sie gibt den hier Verlorenen so etwas wie Heimat zurück, wenn ihr versteht.«
    »Und sie weiß sicherlich etwas über die vier Morde - eine wirklich tolle Frau«, sagte ich, ohne es so zu meinen.
    »Du wirst begeistert sein, wenn du sie siehst.«
    »Wann kommen wir in den Genuß?«
    »Lange braucht es nicht zu dauern.«
    »Also noch an diesem Abend.«
    »Ja, aber geht nur mit mir, versteht ihr? Ich kann euch Zutritt verschaffen, denn mich kennt man dort. Kämt ihr allein, würde man euch nicht bis an die Schwelle lassen. Keine Sorge, in meiner Nähe seid ihr relativ sicher.«
    »Relativ nur?« hakte ich nach.
    »Garantieren kann ich für nichts. Ich kann euch aber einen Rat geben. Wenn ihr schon in der Hölle seid, versucht mit allen Mitteln, nicht aufzufallen. Ihr würdet unter Umständen, nein, sicher sogar, den kürzeren ziehen. Meine Landsleute mögen keine Eindringlinge in ihre Welt - und keine Bullen.«
    »Das haben wir schon begriffen«, sagte ich Bayou. »Uns geht es nicht vorrangig um irgendwelche Feste, die dort gefeiert werden. Wir sind nur daran interessiert zu erfahren, wie die vier Männer und durch wen sie ums Leben gekommen sind. Wir suchen Mörder, keine Bullenhasser, habe ich mich da klar genug ausgedrückt?«
    »Hast du.«
    »Dann steht einem Abmarsch nichts im Wege.«
    »Nein, bestimmt nicht.« Er wollte sich vorbeugen, um die Flammen zu löschen, als Suko ihn wieder zurückdrückte. »Moment noch, Bayou, ich bin mir nicht sicher…«
    »Warum?«
    »Hör zu. Ist es möglich, daß eine gewisse Leonora Vendre vielleicht weiß, mit wem du dich heute getroffen hast?«
    »Kann sein. Sie weiß vieles. Sie ist das Ohr, dem alles zugetragen wird.«
    »Dann weiß sie auch über die Morde Bescheid und sicherlich darüber, wie die vier Männer ums Leben gekommen sind.«
    »Ausschließen möchte ich es nicht«, erklärte er lächelnd. »Man hält sie für eine Königin des Voodoo, für ein Voodoo-Weib, wie auch immer. Für viele ist sie eine überirdische Lichtgestalt, eine Schamanin, eine Heilerin, eine, die sich mit dem Jenseits ebenso auskennt wie mit dem Sterben. Sie ist schon etwas Besonderes.«
    »Um so interessanter für uns, sie endlich kennenzulernen.«
    »Ich werde euch führen.«
    Jetzt hatte keiner von uns etwas dagegen, daß er die Flammen löschte. Die Dunkelheit fiel über uns zusammen, trotzdem standen wir auf. Wieder tanzten die Strahlen der Lampen durch den Verschlag. Sie ließen die Feuchtigkeit an den alten Wänden wie Tautropfen glänzen.
    Bayou schob sich nahe an mir vorbei auf den Ausgang zu. Von seinem Gesicht sah ich nur die großen Augen, als sollten sie mich hypnotisieren. »Denkt immer daran«, flüsterte er, »ihre Macht ist groß, ihr Wissen ebenfalls.«
    »Was weiß sie denn?«
    Der farbige Kollege grinste kantig. »Manchmal weiß sie alles, John, fast alles.«
    »Wir werden sie fragen.«
    Wieder lachte Bayou leise und schob sich in den schmalen, finsteren Gang hinein. Das Licht erfüllte ihn mit seinem kalten Schein und ließ die Wände aussehen wie nach einem ersten Anstrich.
    Wir wunderten uns darüber, daß Bayou auffallend langsam ging. Eigentlich hätte er froh sein müssen, diese Kellerräume zu verlassen, aber er ging zögernd. Der Strahl seiner Lampe zuckte über die Wände. Dann blieb er auf der untersten Stufe kleben.
    »Ist was nicht in Ordnung?« fragte ich.
    »Das weiß ich eben nicht.«
    »Wieso?«
    »Wir müssen es abwarten«, sagte er mehr verschleiernd als aufklärend. Vor der Treppe blieb er dann stehen, um die Stufen hochzuleuchten.
    Niemand stand dort und wartete auf uns. Dennoch konnte ich mir vorstellen, daß sich bei unserem Kollegen die Nackenhaare querstellten und er sich unwohl fühlte.
    »Da ist doch niemand - oder?«
    »Seid vorsichtig! Ich habe euch doch erzählt, daß sie einiges weiß, auch wenn man es ihr nicht gesagt hat.« Er drehte sich noch einmal um und winkte uns zu. »Gehen wir!«
    Mir hatte dieses konspirative Treffen nicht gefallen, und Suko dachte ähnlich, das erkannte ich an seinem Gesichtsausdruck. Überhaupt kam uns ein Mensch wie

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