0947 - Das Voodoo-Weib
hineinmischte. Ich kriegte eine Gänsehaut, als ich plötzlich den grell gewordenen Ausdruck in den Augen der Gestalt sah.
Es war auch genau der Moment, an dem Suko seinen Gegner beinahe erreicht hatte. Der andere mußte ihn spüren. Er merkte plötzlich, welche Gefahr da auf ihn zukam. Sein Nacken warf auf einmal Falten, als er seinen Kopf bewegte - und genau gegen die drei sich, fächerartig ausbreitenden Riemen schaute, denen er nicht entkommen konnte.
Ich kannte die Kraft der Dämonenpeitsche. Ich wußte, zu welchen »Leistungen« sie fähig war. Sie war für Dämonen ein mörderisches Instrument, das vernichten und töten konnte.
Ich hielt mich zurück und faßte meinen Nebenmann an, weil ich den Eindruck hatte, daß dieser flüchten wollte. Unter meinem Klammergriff blieb er und bekam mit, welche Kräfte das Monstrum zerstörten. Sie hatten den Schädel erwischt und dabei reagiert wie eine Säge.
Hineingeschlagen. Hineingefräst. Der Schädel zerbrach wie ein Porzellankopf, und aus dem Hals schossen plötzlich die Flammen hoch wie bei einem Feuerwerk. Rotes, gelbes und blaues Licht sprühte in die Luft, wo der Wiederschein durch die Finsternis fuhr und über die kahlen Mauern der umliegenden Häuser flackerte.
Das Monstrum hatte keinen Kopf mehr. Nur die Flammen schossen hoch. Das Zischen erreichte uns wie eine fremde Musik, aber wir sahen noch mehr, denn aus dem Feuer kristallisierte sich etwas hervor. Es war das Gesicht einer Frau. Eine Haut, die bläulich und auch bleich glänzte. Wir sahen dunkle Augen, ebenfalls dunkle Haare, aber dieser Eindruck verschwand ebenso schnell, wie er aufgekommen war.
Aus dem Gesicht entstand etwas anderes, etwas Fürchterliches. Der grüngeschuppte Kopf eines Drachen, dessen Maul weit geöffnet worden war. Aus ihm hervor drang jede Menge Rauch, ein zischender und giftiger Brodem, der in das Feuer hineinjagte und es zum Erlöschen brachte.
Es wäre völlig finster geworden, aber zum Glück brannten nur zwei Leuchten. Eine hielt Suko in der Hand, die andere ich, und die Strahlen erwischten nichts mehr.
Der Platz, auf dem sich das Monstrum aufgehalten hatte, war leer. Keine Gestalt mehr, keine Asche, die zurückgeblieben war, auch kein Skelett, das auf dem Boden lag.
Nichts mehr…
Ich hörte neben mir seltsame Geräusche. Klagend und jammernd hörten sie sich an. Als ich nach unten schaute, sah ich, daß der farbige Kollege auf die Knie gefallen war, einfach unfähig, noch länger dorthin schauen zu können, wo sich das Drama ereignet hatte.
Suko aber ging zu diesem bewußten Platz. Er blieb stehen und hob die Schultern.
»Nichts?« rief ich.
»Du sagst es. Kein Rest.« Er leuchtete zu Boden und ließ den Strahl kreisen. »Das verstehe, wer will, John, ich begreife es nicht. Ich bin überfragt.«
»Ja, das bin ich wohl auch.«
Bayou hatte uns gehört. Er hob mit einer unsagbar müden Bewegung den Kopf und richtete sich auf. Auch er schaute dorthin, wo alles passiert war. Ich ließ den Strahl gegen sein Gesicht streichen.
Bayou schüttelte den Kopf. »Das alles packe ich nicht. Das begreife ich nicht. Wieso…?«
»Mach dir darüber keine Sorgen.« Ich konnte mich nicht beherrschen, ihm einen kleinen Stoß zurückzugeben. »Du hast uns ja gewarnt, aber wir sind auch nicht ohne.«
»Scheiße, das habe ich gemerkt.« Er kam auf die Beine, und ich kümmerte mich nicht mehr um ihn, sondern ging zu Suko, der den Kopf gedreht hatte und mich angrinste.
»Soll ich was fragen?«
»Nein, John, tu's nicht. Ich weiß es auch nicht. Ich komme damit nicht zurecht.«
»Sehr schön.«
Er lachte, und es hörte sich an wie in einer der amerikanischen Comedy-Serien.
Ich bedachte ihn mit einem verwunderten Blick, und Sukos Lachen verstummte. »Hast du irgendwelche Probleme?«
»Nein, John, überhaupt nicht. Ich finde es toll. Ich weiß nur nicht, wie ich alles in die Reihe bringen soll.«
»Was in die Reihe bringen?«
»Da ist zum einen diese Gestalt gewesen. So ein Gipskopf mit leuchtenden Augen, sage ich mal. Zum anderen haben wir in diesem Feuer ein Frauengesicht gesehen. Du doch auch - oder?«
Ich nickte.
Suko war zufrieden und sprach weiter. »Dann habe ich noch den Echsenkopf erkannt, oder was immer es auch gewesen sein mag.«
»Wo ist das Problem?«
»Wie bringen wir die drei unter einen Hut?«
Ich schwieg.
»Dann bist du auch überfragt.«
»Die drei?« murmelte ich vor mich hin.
»Was meinst du?«
»Ich frage mich wirklich, ob es drei verschiedene Personen
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